Wänd ihr nuch öppis khörä? – Fabio Di Càsola und das Glarner Kammerorchester

Es kommt einem riesigen Geschenk gleich, wenn alles so zusammenpasst und harmoniert, wie es am vergangenen Samstagabend im Saal des Gemeindehauses Ennenda der Fall war. Der grosse Raum war mit erfreulich vielen Gästen besetzt. Das Glarner Kammerorchester spielte unter Leitung von Reto Cuonz grandios, mit grosser Hingabe und musikalisch hoher Reife.



Die Fotos entstanden bei der Vorprobe
Die Fotos entstanden bei der Vorprobe

Der Klarinettist Fabio Di Càsola brillierte, war so spielfreudig, verfügt über hohe gestalterische und spieltechnische Reife. Angeboten waren die Sinfonie op. 3 Nr. 1 in D-Dur von Johann Christian Bach, das Konzert für Klarinette und Orchester Nr. 1 in B-Dur von Ignaz Pleyel und Schuberts Sinfonie Nr. 5 in B-Dur. Der Applaus war riesig, lange und heftig. So wurden Zugaben bereitwillig und hoch willkommen angeboten. Schliesslich hatte der einfühlend leitende Reto Cuonz angefragt, ob man noch etwas vernehmen wolle.

Der Saal des Gemeindehauses Ennenda ist ein gar vornehmer, stilvoller Konzertraum. Und als die zahlreichen Besucherinnen und Besucher auf den etwas unbequemen Sitzbänken die richtige Haltung eingenommen hatten und das harmonische Geläut der nahe gelegenen Kirche verstummt war, wurde man richtiggehend verwöhnt. Die Musizierenden des Kammerorchesters und zugezogene Gäste nahmen die harmonischen, fordernden Intentionen ihres Dirigenten auf, setzten lange und sorgsam Eingeübtes spürbar einfühlend, mit enormer Reife und gegenseitiger Abgestimmtheit um. Es begann mit erfrischender Festlichkeit, neckischen Einwürfen, anmutiger Verspieltheit. Eine gar farbenstarke Palette an positiven Gefühlen klang auf. Man liess sich gerne mittragen, vermochte die Schönheit und Frische der Sinfonie von Johann Christian Bach geniessen. Die Orchesterleute gestalteten enorm beeindruckend aus, nie ergab sich das Dominieren eines Klangregisters. Dem dynamischen Gestalten wurde spürbar grosse Beachtung geschenkt. Die Ganzheit war von ergreifender, packender Schönheit. Glanz, stürmisches Wegeilen, Frohlocken, Tanz und Fröhlichkeit wurden gar adrett ausgespielt.

Ein ganz besonderer Genuss war die Interpretation des Konzerts für Klarinette und Orchester von Ignaz Pleyel. Das variantenreiche und innige Ausgestalten der Orchesterleute erfreute ebenso wie die hohe, hingebungsvolle Eleganz des Solisten Fabio Di Càsola. Es war, als ob zuweilen einfach so hingezaubert würde, derart kunstvoll, wirblig, elegant und gefühlvoll war das Spiel des Klarinettisten. Man liess sich gerne, staunend, geniessend mittragen. Es ertönte eine berauschende Vielfalt an Momenten, die mit Worten nicht adäquat erfassbar sind. Ist es vermessen, Di Càsola als meisterhaften Klangzauberer zu bezeichnen, der in hohem Mass zu faszinieren vermag, Staunen, hohe Anteilnahme und Freude zu wecken weiss? Die geforderte Zugabe erfüllte er bereitwillig, sie kam einem wie die meisterhafte Zusammenfassung von bereits Erlebtem vor.

Eine grosse Weite an Klangerlebnissen beinhaltet Schuberts Sinfonie Nr. 5 in B-Dur. Die Orchesterleute wussten Akzente geschickt und elegant auszuspielen. Die immense Vielfalt an Forderndem wurde klug gefügt, mit hoher inhaltlicher und gestalterischer Reife und beeindruckender Intensität. Rhythmisch und dynamisch heikle Momente wurden richtig elegant ausgespielt.

Es war eine Fülle an Wohlklang, Festlichkeit und grossartigem Reichtum. Die bei Konzertende überreichten Blumensträusse kamen beinahe einer Zusammenfassung der musikalischen Vielfalt gleich.