War das schon Weihnachten?

Von Weihnachten 2007 war ich - gelinde gesagt – enttäuscht! Wo war der Zauber, wo die Magie von Weihnachten? Nach all dem vorweihnachtlichen Stress kam bei mir nie echte „Weihnachtsstimmung“ auf.


Wie war es da früher anders! Für Kinder gibt es doch nichts schöneres als die Weihnachtszeit. Das fängt mit dem Adventskalender und dem Wunschzettel an. Egal ob man dann schon weiss, dass es den Weihnachtsmann gar nicht gibt und dass man viel mehr die Eltern beackern muss, um die richtigen Geschenke zu bekommen. Da hat man noch selbst Geschenke gebastelt, man hat gemalt, teilweise sogar Guezli gebacken. Und die Erwachsenen hatten so grosse Freude an den Sachen, auch wenn sie nicht immer nach dem ausgesehen haben, was sie eigentlich waren, und selten einen echten Nutzen hatten.

Aber auch der Heilige Abend selbst hatte eine so grosse Magie und eine solche Begeisterung. Die Kerzen und die Kugeln am Baum hatten eine derartige Wirkung auf das junge Gehirn, die man heute vielleicht nur noch mit irgendwelchen Halluzinogenen erreichen könnte. Und dann natürlich die Geschenke, damals bekam man noch wirklich etwas, das man sich gewünscht hatte und sonst nie bekommen hätte. Natürlich war ein Pullover, Unterhosen oder Socken dabei, aber die anderen Geschenke hauten einen echt um.

Ist man dann älter und verdient sein eigenes Geld, verliert Weihnachten an Glanz. Dinge die man will, kauft man einfach schon vorher oder man wünscht sich Dinge, die man noch nicht hat, aber ansonsten bald kaufen würde. Die echten Wünsche, die für einen selber unerreicht sind, übersteigen deutlich das Budget für Weihnachtsgeschenke, ausserdem hätte ein Auto kaum Platz unter dem Baum, vom Geschenkpapier ganz zu schweigen.

Aber auch das schenken selber ist schwierig. Etwas selbst zu bastelt, wenn man kein Talent dazu hat, ist nicht mehr süss und niedlich, sondern eher peinlich. An einer Kerze, die grosse Ähnlichkeit mit einer verfaulten Kartoffel hat, hat man nur Freude, wenn man weiss, dass das Kind mit ganzen Herzblut und Liebe daran gearbeitet hat. Ich weiss nicht ob dieses Objekt die gleiche Wirkung auslöst, wenn es von jemandem kommt, der sein zwanzigstes Lebensjahr deutlich überschritten hat.

Also bleibt einem Geschenke zu kaufen. Und dann ist man auch schon im richtigen Weihnachtsstress drin. Da es etwa geschätzten 550 Milliarden Schweizern gleich geht wie einem selbst, sind ab Mitte Dezember alle Geschäfte, wirklich alle Geschäfte, jederzeit mit Menschen voll gestopft, die verzweifelt noch Weihnachtsgeschenken suchen. Da kommt es in Buchhandlungen zu Szenen, die man sonst höchsten bei der Essensvergabe in Flüchtlingslager kennt. Es wird um jedes Buch gekämpft. Es wird gedrängelt, geschoben nur etwas zu ergattern, das in zwei, drei Wochen wieder genau am gleichen Ort stehen wird.

Durch den ganzen Stress kann man sich dann auch nicht richtig auf das Zusammensein mit der Familie vorbereiten. Man hat in den letzten Tagen und Wochen seinen Überlebensinstinkt so trainiert, dass man sich erst daran gewöhnen muss, dass nicht jede Menschenansammlung übereinander herfällt. Sondern friedlich beisammen sitzen kann. Etwas, dass eigentlich das ganze Jahr möglich sein sollte. Ohne Zwang der Geschenke ohne vorherigen Stress. Nur ein Abend mit den Menschen, die einem am Herzen liegen. Das wäre doch eigentlich echt weihnachtlich und das wäre doch etwas sehr schönes.

Aber Weihnachten liegt auch mir so stark im Blut, dass ich mir schon jetzt Gedanken für das nächste Mal mache, immer noch mit der Sehnsucht nach den Weihnachten , die ich als Kind einmal hatte.