War es wirklich so?

Diese Frage stellte sich den Lernenden des 10. Schuljahres in der Vorbereitung auf die Studienreise nach Dachau vom 2. bis 4. März. Beim Besuch der gleichnamigen KZ-Gedenkstätte und im Gespräch mit einem Überlebenden des Holocausts, wurde allen definitiv klar, wie grausam in der Zeit des Zweiten Weltkrieges mit den Menschen umgegangen wurde.



Die Besichtigung des Krematoriums sorgte bei den Lernenden des 10. Schuljahres für ungewohnte Schweigsamkeit. (Foto: Jürg Hefti)
Die Besichtigung des Krematoriums sorgte bei den Lernenden des 10. Schuljahres für ungewohnte Schweigsamkeit. (Foto: Jürg Hefti)

Die Exkursion nach Dachau hat sich fest im Jahresprogramm der Klassen des 10. Schuljahres etabliert. Im Zusammenhang mit dem Holocaust wurde in der Vorbereitung ein besonderes Augenmerk auf die damaligen geschichtlichen und gesellschaftlichen Aspekte gelegt. Wichtig war auch die Konfrontation mit dem Aufbau und der Funktion eines KZ, damit die Lernenden sich auch mental auf den Besuch vorbereiten konnten. Ein weiterer Eckpfeiler der Vorbereitung schlug die Brücke zu uns und zur Gegenwart: Welches sind unsere Vorurteile und wie gehen wir damit um?

Professionelle Begleitung



Die Unterbringung im Dachauer Jugendgästehaus und die professionelle Begleitung durch erfahrene Seminarleiterinnen boten beste Voraussetzungen für einen lehrreichen Aufenthalt. Die thematische Einführung und die Vorbereitung auf den Besuch der Gedenkstätte bildeten den Einstieg. Am Dienstagmorgen besuchten wir unter kundiger Führung die Gedenkstätte. Eindrücklich konnte man sich die Ankunft und das Leben der Häftlinge im Konzentrationslager vorstellen. Betretenes Schweigen kam bei der Besichtigung der Gaskammer und des Krematoriums auf. Gegen 40000 Menschen sollen in Dachau durch die Vernichtungsmaschinerie der Nationalsozialisten ihr Leben gelassen haben. So grau und kühl wie sich das Wetter präsentiert hatte, so trüb und trist waren unsere Gedanken. Dank den verschiedenen Workshops am Nachmittag konnten wir das Erlebte aktiv verarbeiten und uns wieder aufbauen.

Eindrücklicher ZeitzeugeEin weiterer Höhepunkt bildete am Abschlusstag das Zeitzeugengespräch mit Ernst Grube, einem 76-jährigen Überlebenden des KZ Theresienstadt. Durch das rechtzeitige Kriegsende entkam der damals 12-Jährige nur knapp der Deportation nach Auschwitz. Mit Erzählungen über die damalige Zeit und seinen persönlichen Erfahrungen bot er uns höchstspannende Einblicke in seine Biografie. Die Lernenden nutzten rege die Gelegenheit Fragen zu stellen. Mit eigenen Augen haben wir die Stätte des Grauens gesehen und müssen die eingangs gestellte Frage, ob es wirklich so war, leider bestätigen. Doch neue Fragen stellen sich, nämlich, wie und warum es dazu kommen konnte. Im Rückblick bleibt uns die Erkenntnis, dass wir uns den Auswirkungen unserer Vorurteile bewusst werden müssen.