Was Kinder vom Lärm unbedingt wissen müssen

Fünf bis zehn Prozent der Jugendlichen haben bereits Hörprobleme. Das ist viel zu viel - und wäre vermeidbar, wenn dem Gehörschutz in Sinne der Prävention auch Beachtung geschenkt würde.



Die Sooler Kinder nach der Lektion
Die Sooler Kinder nach der Lektion

Das Hörgeräte-Unternehmen Amplifon hat deshalb im September dieses Jahres die nationale Hör-Präventionskampagne „Hear-it school“ lanciert, um die Viert- bis Sechsklässler über das Gehör und dessen Schutz aufzuklären. Die meisten deutschschweizerischen Kantone machen mit. Am letzten Donnerstag fanden die beiden ersten Doppel-Lektionen durch ausgebildete Fachleute in den Primarschulen von Netstal und Sool statt.

Spannender Unterricht

Es war ein spannender, kurzweiliger Unterricht, den wir in Sool verfolgen durften und den Gehörlehrer Alex Guglielmetti temperamentvoll, selbstverständlich auf Schriftdeutsch, der aufgeweckten 5 und 6. Klasse von Sandra Schnider erteilte, derweil Brigitte Reichmuth in einem Bus neben dem Schulhaus individuelle Hörtests machte.

Kompliziert aufgebautes Ohr

Anhand eines grossen, zerlegbaren Modells erläuterte Guglielmetti den hochkomplizierten Aufbau es Ohres und erklärte, wieso wir denn überhaupt etwas hören und wie Schäden am Ohr, z.B. am Trommelfell oder an den Härchen in der Schnecke, entstehen beziehungsweise eben vermieden werden können.

Der wichtigste Teil war die Vorstellung der Lärmquellen beziehungsweise der noch erträglichen oder eben schädlichen Lärmeinwirkungen auf das Ohr.

Erträglicher bis unerträglicher Lärm

Es wird zwischen erträglichem Lärm, gerade noch erträglichem Lärm (dem man sich aber nicht zu lange aussetzen sollte) und schädlichem Lärm unterschieden.

Guglielmetti demonstrierte mit Hilfe einer rot-gelb-grünen Ampel die Lärmstärke.

Die Grenze des Erträglichen liegt bei 85 Dezibel. Genau so laut ist ein Staubsauger, dem man also ohne Gefährdung stundenlang „zuhören“ könnte; dem Presslufthammer, dem Laubbläser oder sogar dem Händeklatschen sollte man nur mit Unterbrücken zuhören müssen. Problematisch, ja gefährlich sind der Walkman, Rockmusik, ein Düsentriebwerk und natürlich der Knall(körper), aber auch lautes Schreien, das übrigens eine Schülerin geradezu bühnenreif demonstrierte.

Die Ohrfeige

Deutliche Worte widmete Guglielmetti der Ohrfeige, die soviel Druck ins Ohr hinein erzeugen kann, dass das Trommelfell zerstört werden kann - oder dem Ohrenkuss bei kleinen Kindern, denn hier kann das so hervorgerufene Vakuum die gleiche gefährliche Wirkung haben.

Schliesslich wurden die Schülerinnen und Schüler auf Warnsignale aufmerksam gemacht: Ein dumpfes Gefühl oder ein Pfeifen im Ohr weist auf eine Beeinträchtigung hin; dauerte sie nach 12 Stunden noch an, ist der Arzt aufzusuchen. Wenn aber in völlig ruhiger Umgebung eins Ohrgeräusch auftritt, dann ist das nur natürlich und normal.

Der Schutz des Ohres

Guglielmetti stellte auch den Ohrenschutz vor, z.B. die Stöpsel (Ohropax sei jedoch nicht mehr aktuell), Gehörschutzpfropfen mit Filter und natürlich den Kapselgehörschutz (Schalen). Und damit es nicht bei der Theorie blieb, erhielt jedes Kind einen solchen Gehörschutz in roter Farbe. Einige trugen ihn auch noch auf dem Heimweg.

Die Instruktion und Aufklärung und Instruktion dürfte ihren Zweck erreicht haben. Sie richtete sich an die Kinder, weil man nie früh genug seinen Ohren Sorge trage muss. Die Erwachsenen hätten sich zum Teil zu sehr an gewisse Lärmimmissionen gewöhnt - allerdings nicht immer zum Nutzen der Ohren und des Hörens