Wasser auf die Mühlen des Klimaschutzes

Das natürliche Gefälle einer Flussschlaufe zur Produktion von klimaneutralem Strom zu nutzen, ist das Ziel des Projekts „DOPPELPOWER“ von Andreas Bänziger, Kaspar Glarner und Leo Meier. Das Kompetenznetzwerk Wasser im Berggebiet hat es anlässlich der dritten Jahresveranstaltung in Visp mit dem „Swiss Mountain Water Award 2007“ ausgezeichnet.



Doppelpower: das Wasser wird ein zweites Mal für die Energiegewinnung genutzt (Bild: ehuber)
Doppelpower: das Wasser wird ein zweites Mal für die Energiegewinnung genutzt (Bild: ehuber)

Auf dem Gebiet der Gemeinde Schwanden (GL) fliesst das Wasser aus dem Sernftal in die Glarner Linth und von dort in einem grossen Bogen um einen Bergsturzkegel in Richtung Glarus. Das natürliche Gefälle dieser Flussschlaufe möchten Andreas Bänziger und Kaspar Glarner, zwei bekennende „Heimwehglarner“, durch den Bau eines Stollens zur Produktion von klimaneutralem Strom nutzen.

Jährliche Energieproduktion von rund zwanzig Gigawattstunden

Die Projektidee geht von einem Gefälle von fünfunddreissig Metern und einer geschätzten jährlichen Energieproduktion von rund zwanzig Gigawattstunden aus, was den Strombedarf von über sechstausend Haushalten für ein ganzes Jahr decken würde. Bemerkenswert ist, dass auf eine zusätzliche Wasserfassung und folglich auf die üblichen Bauwerke zur Entsandung und zur Sicherstellung der Passierbarkeit für Fische verzichtet werden kann. Das für den Kraftwerkbetrieb benötige Wasser wird dereinst nicht aus dem natürlichen Flusslauf entnommen, sondern direkt von einer bereits bestehenden Kraftwerkzentrale bezogen, in den vorgesehenen Stollen geführt und - im Unterschied zu heute - knapp fünf Kilometer weiter flussabwärts in die Linth zurück geleitet. „Weil das Wasser auf diese Weise ohne grosse Eingriffe in die Natur gleich zweifach genutzt werden könnte, haben wir unsere Idee DOPPELPOWER getauft“, erläutert Andreas Bänziger den Projektvorschlag. Die technische und wirtschaftliche Realisierbarkeit des Kraftwerks wurde von Leo Meier, Leiter der oberliegenden Kraftwerke Sernf und Niedernbach (SN Energie), bereits ein erstes Mal geprüft und soll nun im Rahmen einer Machbarkeitsstudie erhärtet werden. „Parallel dazu schlagen wir vor, weitere Flussschlaufen in der übrigen Schweiz nach schlummernden Energiepotenzialen abzusuchen. Wir sind überzeugt, dass eine Abklärung weitere ausbauwürdige Situationen zu Tage fördert“, führt Kaspar Glarner die zweite Stossrichtung aus.

Die dritte Jahresveranstaltung

Das Kompetenznetzwerk Wasser im Berggebiet hat heute anlässlich der dritten Jahresveranstaltung den Initianten für diese Projektidee im Namen des Glarner Landesstatthalters und Jurypräsidenten Pankraz Freitag in Visp den Swiss Mountain Water Award 2007 verliehen. Mit dem Preisgeld von 50'000 Franken wird die Machbarkeitsstudie für das erwähnte Pilotkraftwerk im Glarnerland und die Potenzialstudie für vergleichbare Situationen in der übrigen Schweiz unterstützt. „Die doppelte Nutzung des geschiebefreien Wassers ist sowohl aus betrieblicher, wirtschaftlicher als auch aus ökologischer Sicht sinnvoll. So erlaubt der nahezu klimaneutral erzeugte Strom die Substitution von 5'600 Tonnen CO2. Insgesamt eine ideale Voraussetzung, um den Strom später nach ökologischen Kriterien zu zertifizieren“, fasst Thomas Burgener, Staatsrat aus dem Kanton Wallis und Präsident der Regierungskonferenz der Gebirgskantone stellvertretend die Meinung der Juroren des Swiss Mountain Water Awards zusammen.

Das Kompetenznetzwerk Wasser im Berggebiet

Das Kompetenznetzwerk Wasser im Berggebiet wurde im Jahr 2004 von der Regierungskonferenz der Gebirgskantone (RKGK) initiiert. Die RKGK ist ein Zusammenschluss der Regierungen der Kantone Glarus, Graubünden, Nidwalden, Obwalden, Tessin, Uri und Wallis. Zentraler Zweck des Netzwerks ist es, in effizienter Weise zur erhöhten Wertschöpfung und Erhaltung von Arbeitsplätzen im Berggebiet beizutragen. Besonders innovative Projekte werden alljährlich im Rahmen eines Projektwettbewerbs mit dem Swiss Mountain Water Award ausgezeichnet und mit bis zu CHF 50'000.- unterstützt. Die nächste Auflage des Projektwettbewerbs ist bereits geplant. Die Ausschreibung wird Ende 2007 publiziert (http://www.mountain-water-net.ch/award).

Anerkennungspreis für die EWZ-Wärmepumpe des Badrutt’s Palace

Die Jury des Swiss Mountain Water Water Awards hat aus der Vielzahl eingereichter Bewerbungen die vom Elektrizitätswerk der Stadt Zürich EWZ am St. Moritzersee installierte Wärmepumpe für das Badrutt’s Palace und das Schulhaus Grevas mit einem Anerkennungspreis ausgezeichnet. Mit dem Preisgeld in der Höhe von CHF 10'000 wird eine Studie für die generelle Wärme- und Kältenutzung alpiner Gewässer unterstützt.

Photos von der Preisverleihung unter: www.mountain-water-net.ch/jahresveranstaltung_07.php