Wasser ist ein Menschenrecht

OEME-Tagung der Reformierten Landeskirche beschäftigt sich mit dem Thema Wasser.



(Bild: zvg)
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Was es bedeute, einfach einen Schluck sauberes gesundes Wasser trinken zu dürfen, demonstrierte die Präsidentin der OEME-Kommission Pfarrerin Christina Brüll bei der Begrüssung im Kirchgemeindehaus in Glarus mit einem Glas Wasser in der Hand. Was für uns selbstverständlich sei, sei für eine Vielzahl der Menschen auf dieser Erde etwas Besonderes.

Als Experten hatte die Landeskirche Karl Heuberger von HEKS eingeladen. Er referierte zu dem Thema und stellte dabei Blue Communities vor, ein Zusammenschluss von Organisationen und Gemeinden, die sich u.a. verpflichten, mehr Leitungswasser und weniger Wasser aus herkömmlichen Trinkflaschen zu trinken.

Die Frage, die über all dem stünde sei, wie wir mit unseren Ressourcen umgingen, so Heuberger. Das Wasservorkommen in der Welt verteile sich im Verhältnis von 3% Süsswasservorkommen zu 97% Salzwasser, das für die Trinkwasserversorgung ungeeignet sei. Auch wenn in den letzten Jahren viel geschehen sei im Bereich der Entwicklungshilfe, haben immer noch rund 2,1 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser und 2,3 Milliarden Menschen müssen saubere sanitäre Anlagen entbehren. Dazu kommt, dass Dürren und Fluten weiter zunehmen, ein Phänomen, dass wir spätestens seit dem heissen Sommer von 2018 auch in der Schweiz beobachten können.

Wasser wird also knapper, gleichzeitig steigt der Verbrauch insbesondere im Bereich der Landwirtschaft. Das alles schwört Konflikte herauf, 2017 alleine gab es 113 weltweite Konflikte rund um das Thema Wasser.

Am Beispiel von Brasilien, Honduras und Äthiopien präzisierte Heuberger seine Aussagen. Während beispielsweise Menschen in Äthiopien kilometerweit fahren müssen, um sauberes Wasser zu kaufen, werden ganze Landstriche abgeholzt, um Rosenplantagen anzulegen, dessen holländische Besitzer das Wasser umsonst von Staat erhält. Ähnliches passiert im mittelamerikanischen Honduras, das regelmässig von Hurrikans heimgesucht wird. Hier kämpfen die Menschen um ihr Land gegen italienische Melonenfabrikanten und eine Tourismusindustrie, die nicht fragt, wem das Land gehört, auf der sie bauen will. In Brasilien sind es Eukalyptusplantagen, denen der Regenwald weichen muss. Eukalyptus braucht wesentlich mehr Wasser als die natürliche Bewaldung. Die Folge ist, dass Flüsse austrocknen und Wasser wieder knapper wird.

HEKS weiss seit Langem um diese Problematik und versucht mit Projekten zu helfen. So wurden in den letzten Jahren viele Wasserstellen gebaut, dazu WC-Anlagen mit dem Ziel, dass jede Familie Zugang zu einem sauberen WC hat.

«Wenn wir uns für Menschen einsetzen, müssen wir uns immer nach den Rahmenbedingungen erkundigen», so Heuberger.

Die Blue communities sind eine Möglichkeit auch im Kleinen zu helfen. Es geht darum, die Verfügbarkeit von Wasser nutzbar zu machen, Reservoire und Zisternen sollen gebaut werden. Wasser effizient zu nutzen und gerecht zu verteilen, ist dabei für die Blue communities ein Menschenrecht. Das muss anerkannt werden. Ausserdem kann jeder ein Zeichen setzen und statt Flaschenwasser Leitungswasser trinken. Läge die Wasserversorgung in öffentlicher Hand, dann gäbe es kein Profitdenken im Bereich Wasserversorgung. Der Blue Community sind schon einige Städte, Universitäten und Kirchgemeinden in der Schweiz beigetreten. «Die Kirche hat eine Stimme auch heute noch, deswegen muss dieses Potenzial genutzt werden», so Heuberger. Bei der anschliessenden Diskussion herrschte darüber auch Einigkeit, aber auch ein wenig Schulterzucken darüber, was der einfache Bürger tun kann gegen die grossen Konzerne. Es wurde noch weiter diskutiert beim Apéro, den der Claro-Laden offeriert hatte.