Wege in die Stromzukunft

Am gut besuchten 13. Stromapéro von Glarner Energie am Donnerstag in der lintharena sgu wurden über Stromzukunft der Schweiz, über das kantonale Konzept zur Reduktion des Energiebedarfs, sowie die geplante Windkraftanlage Linth Wind bei Bilten informiert.



Direktor Elektrizitätswerk Davos AG.
Direktor Elektrizitätswerk Davos AG.

Um eine Stabilisierung des Stromverbrauchs zu erreichen, sind grosse Anstrengungen in der Energieeffizienz sowie eine Akzeptanz der gesamten Bevölkerung nötig. Zusätzliche erneuerbare Energien werden zukünftig einen substanziellen Beitrag an die Stromversorgung leisten. Auch eine breite Akzeptanz für den Bau von Netzen und Produktionsanlagen wird nötig sein.

Drei Szenarien sind machbar

Hans Jörg Meier, Direktor des EW Davos AG, referierte aus der Sicht des Verbandes Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE) über die Wege in die neue Stromzukunft. Er skizzierte dabei drei Szenarien, wobei bei allen der Strompreis steigen wird. Alle Szenarien seien machbar und mit mehr oder weniger Einschränkungen verbunden. Aber bis 2050 müssten rund 118 bis 150 Milliarden Franken in Produktion und Netze investiert werden. Meier vertrat zudem die Ansicht, dass politische Massnahmen notwendig seien, um das Potenzial erneuerbarer Energien in der Schweiz auszuschöpfen. «Sicher ist», so Meier, «der Weg in die Stromzukunft wird kein Spaziergang.» Bei der anschliessenden Diskussion forderte Landrat Karl Mächler vor allem die Umweltverbände auf, nicht jedes neue Projekt bereits zu Beginn infrage zu stellen und in diesem Zusammenhang mehr Verständnis und Toleranz zu zeigen.

Reduktion des Energiebedarfs dank Energieeffizienz

Franco Stocco von den TBGN orientierte über die Energieeffizienz in Glarner KMU. Wie an dieser Stelle schon einmal berichtet, offerieren die Technischen Betriebe in Zusammenarbeit mit der Energie-Agentur der Wirtschaft den Betrieben einen Energie-Check-up mit Vorschlägen von Effizienzmassnahmen. «Wir alle müssen die Energieeffizienz leben, unterstützen, verstärken und sichern», betonte Stocco in seinem engagierten Referat. Ziele sind die Reduktion des Energieverbrauchs und der CO2-Emissionen mit wirtschaftlichen Massnahmen. «Und dabei spreche ich nicht alleine vom Strom, sondern von der Energie im Allgemeinen. Dazu gehören auch der grösste Energiespender Öl, Gas oder andere Elemente.» Demnächst finden durch die drei Technischen Betriebe von Glarus Nord, Glarus und Glarus Süd Infoveranstaltungen statt. «Stand heute haben sich bereits fünf Firmen im Kanton für ein Energie-Management angemeldet.» Stocco hofft, dass in nächster Zeit noch weitere KMUs dazukommen.

Gute Messeresultate für Linth Wind

Initianten des geplanten Windparks in Bilten sind Heinrich und Gertrud Schmid vom Schmidhof in Bilten. Laut Tony Bürge, Geschäftsführer TBGN, ergaben Windmessungen in den Jahren 2010 bis 2011 sehr gute Resultate. Dabei zeigte sich, dass die höchsten Windströmungen aus Südosten kommen. Die gegründete Arbeitsgruppe Schmidhof hat nun ein Projekt ausgearbeitet, das in jenem Gebiet das Aufstellen von fünf Windmühlen vorsieht. Zu diesem Zweck soll Anfang 2013 eine AG gegründet werden. Die Masten der Windmühlen werden voraussichtlich eine Gesamthöhe von 175 Metern haben und sollen Energie für 4000 bis 6000 Haushalte liefern. Aus Sicht des Vogelschutzes ist das Gebiet in Bilten bedenkenlos, einzig bei schlechten Wetterbedingungen könnte es sein, dass es zu hohen Zugvogelkonzentrationen im Bereich der Windkraftanlage kommt. Beim geplanten Standort sind hingegen besondere Fledermausaktivitäten bekannt. Hier werden zusätzliche Informationen eingeholt. Auch der WWF pro natura und die Stiftung Landschaftsschutz stehen dem Projekt grundsätzlich positiv gegenüber.

Inbetriebnahme bereits für 2015 geplant

In nächster Zeit werden weitere Zusatzstudien in Angriff genommen und eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) eingeleitet. Als grösstes Problem betrachtet Bürge im Moment die Koordination und die Abstimmung über die Ortsplanungen. Die Investoren der rund 40 Millionen Franken teuren Anlagen seien mehr oder weniger beisammen und wenn alles rund laufe, könnten sich die fünf Windmühlen bereits 2015 drehen und Strom erzeugen. «Wir benötigen in einem ersten Schritt rund 3 Millionen Franken, bis zu dem Zeitpunkt, bis wir die notwendige Baubewilligung in den Händen haben.» Wie Bürge noch betonte, werde auf jeden Fall zusätzlich ein starkes Netz benötigt, da stets mit starken Schwankungen zu rechnen sei.