Weihnächtliches klang nach

Vielhörer hochklassiger Einspielungen sind sich gewohnt, Musik vom Feinsten ohne Einschränkungen zu geniessen. Ein derart kompaktes Erleben war beim Auftritt der Cappella Gabetta mit Andrés Gabetta wenige Tage nach dem Weihnachtsfest in der Aula der Kantonsschule Glarus angeboten.



Weihnächtliches klang nach

Andrés Gabetta gastierte mit einem aus hochkarätigen Musikern zusammengesetzten Ensemble im eher nüchternen Konzertraum vor erfreulich zahlreichen Besuchern. Und die aufklingende Musik verzauberte alle gleichermassen. Es schien zuweilen, als jubilierten Vogelstimmen, als trippelten kleine Gestalten gar hurtig und anmutig durch blühende Landschaften. Die Musikerinnen und Musiker liessen Klangwelten wachsen, die kaum fassbar schienen. Mit immenser Präzision, genialer Abgestimmtheit, spieltechnisch brillantem Geschick, der Wahl hoher Tempi, stürmischem Vorwärtsdrängen, genussreichem Verharren, Sanftmut, dann wieder ungeduldigem Enteilen, variantenreicher Dynamik wurde so vieles ausgedrückt und den Hinhörenden ein wunderbares Vergnügen bescherte. Es waren musikalische Magier am Ausgestalten. Es war ergreifend schön.

Einen ganz kleinen Vorgeschmack bescherte Martin Zimmermann, Vizepräsident der organisierenden Kulturgesellschaft und Verantwortlicher des musikalischen Bereichs. Dass derart hochklassiges Interpretieren mit immensem Aufwand an Einstudieren verbunden ist, wissen alle, die sich mit Musik befassen. Dass sich dann so begabte Musikerinnen und Musiker in einem Ensemble zusammenfinden, darf gewiss als Glücksfall für alle bezeichnet werden, die mit Vorfreude und Neugier den jeweiligen Konzertraum betreten, um sich mit Angekündigtem zu befassen. In Glarus waren es Concerti von Arcangelo Corelli (1653 – 1713), Angelo Ragazzi (1680 – 1750), Lorenzo Gaetano Zavateri (1690 – 1764) Antonio Vivaldi (1678 – 1741), Pietro Locatelli (1695 – 1764) und Francesco Geminiani (1687 – 1762). Die immense Programmfülle wurde mit einer Eleganz ausgedrückt, deren Vielfalt nur begrenzt mit Worten erfassbar ist. Es war so viel Feinsinniges, Inniges, es waren reizende Farbtupfer, kleine aufblitzende Perlen. Es waren irgendwie einzigartige Kostbarkeiten, die gar hurtig aufklangen, kurz verharrten, um wieder Neuem Raum zu geben. Mit einer bewunderungswürdigen Leichtigkeit, immenser Eleganz und Stilsicherheit wurde gespielt.

Andrés Gabetta ist gewiss einer der faszinierendsten Interpreten von barocken Werken. Sein Stilempfinden, die hohe, brillante Kultur des Ausgestaltens, das Anleiten der Mitspielenden mit knappsten Gesten führen zu einem gar genussreichen Hinhören und Hingucken, zuweilen mit der leisen Frage, wie man denn so begabt werden könne und sich von Notenbildern löse, sich Klänge verinnerliche. Die Mitglieder des Ensembles nahmen die Intentionen von Andrés Gabetta mit spürbarer Präsenz auf und setzten vieles mit hoher Intensität um. Es war ergreifend schön. Und wenn Konzertbesucher beim Verlassen des Raumes von einer Musik sprechen, die von einem anderen Stern stamme, muss man ihnen Recht geben.

So gesehen, haben die veranstaltende Kulturgesellschaft Glarus und die Cappella Gabetta gar vielen ein verspätetes Weihnachtsgeschenk mit herrlichstem Inhalt überreicht.