Im Winterhalbjahr findet jeweils der Klavierabend der Glarner Konzert- und Theatergesellschaft statt. Diesmal gab sich Marc-André Hamelin, der weltweit grosses Ansehen geniesst, die Ehre.
Beethovens Klaviersonate Nr. 30
Ludwig van Beethovens Klaviersonate Nr. 30 op. 109 aus dem Jahr 1820 ist ein Spätwerk. Die Sonate ist Maximiliane Brentano gewidmet, der Tochter von Beethovens langjähriger Freundin Antonie Brentano. Das dreisätzige Werk geht frei und originell mit der überlieferten Sonatenform um und weist harmonische, formale und andere Neuheiten sowie einen eher gesänftigten Charakter auf. Der Schwerpunkt liegt auf dem dritten Satz, einem Variationensatz, der sein Thema individuell interpretiert. Opus 109 besticht durch seinen intimen, weniger dramatischen Charakter und zeichnet sich durch eine besondere Sanglichkeit aus.
Hamelin spielte dieses Stück mit grosser Virtuosität. Die Dynamik war hervorragend. Tempomässig variierte seine Interpretation stärker zwischen langsam und schnell als beispielsweise die exemplarische Interpretation eines Friedrich Gulda. Das Publikum lauschte andächtig den Klängen, und entsprechend bekam Hamelin viel Applaus.
Beethovens Klaviersonate Nr. 31
Im ersten Satz dieser vorletzten Sonate werden die pianistischen Mittel zu schlichter, kammermusikalisch anmutendender Zweistimmigkeit reduziert oder, wie im dritten Satz, in rezitativisch gestalteten Partien zum Verstummen gebracht. Im Sommer 1821 hatte Beethoven trotz Gelbsucht die Arbeit an diesem Werk aufgenommen, das keine Widmung trägt und somit als autobiografisches Dokument aufgefasst werden könnte.
Hamelin brachte beim Moderato cantabile molto espressivo alles an Zartheit und Innigkeit zum Ausdruck, was sein Spiel und das Klavier herzugeben bereit waren. Das Allegro molto bezwang er im forte.
Schuberts B-Dur-Sonate D 960
Diese Sonate gehört zu den grossen musikalischen Vermächtnissen, den Kunstwerken von menschheitlichem Rang. Sie ist ein Werk von lyrischer Gelöstheit, mit einer „feierlichen zart-hymnischen Note“, wie Alfred Brendel, der sich kürzlich von der Bühne verabschiedet hat, vermerkt. Die zu Beginn der Sonate exponierte friedfertige Melodie, ihre Intervalle und ihr kreisender Gestus sind Quelle und Bezugspunkt für das gesamte Stück.
Wiederum bewies Hamelin, dass er nicht nur piano, sondern auch enorm kraftvoll spielen kann. Die Unterschiede in der Dynamik waren enorm.
Zugaben
Als Zugaben fungierten ein Chanson von Charles Trenet in einem Arrangement von Alexis Weissenberg, das perlend-virtuos, sentimental, ausgelassen und verspielt daherkam sowie das „Lullaby“ von Peter Tschaikowsky, etwas weniger virtuos, da umgeschrieben von Hamelin nur für die linke Hand.