Wenn das Kino ins Dorf kommt

Grosses Kino in der Mehrzweckhalle in Netstal! Rund 120 Primarschüler von der 1. bis zur 6. Klasse erlebten am vergangenen Donnerstagnachmittag einen spannenden Schulnachmittag. Das Thema «Wie entsteht ein Film» weckte den Wissensdurst der Mädchen und Knaben. Wie entsteht ein Film, wie wird dieser vertont, zugeschnitten und zu guter Letzt pfannenfertig vorgeführt? Beim Abendkino für Erwachsene wurde der Spielfilm «Usfahrt Oerlike» mit dem kürzlich verstorbenen Schauspieler Jörg Schneider in der Hauptrolle vorgeführt.



Rund 120 Primarschüler von der 1. bis zur 6. Klasse erlebten am vergangenen Donnerstagnachmittag einen spannenden Schulnachmittag. (Bilder: hasp)
Rund 120 Primarschüler von der 1. bis zur 6. Klasse erlebten am vergangenen Donnerstagnachmittag einen spannenden Schulnachmittag. (Bilder: hasp)

Ein abwechslungsreiches Schulprogramm mit Schweizer Kurzfilmen erwartete die Netstaler Primarschulkinder am letzten Donnerstagnachmittag. Die Vorführungen dauerten rund 90 Minuten und hatten das Ziel, den Kindern das Medium «Film» näher zu bringen. Acht Kurzfilme zeigten leichtverständlich, wie ein Film entsteht. Vom Daumenkino bis hin zur Verwendung von elektronischen Medien erlebten die Schulkinder einen spannenden Schul-Nachmittag. Nach der Vorführung hatte das junge Publikum die Gelegenheit, den Filmprojektor genauer zu betrachten und Fragen zur Vorführtechnik zu stellen. Die Schülerinnen und Schüler lernten den Film als eigenständiges Medium und Kunstwerk kennen und sahen für einmal gespannt hinter die Kinokulissen. In der Pause konnten sich die grossen und kleinen Kinobesucher wie im richtigen Kino mit Popcorn stärken. Roadmovie- Moderatorin Ava Hagner verstand es trotz beachtlicher Lärmkulisse immer wieder hervorragend, mit gezielten Fragestellungen zum Thema die Schüler wieder einzufangen. Ein gar nicht leichtes Unterfangen bei dieser Menge aufgeweckter und fröhlicher Kids! Auf die Frage des Berichterstatters, ob er die gezeigten Filme lässig und lehrreich fand, meinte ein Schüler: «Äm Aafang isch es lässig gsii, nachhär aber megalangwilig!» Diese Antwort widerspiegelt aber keinesfalls die Meinung aller Anwesenden. Vielleicht darf man dem kleinen Kritiker insofern Recht geben, dass irgendein abschliessender Trickfilm die Erwartungen der jungen Kinobesucher besser erfüllt hätte. Unter dem Strich aber war es für die Netstaler Primarschüler ein lehrreicher und interessanter Schulnachmittag. Und wer weiss, vielleicht fühlt sich der eine oder andere Schüler später einmal berufen, vielleicht selbst einmal einen Film zu drehen.

«Usfahrt Oerlike» begeisterte am Abend

Das Abendkino für Erwachsene zeigte den berührenden Spielfilm «Usfahrt Oerlike» von Paul Riniker. Dabei spielten der kürzlich verstorbene, unvergessliche Schauspieler Jörg Schneider und Mathias Gnädinger ihre letzten grossen Filmrollen. Am Anschluss an die Vorführung hatte das Publikum die Möglichkeit, mit der Schweizer Filmschauspielerin Heidi Maria Glössner über den Film «Usfahrt Oerlike» zu diskutieren. Auf grosses Interesse stiess auch der 35-mm-Filmprojektor. Das gemeinsame Kinoerlebnis im «Kino Netstal» war ein voller Erfolg und es wäre behördeseits angebracht, über ein solches Projekt zumindest einmal zu diskutieren. Die nötige Infrastruktur wäre in der Mehrzweckhalle Netstal jedenfalls vorhanden.

Begegnungen mit dem Schweizer Film


Wer steckt hinter Roadmovie? Roadmovie ist ein nichtkommerzielles, mobiles Kinoprojekt zur Förderung der Schweizer Filmkultur. Es macht Kino, wo es keines gibt und ermöglicht Begegnungen zwischen Filmschaffenden und dem Publikum. Ausserdem fördert es den Kulturaustausch zwischen den vier Sprachregionen der Schweiz. Roadmovie füllt eine Lücke, die kommerziell nicht attraktiv, kulturpolitisch aber sehr bedeutend ist. Roadmovie ist die Verwirklichung eines Traums: durch die Schweiz zu reisen und in kleineren Gemeinden auf dem Land gemeinsam mit lokalen Partnerinnen und Partnern ein attraktives Filmprogramm aus heimischer Produktion zu zeigen. Jeden Herbst beladen Roadmovie-Mitarbeiter ihren Kino-Bus mit Filmspulen, einer Leinwand, einem 35-mm-Projektor und was es sonst noch alles braucht, um grosses Kino zu machen. Während mehr als zwei Monaten geht die Reise durch alle Landesteile der Schweiz und ihre vier Sprachregionen. Dabei werden 38 Ortschaften besucht, die selber kein Kino haben und bringen somit das Schweizer Kino mitten ins Dorf. Roadmovie ist ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Lausanne und Luzern. Er wird unterstützt vom Bund, den Kantonen, sowie vielen privaten Stiftungen.