Wenn die Seele einen Gips braucht

Für die Glarner Bevölkerung ist die Stiftung Beratungs- und Therapiestelle Glarnerland oft die erste Anlaufstelle, wenn psychische Probleme auftreten. Als Anerkennung und Dank für das langjähriges Engagement erhält die Stiftung nun die mit 25 000 Franken dotierte Suva-Neujahrsspende.

 



Ein schöner Start ins neue Jahr: Rainer Bätschmann
Ein schöner Start ins neue Jahr: Rainer Bätschmann

Schnell ist es geschehen. Eine kleine Unachtsamkeit, ein Bisschen Pech, und schon kommt es zu einem Unfall und zu Verletzungen. Vor allem, wenn durch den Unfall die bisherige berufliche Tätigkeit nicht mehr möglich ist, betrifft der Vorfall nicht nur den Körper sondern auch die Psyche. Wenn der Gips entfernt wurde und die Wunden verheilt sind, bleibt oft eine verletzte Psyche, wie Johanna Margrethe Ammitzböll, Mitglied des Leitungsausschuss Beratungs- und Therapiestelle Sonnenhügel, mit Beispielen an der Spendenübergabe bei der Suva Linth in Ziegelbrücke erörterte. Die körperlichen Beschwerden, die Umstellung und auch die finanzielle Unsicherheit können zu Depressionen, Stress und weiter zu Konflikten mit dem Lebenspartner und der Familie bis hin zur Sucht führen. Es ist dabei nicht nur so, dass dem Betroffenen nicht nur sein bisheriger Beruf weg genommen wird, damit einher geht auch ein Verlust von Arbeitskollegen, Selbstwertbewusstsein und Sicherheit. Deshalb ist es in beiden Bereichen –dem Körper und der Psyche – wichtig das Symptome und Probleme so schnell wie möglich erkannt werden, damit eine rasche Wiedereingliederung in den Arbeitsprozess und in das soziale Gefüge realisiert werden kann. „Bei uns ist es möglich, dass sie trotz Therapie ihrem Beruf nachgehen und in ihrem gewohnten Umfeld bleiben können“, erklärt Stiftungspräsidentin Daniela de la Cruz. Dieser Punkt ist es auch, den die Suva − als grösster Unfallversicherer der Schweiz − mit der Stiftung Beratungs- und Therapiestelle Glarnerland verbindet. „Ich bin überzeugt: wenn Verunfallte, die an ihren Arbeitsplatz zurückkehren können, rascher gesund werden, haben auch psychisch Kranke, die in einen regelmässigen Arbeitsalltag integriert sind, bessere Heilungschancen. Deshalb haben wir uns entschieden, die diesjährige Neujahrsspende der Stiftung Beratungs- und Therapiestelle Glarnerland zu übergeben“, meint Rainer Bätschmann, Leiter der Agentur Suva Linth.

Suva-Neujahrsspende kommt zum richtigen Zeitpunkt

Die Stiftung Beratungs- und Therapiestelle Glarnerland unterstützt psychisch kranke
Menschen und solche in schwierigen Lebenslagen, Angehörige, Betriebe und Institutionen mit ambulanter Beratung, Begleitung, Therapie, Information und Schulung in den Bereichen Psychiatrie, Partnerschaft, Familie, Sexualität und Sucht. Die Neujahrsspende der Suva kommt für die Stiftung genau zum richtigen Zeitpunkt. Denn sie ist nicht nur mit einer stetig steigenden Nachfrage, sondern auch mit immer komplexeren Krankheitsbildern konfrontiert, was zu zeitintensiven Absprachen mit Schulen, anderen Fachstellen, Schulden- und Sozialberatungsstellen oder Hausärzten führt. „Wir haben bereits im letzten Jahr die Stellenprozente erhöht und ein weiterer Ausbau steht demnächst an“, führt de la Cruz aus.

Nicht nur Stellen- sondern auch Angebotsausbau

Zudem hat die Stiftung Beratungs- und Therapiestelle Glarnerland ihr Angebot ausgebaut. Seit Kurzem haben Glarner Kinder und Jugendliche mit psychischen Problemen nämlich eine eigene Anlaufstelle: Dank einem interkantonalen Abkommen, nimmt der Kinder- und Jugendpsychiatrische Dienst Schwyz in Lachen nun auch junge Patienten aus dem Kanton Glarus auf. Und falls es dabei zu ungedeckten Kosten kommt, trägt die Suva-Neujahrsspende unter anderem dazu bei, dass diese Kinder auch künftig in Lachen betreut werden können.