Wenn Marsmännchen auf dem Selbsanft landen

Aussergewöhnlich Spannendes ereignet sich in aller Stille während der Sommerferien in Linthal. Schon die dritte Woche haben drei Künstlerinnen die Räumlichkeiten des 5. Stockwerks im Bebié-Hochgebäude in ein Atelier verwandelt und am nächsten Samstag laden sie die Bevölkerung zu einem Apéro ein, um ihre Werke zum ersten Mal einer breiten Oeffentlichkeit zu zeigen



Elisabeth Daly-Paris (links) bringt in sanften Bewegung das Quadrat zum Schweben und Lisa Seipel kämpft gegen die kosmischen Kräfte
Elisabeth Daly-Paris (links) bringt in sanften Bewegung das Quadrat zum Schweben und Lisa Seipel kämpft gegen die kosmischen Kräfte

Innerlichkeit fliesst ins Aussen

Versunken in ihre Welt steht jede Malerin an ihrer Staffelei, die eine trägt in grosszügigen Pinselstrichen Farbe auf, eine andere winzige Linien und Flächen malend und die dritte streichelt ganz sanft die Leinwandoberfläche mit ihrer rechten Hand. So unterschiedlich wie die Maltechniken der Künstlerinnen sind, so unterschiedlich sind auch ihre ausdrucksstarken Werke und… harmonische Einheit in dieser Vielfalt erfüllt den Raum.

In den vergangenen zwei Wochen erlebte Christine Heim eine für sie in hoher Intensität überraschende Wandlung. Angereist mit dem Bedürfnis, all die Formen, die in ihrem Innern schlummerten, für sie sichtbar werden zu lassen, wurden sie - für sie vorerst unbemerkt – ganz sachte durch Gletscherflächen verdrängt und heute fliessen markante, steil aufragende Fels- und Bergformen des Tödimassivs aus ihren Pinseln. Dass sie dies zulassen konnte, zeugt von grosser Tiefe und auch Freiheit, wunderschön! Die beiden anderen Malerinnen sind eher ihren mitgebrachten inneren Bildern gefolgt, doch auch sie erlebten eine intensive Auseinandersetzung. So Lisa Seipel. In ihr leben seltsame, auch für sie unbekannte Wesen, die an die Oberfläche drängen und befreit werden wollen. In einer kurzen und heftigen Aktion sprayt Lisa Seipel die Figuren auf die leere Leinwandfläche und versucht in einem stillen Dialog mit ihren neugeborenen Wesen zu erfahren, in welcher Umgebung sie sich der Aussenwelt präsentieren möchten. So sitzt beispielsweise eine ausserirdische Familie perfekt aufgereiht auf einem roten Sofa, wie bereit für ein weltliches Erinnerungsfoto oder ein Planet-Erde-Mann verliebt sich in eine zarte Kosmos-Frau und gesteht ihr in der realen Welt eines Wohnzimmers seine Liebe. So verschmelzen in den Werken von Lisa Seipel in phantastischer Weise das Reale unseres Planeten mit der Unergründlichkeit des Kosmos zu einer stimmigen Einheit, ganz im jungschen Sinne des kollektiven Unbewussten. Ihrer bisherigen Form – dem Quadrat – folgend sucht Elisabeth Daly-Paris die Befreiung von dem immer wiederkehrenden rechten Winkel. Dies ist ihr bis jetzt nicht gelungen, ich bin versucht zu sagen: glücklicherweise. Ihre in zarten Farbtönen gehaltenen Werke sind derart faszinierend, dass sie mich als Betrachterin in einen Strudel von Gefühlen hineinzogen. Mit zarten Handbewegungen legt Elisabeth Daly-Paris feinste Farbschichten übereinander, so dass sich eine lebendige Vielfalt noch in der kleinsten Fläche entfaltet. Einem Geheimnis gleich wird die Zweidimensionalität durch die Gestaltung der Umgebung des Quadrates aufgehoben und es scheint schwebend über der Tiefe sich im Irgendwo verflüchtigen zu wollen.

Alle Interessierten haben am nächsten Samstag, 4. August, von 16.00 bis 18.00 Uhr bei einem von den Künstlerinnen offerierten Apéro die Möglichkeit, sich die in drei Wochen geschaffenen Werke anzuschauen und die drei Frauen im Gespräch näher kennen zu lernen. Wagen sie die Auseinandersetzung mit den Werken und ihren Schafferinnen