Wer die Musik sich erkiest hat ein himmlisch Gut gewonnen

In der St. Hilariuskirche in Näfels luden der Organist Niklaus Stengele und Markus Meier, Blockflöte, kürzlich zum ganz besonderen Konzertbesuch ein. Auf dem Programm zum Fest der Heiligen Cäcilia standen Werke von Johann Gottfried Walther (1684 – 1770), Johann Wilhelm Hertel (1727 – 1789), J. S. Bach (1685 – 1750), G. Fr. Händel (1685 – 1759) und Pater Anselm Schubiger (1815 – 1888).



Markus Meier
Markus Meier

Würde man Schubigers Cäcilienmarsch in den Mittelpunkt der Würdigung rücken, müsste von Volkstümlichem, Lüpfigem, leicht derber Klangfülle, Keckem und zuweilen stillem Verharren geschrieben werden. Der unglaublich einfühlend und wechselreich ausgestaltende Niklaus Stengele verlieh diesem kurzen Werk die gewiss passende Note des viel und gerne gehörten «Ohrwurms».

In wohlklingendem, bezauberndem Gegensatz standen weitere, kurze und spannende Interpretationen. Beim genussvollen und irgendwie bewundernden Hinhören kamen beim Schreibenden jene Worte auf, die vielleicht zum wundersamen musikalischen Gehalt passten. In irgendeinem Lied heisst es: «Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut gewonnen, denn ihr erster Ursprung ist von dem Himmel selbst gekommen – weil die lieben Engelein selber Musikanten sein.»

Niklaus Stengele kennt die macht- und prachtvolle, von ihm so oft bespielte Orgel in der Hilariuskirche bestens. Er registrierte ungemein variantenreich, passend, die klanglichen Möglichkeiten magistral einsetzend. Seine Spielkunst ist – mal sportbezogen ausgedrückt – der Königsklasse zuzuordnen. Und in die Fülle der Orgelklänge stimmte sich der Blockflötist Markus Meier ebenso erfüllend ein. Das Hinhören gedieh zum Genuss. Viele Momente waren einfach bezaubernd, fast jenen Klängen gleich, die – um wieder auf den Liedtext zurückzugreifen – einst von den «lieben Engelein» gespielt worden sind. Die Wortwahl mag kitschig und «altmödig» tönen, aber sie trifft aufs kunstvolle, virtuose Ausgestalten der beiden Interpreten zu. Die Abgestimmtheit war enorm, so kunstvoll. Jede Verzierung, die hurtigen Läufe, das besinnliche Verweilen und Hinführen zu neuen klangreichen Momenten voller Bescheidenheit und Innigkeit waren erlebnisreich, bescherten Kurzweil und Genuss. Markus Meier gab sich dem Orgelklang gar einfühlend hin, wechselte urplötzlich in jubelnde Verspieltheit – kunstsinnig und mit packender, ergreifender Innigkeit. Es war ein ungemein klug gegliedertes Zusammenspiel, das so viele Stimmungen zum Inhalt hatte.

Auch in solistischen Teilen war Niklaus Stengele absolut überzeugend, souverän ausgestaltend. Es war eine «Leichtigkeit des Seins», die hohe Musikalität, unablässiges Üben, Professionalität und Spielfreude erfordert. Der starke Beifall des grossen Publikums bewies, wie gross Genuss und Anerkennung im prachtvollen Konzertraum waren. Der Zugabe hörte man gerne zu und bedauerte vielleicht ein klein wenig, dass alles so rasch endete.