Wer vertritt den Kanton Glarus in Zukunft in Bern?

Für die Nachfolge von Fritz Schiesser bewerben sich drei Kandidaten als zweiter Ständerat, neben This Jenny (SVP), ins „Stöckli“ in Bern. Anlässlich eines Podiumsgespräches, organisiert von der Glarnerischen Staatsbürgerlichen Gesellschaft, hatten die drei Kandidaten eine weitere Gelegenheit sich den Wählerinnen und Wählern vorzustellen.



Pankraz Freitag
Pankraz Freitag

Im bis auf den letzten Platz besetzten Soldenhofsaal gab Gesprächsleiter Fridolin Hauser den Kandidaten René Brandenberger (bürgerlich), Pankraz Freitag (FDP) und Werner Marti (SVP), in alphabetischer Reihenfolge, die Möglichkeit ihr politisches Credo möglichst klar und deutlich aufzuzeigen. Jedem der drei Kandidaten standen dafür sieben Minuten zur Verfügung. Eröffnet wurde der Reigen durch:

Landrat René Brandenberger (bürgerlich)

Ein vorrangiges Problem welches nach raschmöglichster Lösung sucht, sei für ihn die Stärkung des Wirtschaftsraumes Schwanden. Hier dürfe keine Zeit mehr verloren gehen und er würde sich bei einer Wahl in Bern mit voller Kraft für die Anbindung vom Kantonshauptort Glarus an das Nationalstrassennetz einsetzen. Für ihn ebenfalls von grosser Bedeutung sei die Sanierung des Linthwerkes, was nach seiner Meinung keinesfalls nur ein lokales Problem sei. Bis 2003 lag die Aufsicht dieses Werkes direkt auf Bundesebene und er sehe nach wie vor den Bundesrat dafür verantwortlich. Aber auch für die Verwaltungsreform im Rahmen der Gemeindestrukturreform , ein kantonales Problem, würde er sich nach wie vor einsetzen. „Bei einer Wahl in den Ständerat würde ich mich, um nicht als Einzelkämpfer in Bern dazustehen, der SVP Fraktion anschliessen.“

Landesstatthalter Pankraz Freitag (FDP)

„Nach vierzehn Jahren politischer Arbeit, zuerst als Landrat und bald zehn Jahre als Regierungsrat möchte ich zukünftig den Kanton Glarus im Ständerat vertreten und dort meine Kenntnisse, Erfahrungen und auch Beziehungen einbringen.“ Seine Schwerpunkte seien zum einen die Finanzen. Hier seien weitere Steuersenkungen für den Standort Glarus dringend notwendig, ohne aber dadurch wichtige Zukunftsinvestitionen zu verhindern. Bezüglich Mobilität stehe für ihn die Umsetzung des kantonalen Mobilitätskonzeptes und damit Verbunden ein kommender Beschluss des Bundesparlamentes im Vordergrund. Bei einer Anbindung an das nationale Strassennetz würde der Bund die Kosten für die notwendigen Umfahrungen übernehmen. Zusammen mit den beiden Ständeräten This Jenny und Fritz Schiesser konnte bereits erster Zwischenerfolge erzielt werden. Der Bundesrat habe im Sachplan Verkehr den Anschluss von Glarus bereits aufgenommen.

Im Zusammenhang mit Energie und Umwelt seien zur Zeit grosse Investitionen am Laufen oder in Vorbereitung. So nebst NESTIL das Projekt Linthal 2015 mit einer Investitionssumme von gut 1.3 Milliarden Franken. Dahinter stehe die Firma Axpo, in der er den Kanton Glarus im Verwaltungsrat vertrete. Bezüglich Wasserzinsen sei er persönlich an einem konkreten Vorstoss, zusammen mit den Gebirgskantonen im Ständerat, beteiligt. Dank seiner gut 20jährigen Erfahrung als Lehrer bringe er im Bereich Bildung grundlegende Kenntnisse mit um kompetent mitsprechen zu können.

Nationalrat Werner Marti (SP)

„Für mich ist der Wechsel in den Ständerat in Bern eine echte Herausforderung, obwohl die Arbeitsbelastung wesentlich grösser ist als im Nationalrat.“ Aus seiner Sicht benötige es für eine gute Positionierung eine Doppelstrategie und zusätzliche Massnahmen. Man müsse auf der einen Seite sehen, dass wir für unseren Kanton gleich lange Spiesse benötigen wie unsere „Konkurrenz“ aus dem Raum Zürich. Das bedeute, dass wir die Infrastrukturen bei der Bahn, der Post und der Swisscom nicht vernachlässigen. Bei der Bahn stehe die Zukunft auf dem Spiel, bei der Post gehe es um die Liberalisierung und bei der Swisscom um die Privatisierung. Entscheide die auch für den Kanton Glarus von grosser Tragweite und Bedeutung seien. Bei einer Privatisierung müsse damit gerechnet werden, dass wiederum die Randregionen stark benachteiligt werden, was zwangsweise auch zu Arbeitsplatzverlusten führt. Auch für gerechte Steuern werde er sich einsetzen, damit mit gleichen Spiessen gemessen werde. Es gelte aber auch die Stärken zu nutzen und hier vor allem diejenige als Energiekanton. Der Kanton stellt die Ressourcen zur Verfügung und die Axpo ist die, welche diese nutzt. Er sei hier ein unabhängiger Vertreter der Interessen vom Kanton, wenn es um Wasserzins- oder Speichergaben gehe. Auf keinen Fall dürfe aber die Umweltpolitik vernachlässigt werden. Dies vor allem im Hinblick auf den drohenden Klimawandel.

Fragen und Antworten und anschliessende Diskussion

Im Anschluss an diese Runde konnten die Kandidaten sich gegenseitig Fragen zu den aktuellen Themen und den Zielen bei einer Wahl in den Ständerat stellen. Die Fragen bezogen sich fast durchwegs auf die von den Kandidaten in ihren Plädoyers aufgeführten Themen wie Finanzen, Umfahrungsstrasse, Energie und Umwelt. Die drei Kandidaten versuchten die jeweiligen Fragen sachbezogen und allgemeinverständlich zu beantworten, was durchwegs auch gelang. Immer wieder streute auch der Gesprächsleiter gezielt Fragen ein, welche zu lebhaften Diskussionen aber auch leicht kontroversen Antworten führte. Auch die im Anschluss vom Publikum gestellten Fragen und Anregungen wurden von den Kandidaten offen und verständlich beantwortet. Obwohl engagiert und auch teilweise emotional debattiert und diskutiert wurde, das Podiumsgespräch blieb stets fair.

Der Wahlkampf, der noch knapp einen Monat dauert, verspricht auf jeden Fall viel Spannung und es ist zu hoffen, dass möglichst viele Wählerinnen und Wähler am Wochenende vom 10. Februar den Weg zur Urne finden. Oder von der Möglichkeit der Briefwahl gebrauch machen.