Trauriger hätte sich der Himmel in den letzten Tagen wirklich kaum zeigen können. Von Regen über Schnee bis hinzu einzelnen Sonnenstrahlen: «Meine 11 Monate als Kutscherin quasi im Schnelldurchlauf», scherzt Zuleika Meier bei einer ihrer letzten Kutschenfahrt durch Braunwalds Dorfkern. Nach elf Monaten als Kutscherin bei Franz Schmachers Transporteunternehmen neigt sich die Ära «Zuleika als Braunwaldkutscherin» dem Ende zu.
Müdes Ross im Stall, Zuleika im «Adrenalin»
Doch wenn man meint, so ein Leben als Kutscherin sei ein Honigschlecken, der irrt. «Das schönste für mich war eigentlich immer, wenn die Rösser sich nach einem langen Tag wälzten und dann beim Fressen halb einschliefen», so Zuleika über die schönsten Momente als Kutscherin. Wer ein Ross behütet, weiss wohl, was sie meint. Überträgt sich die Ruhe eines erschöpften Rosses doch auch auf einen selbst und das kann unser Wirbelwind Zuleika, die nach einem solchen Kutschentag noch stundenlang im «Adrenalin» gute Laune verbreiten konnte, gebrauchen.
Wenn die Glocken läuten
Esmeralda, Tybell und Bobbi – diese drei Rösser bestimmten in den letzten 11 Monaten das Leben der quirligen 21-Jährigen. Morgens gegen 07.00 Uhr gab es bereits die ersten Zuleika-Streicheleinheiten, dann wurde erst einmal gemistet, bevor die Braunwalder und ihre Gäste gegen 09.00 Uhr das altbekannte Glockenläuten vernehmen konnten. Startend von Franz Schumachers Stall kurz hinter dem «Ahorn» ging es dann täglich zu ihrem Kutschenstand vor der Braunwaldbahn. «Man weiss nie, was kommt, aber meist kommt es gut» – auch wenn sie teilweise stundenlang mit dem Warten auf neue Gäste verbrachte, langweilig wurde es ihr nie.
Der Nicht-Braunwald-Zwerg und seine Mama
Immer wieder gesellen sich Glarner und Nichtglarner zu Zuleika, streicheln die Rösser, halten einen Plausch, lassen sich von der fröhlichen Art der jungen Kutscherin anstecken und schauen auf den Ortstock – Braunwalds Aushängeschild. «Ganz verlassen werde ich Braunwald nicht, mein Freund wohnt ja hier, aber ich freue mich darauf, wieder mehr Zeit für meinen Sohn zu haben» – nicht viel gibt Zuleika von sich aus preis, lässt lieber andere erzählen, bevor sie mit ihrer lustigen Art doch wieder einige Themen zum Besten gibt. «Sie wird uns fehlen, die Gäste haben sie auch immer so gemocht», so Markus Zweifel, der als Pöstler und «Adrenalin»-Wirt sowie Schwiegersohn von Franz Schumacher unserem Sonnenschein wohl mit am häufigsten begegnete.
Im Galopp nach Nussbühl
Wer Braunwald kennt weiss, wie eng die Strassen für Kutschen sein können und doch: Zuleika liess es sich nicht nehmen, selbst im Galopp nach Nussbühl zu fahren. Gesucht wird nun ein neuer Sonnenschein, der sich dieser Aufgabe gewachsen fühlt. Für Zuleika heisst es unterdessen: «Abschied heisst, was Neues kommt, denn anderswo gibts ein Hallo» – als Verkäuferin möchte die Sympathieträgerin nun im sanktgallischen Eschenbach so richtig durchstarten. Wir wünschen ihr alles erdenklich Gute und freuen uns auf ihre Braunwald-Besuche.
Interessierte angehende Kutscher können sich unter www.juma-glarnerland.com anschauen, wie gut Zuleika mit der Kutsche rückwärts einparken konnte.
Wer wird Braunwalds Kutsche fahren?
«Abschied heisst, was Neues kommt, denn anderswo gibts ein Hallo» – auch wenn an diesem Satz aus einem Kinderlied von Rolf Zuckowski viel Wahres steckt: Sie wird uns fehlen – Braunwalds Sonnenschein Zuleika Meier beginnt zum 1. Juni ein neues Leben.