Was gibt es im nebligen und kalten November Schöneres, als einem klassischen Konzert beizuwohnen? Am vergangenen Sonntagabend konnte man das wieder tun, und zwar beim Programm „Werke der Romantik“ des Glarner Singvereins in der Stadtkirche Glarus. Als Verstärkung hatte Dirigent Christoph Kobelt die Kantorei der Stadtkirche Winterthur sowie zahlreiche Instrumentalisten eingeladen. Das gleiche Programm hat Kobelt mit denselben Musikern und Sängern bereits in Winterthur aufgeführt.
Mendelssohns „Sechs Sprüche zum Kirchenjahr“
Felix Mendelssohn schrieb in den Jahren von 1843 bis 1846 die „Sechs Sprüche zum Kirchenjahr“ op. 79. Dem Advent, Weihnachten, dem Karfreitag usw. hat er jeweils eine Motette für achtstimmigen Chor gewidmet. Der „Karfreitag“ klang melancholisch und kam gemächlich daher, während beispielsweise der „Himmelfahrtstag“ fröhlich wirkte. Alle Motetten endeten auf ein im Kanon vorgetragenes „Halleluja!“, zuerst laut, dann leise. Die Dynamik war hervorragend. Es kam kein Instrument zum Einsatz, einzig die Stimmen füllten mächtig den Raum.
Reger: Choralkantate und Fantasie für Orgel
Max Regers Choralkantate für Sopran (Isabelle Anderfuhren), Chor, Oboe (Gotthard Odermatt), Violine (Pascal Druey) und Orgel (Emanuele Jannibelli) mit dem Titel „O Haupt voll Blut und Wunden“ erschien 1904 und klingt recht modern, also des Öfteren nicht besonders gehörfällig. Es braucht Zeit, bis man sich in diese Art Musik „eingehört“ hat, denn die Disharmonien überwiegen. Erhebungen zeigen, dass der Zuhörer Musik des 18. und 19. Jahrhunderts bevorzugt. Trotzdem ist es gut, wenn auch Literatur des 20. Jahrhunderts aufgeführt wird.
Regers Fantasie für Orgel über den Choral „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ op. 52 umspielt diesen Choral auf – wie der Name schon sagt – „fantasievolle“ Art und Weise. Wiederum ziemlich modern, meisterte ihn Organist Jannibelli mühelos.
Anton Bruckner
Eines der bekanntesten Stücke des Abends war Anton Bruckners berühmte Motette „Locus iste“ von 1869, die dieses Jahr bereits der Kammerchor aufgeführt hat. Hier klangs nun harmonisch, hymnisch, und vierstimmig hallte es durchs Kirchenschiff. Das „Ave Maria“ von Bruckner, das an diesem Abend ebenfalls zur Aufführung gelangte, darf nicht verwechselt werden mit den Arbeiten zahlreicher anderer Komponisten zu dem lateinischen Text.
„Christus factus est“ war wiederum eine Motette für Chor, d.h. ohne Instrumentalbegleitung, weshalb die Stimmen umso besser zum Tragen kamen. Den Abschluss machte die Komposition „Ecce sacerdos magnus“, eine Motette für Chor, drei Posaunen und Orgel.