Wetterkapriolen in Oberurnen

Wenn das atlantische Tief aus dem Westen auf ein Hoch aus dem Osten trifft, wird die Wetterlage turbulent. Die schwülwarmen Temperaturen hindern die Menschen am Schlafen, böige Winde sausen durchs Tal und rütteln an den Fensterläden. Die Wolken türmen sich auf, bis sie sich in einem kräftigen Gewitter entladen. Hautnah erleben konnte man diese Wetterkapriolen am Unterhaltungsabend der Musikgesellschaft Oberurnen unter der Direktion von Helmut Fritschi.



Bald haben wir den Räuber!
Bald haben wir den Räuber!

Nach dem gelungenen Auftritt der Young Winds, der regionalen Jugendmusik Mollis, Näfels, Netstal und Oberurnen unter der Direktion von Lorenz Stöckli, schwebten kräftige, warme und volle Waldhorntöne durch die gut gefüllte Rautiturnhalle und erzählten von romantischen Gefühlen und zartgeknüpften Liebesbändern. Matthias Neeracher gelang es mit seinem Waldhorn-Solo im Stück «Romanze», den Zauber von Mozarts wohl schönstem Hornkonzert grossartig wiederzugeben.

Im der Schnellpolka «Unter Donner und Blitz» von Johann Strauss jun. seien die lieblichen Töne passé, so die Moderatorin Stephanie Knobel, welche bereits zum dritten Mal gekonnt durchs Programm führte. Leuchtende, zuckende Blitze wechseln sich temporeich ab mit schmetternden Donnerklängen und erzählen von der urtümlichen Gewalt eines Sommergewitters.

Lila Regentropfen respektive «Purple Rain» holte Christian Stucki mit seinem Altsaxophon gekonnt vom Himmel, bevor die Zuhörerinnen und Zuhörer sich in einer dunklen stürmischen und auch ein bisschen grusligen Nacht wiederfanden. Mit verschiedenen, teils unbekannten Perkussionsinstrumenten gelang es dem Schlagwerk, diese hühnerhauterzeugende Stimmung von «A dark and a stormy Night» perfekt in den Saal zu projizieren. Nach all diesen stürmischen, teils gewitterigen und nassen Wetterfenstern fragten sich die Gastgeber wie einst Rudy Carrell 1975 «Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?»

Im Klassiker «Summertime» entlockte Daniel Jenny sen. seiner Trompete jazzig angehauchte Töne, welche, hinterlegt mit einem guten Schuss Melancholie, von einem leichten, unbekümmerten, freien Sommerleben erzählten.

Zu einem weiteren Highlight des Konzertes darf die Komposition «Schmelzende Riesen» gezählt werden. In diesem Aufgabenstück von Armin Kofler wird der Klimawandel auf sehr eindrückliche Weise musikalisch dokumentiert. Das anspruchsvolle Werk mit wunderschönen, harmonischen Melodieteilen begeisterte die Anwesenden wie auch die Mitglieder des Vereins gleichermassen und regt zum Nachdenken an.

Zum Nachdenken kamen auch die Wirtin Frau Brügger und ihre Serviertochter Anita im anschliessenden Theater «De Überfall ufd Poscht», galt es doch, bei der Aufklärung eines Verbrechens behilflich zu sein. Einmal mehr überzeugte die vereinseigene Theatergruppe mit ihrem Können und klärte den Fall nach vielen Irrungen und Wirrungen zur Freude des Publikums auf.

Im Anschluss konnten die Anwesenden das Tanzbein schwingen zu Melodien der eigens für diesen Anlass zusammengerufene Band «Die Ehemaligen mit dem MGO-Koffer». Und die Truppe der Nichttänzer deckten sich an der Bar mit erfrischenden Getränken für das nächste zu erwartende Hoch ein. Über stürmische Tiefs im Nachhinein wird Stillschweigen bewahrt.