Wichtige Integration und Wiedereingliederung

Insieme = gemeinsam, miteinander, zusammen – Begriffe, die in jeder Hinsicht auf die aktuelle Porträt-Ausstellung in der Landesbibliothek Glarus zutreffen. Unter dem Patronat der Glarner Handelskammer wurde unter dem Titel «Taten statt Worte» eine Ausstellung zur gelebten Integration von Menschen mit Behinderung in Glarner Firmen geschaffen. Porträtiert werden dabei Menschen mit Behinderung, die in verschiedenen Glarner Unternehmungen einen Arbeitsplatz gefunden haben.



Prospero Trovato
Prospero Trovato

Die von Werner Beerli gestalteten, mit eindrücklichen Bildern und gut verständlichen Texten versehenen Stellwände geben einen eindrücklichen Einblick in die Arbeit von Menschen mit Behinderung in Glarner Unternehmungen. Sie zeigen den Mut, sich zu einer Behinderung zu bekennen und offen darüber zu sprechen. Mut und grosse Anerkennung auch, dass sich vier der Porträtierten anlässlich der Vernissage der Ausstellung in der Landesbibliothek Glarus den Fragen der vielen interessierter Gäste stellten.

Ein Rädchen in etwas Grossem sein

Gaby Ferndriger, Präsidentin von Insieme/Vereinigung Cerebral Glarus erklärte in ihren Begrüssungsworten kurz die Bedeutung dieser Organisation und dieser Ausstellung in der Landesbibliothek Glarus. Die Organisation Insieme hilft Menschen mit geistiger Behinderung, Cerebral Glarus dagegen Menschen mit körperlichen Behinderungen. Da der Kanton Glarus relativ klein ist, werden deshalb beide Institutionen unter einem Dach geführt. Im Vordergrund steht dabei vor allem die Unterstützung von betroffenen Eltern und bietet unter anderem auch den Austausch untereinander an. «Eine wichtige Aufgabe von uns, ist die Zusammenarbeit mit der Behörde, aber auch die Öffentlichkeitsarbeit.» Ferndriger erklärte weiter, dass es im Zuge der laufenden Sparmassnahmen immer schwerer werde, die notwendige finanzielle Unterstützung zu erhalten. Die Organisation ist bestrebt, die Lebensqualität und die Integration von Menschen mit Behinderung zu fördern. «Wenn ich persönlich darüber nachdenke, was ich mir für meinen behinderten Sohn wünsche, dann das, dass er ein Rädchen in etwas Grösserem sein kann.» Anders gesagt, dass er ein aktiver Teil in einem Unternehmen sein kann und so etwas zum Erfolg beitragen kann.

Eingliederung vor Rente

Der Referent und Bereichsleiter Ausbildung/berufliche Integration Züriwerk, Heikki Sirén, zeigte an einem Beispiel einer Glarnerin auf, wie wichtig und vor allem bedeutungsvoll für sie die Integration im Arbeitsplatz sein kann. «Manuela Steiner konnte in der Migros in Näfels, trotz Behinderung, erfolgreich eine Lehre absolvieren und ist auch heute noch in der Filiale in Näfels anzutreffen. Manuela wird von den Kunden und von ihren Mitarbeitern geschätzt und ist heute eben ein Rädchen in etwas Grossem.» Dank Job-Coaching konnten in den vergangenen Jahren viele Menschen mit Behinderung in den Arbeitsplatz zurück- oder neu eingeführt werden. Denn Eingliederung müsse in jedem Fall vor der Rente stehen. In seinem Referat erklärte er auch die Möglichkeit, dass erfolgreich integrierte Menschen mit Behinderung heute im direkten Kontakt zum Arbeitgeber stehen können und nicht mehr über ihre Organisation verhandeln müssten. Sirén am Schluss seiner Ausführungen: «Ich habe heute das Wort gehabt, nun müssen Sie mit Taten folgen.»

Wiedereingliederung oberstes Ziel

Vorrangiges Ziel der IV ist die Wiedereingliederung der Menschen mit Behinderung, welche aufgrund ihrer Behinderungen nach wie vor einen Platz im Arbeitsmarkt einnehmen können. «Wir haben bereits heute sehr gute Kontakte zur Wirtschaft und vor Kurzem auch in einem Newsletter der Glarner Handelskammer einen Platz erhalten.» Gemäss Helen Monioudis, Leiterin Kantonale IV-Stelle Glarus, sei die Wiedereingliederung eine Herzensangelegenheit der IV. Man suche intensiv den direkten Kontakt zu den Glarner Unternehmen und nach verlässlichen Partnern. Dabei biete vor allem die Glarner Handelskammer aktive Hilfe an. Bei Wiedereinstellung könnten die Firmen von Fall zu Fall durchaus auch mit einer finanziellen Unterstützung der IV rechnen. «Wir haben mit der Wiedereingliederung von Menschen mit Behinderung in unserem Unternehmen sehr gute Erfahrungen gemacht und finden diese Porträt-Ausstellung ein gutes Instrument, der Bevölkerung aufzuzeigen, wie wichtig diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind.» Martin Leuteneger, Vizedirektor Electrolux Schwanden AG, sprach damit aus, was viele der an der Vernissage anwesenden Unternehmer dachten.

Die Glarner Handelskammer bietet aktive Unterstützung an

Peter Beglinger von der Glarner Handelskammer betonte, dass es den Verantwortlichen der GLHK nicht schwergefallen sei, das Patronat dieser Porträt-Ausstellung zu übernehmen und dass sie gerne Unterstützungen bei der Wiedereingliederung von Menschen mit Behinderung anbieten. «Voraussetzung dabei ist, dass der Handelskammer von Seiten der IV oder anderen Stellen detaillierte Unterlagen oder Angaben zur betreffenden Person übermittelt werden.» Mit diesen Informationen, so Beglinger, könnten die Mitglieder der Handelskammer direkt angeschrieben werden und eine mögliche Anstellung prüfen.

Regierungsrätin Marianne Dürst, Vorsteherin Departement Volkswirtschaft und Inneres, bedankte sich bei der Glarner Wirtschaft für die Bereitschaft dieses Patronat zu übernehmen. «Arbeit heisst Integration und bedeutet für Menschen mit Behinderung Teil der Gesellschaft, Teil des Ganzen zu sein.» Anschliessend hatten die Besucher noch Gelegenheit, mit den Porträtierten zu sprechen, die gerne und offen Auskunft über ihren Alltag in den Glarner Unternehmen gaben.

Die Porträt-Ausstellung ist vom 11. Februar bis 11. März 2011 in der Landesbibliothek Glarus zu besichtigen. Ein Besuch lohnt sich, denn es ist noch nicht klar, ob diese Ausstellung zu einem späteren Zeitpunkt an einem anderen Ort zu sehen sein wird.

*Edi Huber ist Pressebeauftragter der Glarner Handelskammer.