Wie es auf der Baustelle Linthal 2015 weitergeht

Vergangenen Donnerstag wurden Interessierte im «Haus der Heimat» wieder einmal zum aktuellen Stand der Grossbaustelle Linthal 2015 unterrichtet. Der grösste Meilenstein wird zum Ende des Jahres erwartet, denn dann geht die erste Maschinengruppe ans Netz.



Gemeindepräsident Glarus Süd
Gemeindepräsident Glarus Süd

Es ist ein wichtiger und wiederkehrender Anlass, bei der vor allem die Linthaler Bevölkerung Informationen aus erster Hand bekommt und zudem die Möglichkeit hat nachzufragen. Der grösste Wunsch in den letzten Jahren, die Baustelle einmal besichtigen zu können, wurde letztes Jahr erfüllt. Und wie Landammann Röbi Marti in seiner Begrüssung feststellte, ist dieser Anlass, bei dem Tausende das Mammutprojekt bestaunen konnten, gut über die Bühne gegangen. Ebenso habe es auf den Strassen praktisch keine Unfälle gegeben. Wie auch Mathias Vögeli, Gemeindepräsident Glarus Süd, wünschte er der Unternehmung vor allem ein unfallfreies Bauende und einen Rückbau, der alle zufriedenstelle.

Belebung der Wirtschaft im Kanton


In seinem Rückblick hob Röbi Marti vor allem die wirtschaftlichen Aspekte hervor. Es habe sich gezeigt, dass durch die bis zu 500 Arbeiter sowie durch die 100 Kaderleute des Grossprojektes die Wirtschaft belebt worden sei. Auch die Zulieferbetriebe und ortsansässigen Unternehmen hätten Aufträge erhalten. Ebenso positiv äusserte er sich zu den Umweltauflagen, die durch dauerhaft eingerichtete Messgeräte und Stichproben gute Ergebnisse gezeigt hätten. «Sie haben gut geschafft, die Leute dahinten». Des Weiteren veranschaulichte er noch einmal die unglaublichen Zahlen in Bezug auf die Massengütertransporte. Von 2011 bis 2014 seien 4030 Bahnwagen mit 260 000 Tonnen Material in den Bahnhof Linthal eingefahren, was zusammengenommen einer Zuglänge von 55 Kilometern entspricht

«Go» für die erste Maschinengruppe

Zu den technischen Details nahm Jörg Huwyler, der den Projektvorsitz von Rolf Mathis abgelöst hatte, Stellung. «Es ist einiges gegangen.» Die grösste Staumauer der Schweiz mit einer Länge von einem Kilometer sei fertiggestellt und mit einem Dammbalken verschlossen. Was in der Schweiz schon lange nicht mehr gefeiert werden konnte, wurde am 8. Oktober zelebriert, nämlich der «letzte Betonkübel», geschmückt mit Fahnen des Kantons. Huwyler betonte zudem die logistische Herausforderung, die gut gemeistert worden sei. Die grosse Schwierigkeit sei gewesen, «dass die grossen Teile in der richtigen Reihenfolge und zum richtigen Zeitpunkt da sind.» Insgesamt liege man gut im Zeitplan. Im laufenden Jahr werden alle grossen Bauarbeiten abgeschlossen. Im November werde dann die erste Maschinengruppe, die erste von vier identischen, die allesamt in massive Betonschächte eingebaut sind, nach einem Probebetrieb ans Netz gehen. Daher auch der Name «Linthal 2015». Die Inbetriebnahme der anderen drei Maschinengruppen soll 2016 erfolgen und dann Regel- und Spitzenenergie für die Schweiz liefern. Wenn dann das Waser mit 80 Kilometer pro Stunde durch die Turbinen rast, können 150 000 Menschen mit Strom versorgt werden. Aktuell sei man dabei, die Verbindung zum Limmernsee herzustellen und die Betonzapfen herauszunehmen. In einem gerade erst fertiggestellten Film wurden den Besuchern noch einmal die Dimensionen dieses Projektes eindrucksvoll vor Augen geführt.

Netzbau ist auf Kurs

Im Vergleich zur Baustelle seien die Netzarbeiten ein eher kleines Projekt, stellte Richard Widmer, der für den Netzbau verantwortlich ist, fest. Auch hier liege man im Zeitplan. Die Leitungen seien bis auf die Leiterseile bei den Anschlusspunkten fertig montiert. Die Fertigstellung erfolge jedoch erst, wenn tatsächlich Strom fliesse. Nun müssten noch Malerarbeiten und Schutzbauwerke gegen Naturgefahren an den Mastsockeln gemacht werden. Weiterhin stehen diverse Rückbau- und Ausgleichsarbeiten bevor. So müssen im Sommer die 220-kV-Leitung im Verlegungsbereich sowie die Freileitungen Tierfehd – Linthal demontiert werden.

Renaturierungsarbeiten und Rückbau


Weitere Einzelheiten zu den bevorstehenden Rückbauarbeiten lieferte wiederum Jörg Huwyler. Das Anschlussgleis werde noch bis 2017 bestehen. Die Halle wird aktuell noch als Lager gebraucht und später hinten aufgebaut. Wenn 2016/2017 die beiden Bauseilbahnen, der Baustrom und das Kieswerk beim Ochsenstäfeli demontiert sein werden, beginne man mit den Renaturierungsarbeiten. 2018/2019 wird noch der Rückbau vom alten Kraftwerk Muttsee durch die KLL erfolgen. «Natürlich kann es Verschiebungen im Zeitplan geben. Bis wir effektiv fertig sind, den Schlüssel drehen und abgeben können, dauert es aber noch», sagte Huwyler abschliessend. Im Gegensatz zu vergangenen Jahren, gab es vonseiten der Bevölkerung keine Fragen, Kritik oder Anmerkungen. Lediglich alt Gemeindepräsident Jakob Schiesser machte auf die Gefahren der Gewässerraum-Ausdehnung aufmerksam.