Wie „Humor in der Musik“ zu überraschen und begeistern vermag

Ob in Wort oder Ton, die Referate von Daniel Fueter von Sonntag und Montag und alle bisherigen zur Aufführung gelangten Konzerte mochten in vielfältigster Weise überzeugend aufzeigen, wie tiefgründig, erheiternd und oftmals auch ambivalent Humor uns im Alltag begegnet.



Das Instrumentarium des Flötisten Michael Copley lässt erahnen
Das Instrumentarium des Flötisten Michael Copley lässt erahnen

Nicht nur das Amar-Quartett auch der Komponist, Pianist und Pädagoge Daniel Fueter residiert während der Musikwoche zusammen mit seiner Mutter, der beliebten und bekannten Schauspielerin Anne-Marie Blanc im Hotel „Bellevue“ in Braunwald. Im ersten Referat von Sonntagmittag beleuchtete Daniel Fueter das diesjährige Thema augenzwinkernd, hinterfragend und auch durchaus in kritischer Weise.

Artists in Residence


Gleich zum Anfang erwähnte er „bekennend“, dass er sich fast die „Zähne ausbeissend“ in eher kulturgeschichtlicher Suche dem Humor annäherte. Ein Gedichtvers des Librettisten und Komponisten Arrigo Boito könnten die schweisstreibenden Schwierigkeiten eines Referenten auf der Suche nach erklärenden Worten zum ach so vielschichtig erlebten Gefühl – eben dem Humor - kaum treffender wiedergeben:

„Lauter Gefoppte! Weil Einer

Den Andern zum Narren macht;

Doch besser fürwahr lacht keiner

Als wenn er am Ende lacht.“

In der „Causerie“ von Montagmittag näherte sich Daniel Fueter dem Humor in beeindruckender Leichtigkeit mit einem „Lächeln am Fusse der Tonleiter“ an. Als umfassender Rahmen diente ihm Henry Millers Werk über Clown August, der sich nicht mit einem Lächeln auf den Gesichtern der Zuschauenden begnügte, er wollte mehr: „…er wünschte sich, den Menschen das Geschenk einer unablässigen, stetig sich neu erweckenden…Freude zu geben“, so Daniel Fueter in seinem spannenden und auch erheiternden Vortrag.

Fröhliche Blechfamilie mit viel PS

Was nur Braunwald vermag, erlebte die Schreibende schon in der Seilbahn: Zusammen mit den fünf Blasvirtuosen von „GOBARIKI 5 PS“und ihrem Mentor Claude Rippas, dem berühmten Trompetenvirtuosen, fuhren wir gemeinsam durch dicke Nebelschwaden hinauf nach Braunwald. Nur knapp eine Stunde vor Auftritt übten die Musiker sich stimmlich und verstärkt mit den Mundstücken ihrer Instrumente ein auf das bevorstehende Konzert. Das Lächeln der Tonleitern übenden Musikern war ihnen gewiss bei allen Fahrgästen.

Der morgendliche Workshop begeisterte dann geradezu das Publikum, die Familie der Blechbläser vom Posthorn bis hin zur Tuba mit über zehn Mitgliedern stellte sich in witziger und erheiternder Weise szenisch dar, musikalisch untermalt mit Variationen aus einem Menuette von Johann Krieger (1654-1704). Das anschliessende Konzert überzeugte durch die hohe Virtuosität und technische Brillanz der fünf GOBARIKI-Musiker und Claude Rippas und ganz zum Schluss ihres Vortrages durch das Märchen der „Bremer Stadtmusikanten“, das Armin Brunner für einen Sprecher (hier Claude Rippas) und Blechbläserquintett komponierte und humorvoll und tiefgründig frei setzte in Worten nach den Gebrüdern Grimm und die hohe Qualität der Braunwalder Musikwoche in überraschender und höchst amüsanter Weise einmal mehr bestätigte.

Leiser englischer Humor mit schrillen Zwischentönen

Die traditionelle diensttägliche Exkursion führte nach Weesen und auf dem Walensee nach Murg in die „Sagibeiz“, wo ein grosses zugereistes Publikum den Auftritt des komischen Musikduos „Classic Buskers“ erwartete. Vor allem Michael Copley liess sein Flöteninstrumentarium virtuos erklingen, denn der Querschnitt aus wohlbekannten Opernmelodien abwechslungsweise gespielt mit der Piccoloflöte über das Sopranino bis hin zur Querflöte war ganz Programm: „Opera without the Singing“. Doch ging es eben auch nicht ganz ohne Gesang, denn reichten die unzähligen Blasinstrumente und das Akkordeonspiel von Ian Moore einmal nicht aus, sang Moore parodierend bis hin zur krächzenden Kopfstimme die fehlende Stimme einer Operndiva. So geschehen zum Brüllen komisch als „Königin der Nacht“ mit aufgesetztem Krönchen die Koloratur in den Raum schmetternd oder beim „Hummelflug“ mit der Klatsche die Hummel verfolgend bis sie begleitet mit bedauerndem und traurigem Klang ihr Leben aushauchte. Ganz zum Schluss geriet der Walkürenritt zu einem fulminanten Auftritt der beiden, indem den in rasantem Tempo auf der Piccoloflöte vorgetragenen Klängen kaum mehr zu folgen war und über den Walensee schienen hinweg zu eilen. Tosender Applaus liess Moor und Copley ohne Zugaben nicht entgleiten und holte sie wieder zurück in die „Sagibeiz“.