«Wie lange gibt es noch Zeitungen?

Zum bevorstehenden Referat von Dr. Martin Beglinger an der Volkshochschule Glarus. Die Idee der Volkshochschule, den NZZ-Reporter und Stadtglarner zur provokanten Fragestellung im Titel einzuladen, ist hochaktuell und begrüssenswert.



Dr. phil. Martin Beglinger, Glarus *1960 in Glarus, verheiratet, zwei Kinder. Derzeit Reporter für alle Ressorts der NZZ.
Dr. phil. Martin Beglinger, Glarus *1960 in Glarus, verheiratet, zwei Kinder. Derzeit Reporter für alle Ressorts der NZZ.

Er kennt seit 40 Jahren die Zeitungsbranche von der Pike auf. Es beginnt mit einem Volontariat bei Ruedi Hertach bei den «Glarner Nachrichten». Nach seinem Studium an der Universität Zürich in Geschichte, Politologe und Publizistik, einem Forschungsaufenthalt an der Universität Princeton und seiner Dissertation zur Aussen- und Sicherheitspolitik der Eisenhower-Administration (1988), ist er Redaktor und Reporter bei der «Weltwoche», danach Redaktor und stellvertretender Chefredaktor beim «Tages-Anzeiger-Magazin». 1995 scheibt er eine Biografie über Bundesrat Otto Stich. 2001 erhält er den Zürcher Journalistenpreis. 2008 erscheint sein Buch «Schülerjahre». 2015 wird er Mitbegründer und Redaktor von «NZZ-Geschichte». Ab 2018 ist er Reporter für alle Ressorts der NZZ.

Beglinger erlebt den Übergang von den traditionellen Printmedien zum sich atemberaubend schnell und global verbreitendem Internet an der Front. In einem kürzlichen Gespräch hält er Erfindung des Buchdrucks vor rund 500 Jahren für eine epochale Wende. Das Internet löse weltweit eine ähnliche gravierende Umwälzung aus. Was Wunder zu fragen: «Wie lange gibt es noch Zeitungen?»

Zeitungen sind zur «Vierten Gewalt» aufgestiegen (neben Exekutive, Legislative und Judikative) mit dem Sinn Öffentlichkeit herzustellen. Sie haben eine Monopolstellung als Meinungsmacher und Machtinstrumente der herrschenden Leute in Politik und Wirtschaft erobert. Ist diese durch die neue Zugänglichkeit und die aktive Beteiligungsmöglichkeit zusehends am Zerbröckeln?

Wie werden sich dieser Zugang und die individuelle Mitwirkung auswirken? Wird eine unkontrollierbare Verzettelung von Information, eine kooperative Diskussion erschweren oder gar verunmöglichen? Kann man angesichts der «fake news» den Medien noch trauen und Facts und Wahrheit erkennen?

Bisher wurden die Zeitungen weitgehend durch die Inserate finanziert. Die bereits beklagte Abwanderung in Elektronikmedien ist galoppierend und verteuert anderseits die Zeitungsabo-Kosten. Sind wir überhaupt noch bereit diese zu bezahlen? Haben Junge nicht schon längst den Printmedien den Rücken gekehrt?

Wie stark wird die in aller Munde angekündigte «Digitalisierung» unsere Gesellschaft verändern? Wie werden wir diese Umwälzungen verkraften?

Woher beziehen wir Informationen für die Existenz und Gestaltung unseres Lebens in Beruf und Freizeit?

Wird die Lebensdauer der Zeitungen von der Lebensdauer der Traditionsleser abhängig sein? Wie lange wird es überhaupt noch Druckereien geben? Wann erscheint die letzte Ausgabe der «Glarner Nachrichten»?

Wann lädt die Volkshochschule zum letzten Mal zu ihren Veranstaltungen schriftlich ein? Werden Plakate durch Bildschirme abgelöst?

Diese und andere Fragen kreisen um das mit Spannung erwartete Referat des hochkompetenten Medien-Vollprofi Dr. Martin Beglinger.

Donnerstag, 27. Februar 2020, 19.30 Uhr Hotel Glarnerhof, Glarus