Wie steht es im Glarnerland um den Türkenbund?

Dieses Jahr hält das Naturzentrum Glarnerland Ausschau nach dem Türkenbund. Dass die Wahl auf eine Pflanze gefallen ist, ist kein Zufall. Für die Botanik-Fachpersonen der Schweiz ist dieses Jahr besonders: Die Feldarbeiten für die Erneuerung der Roten Liste der gefährdeten Landpflanzen starten und diejenigen zur Roten Liste der Wasserpflanzen und Armleuchteralgen sind in vollem Gange.



Die typischen, zurückgeschlagenen Blütenblätter des Türkenbunds. (Fotos © Monika Orler)
Die typischen, zurückgeschlagenen Blütenblätter des Türkenbunds. (Fotos © Monika Orler)

Beim Wandern kurz innehalten, den Blick schweifen lassen und die Pflanzenvielfalt geniessen, tut gut. Mit seinen purpurfarbenen, dunkel gefleckten Blüten und den zurückgeschlagenen Blütenblättern ist der bis 90 Zentimeter hohe Türkenbund auffällig und leicht erkennbar. Fehlt die Blüte, dienen die in der Stängelmitte rundherum angeordneten Blätter als Erkennungsmerkmal. Obwohl die Art schweizweit nicht selten ist, ist sie geschützt. Würde diese attraktive Blume häufig gesammelt, wäre ihr Vorkommen schnell gefährdet. Im Kanton Glarus ist zwar bekannt, dass sie vielerorts vorkommt, viele Standorte sind aber noch nicht erfasst.

Blüte wie ein Turban und Zwiebel im Boden

Der Name Türkenbund kommt von der Blütenform, die an einen türkischen Turban erinnert. Dieser wird Martagan genannt, was auch im wissenschaftlichen Namen des Türkenbunds Lilium martagon verwendet wird. Die schweizerischen Volksnamen wie Goldapfel oder Goldböllä erinnern an das unterirdische Speicherorgan, mit dem die Pflanze den Winter übersteht. Es ist eine Zwiebel, wie sie alle Lilien und Amaryllisgewächse haben. Beim Türkenbund ist die Zwiebel typisch goldgelb. Ausgegraben werden sollte der Türkenbund aber nicht, weil er geschützt ist.

Schluchtwälder und Nachtfalter

Im Glarnerland kommt der Türkenbund in höheren Lagen vor. Im Talgebiet sucht man ihn meist vergeblich. Als Standorte bevorzugt er feuchte Wälder und Hochstaudenfluren an steileren Lagen. Wer schon einmal an einem Türkenbund gerochen hat, weiss, dass das kein eindrückliches Geruchserlebnis ist. Denn erst bei Einbruch der Dunkelheit beginnt er einen Lockduft zu verströmen, der langrüsslige Nachtfalter, seine Bestäuber, anzieht. Diese können den Nektar im Schwebflug erreichen. Andere Arten wie Bienen oder Hummeln kommen ohne Anwendung von Gewalt nicht an den Nektar heran. Auf den herunterhängenden Blüten gibt es keine Möglichkeit, sich zu setzen.

Die Natur beobachten und sie gleichzeitig schützen

Beobachtungen zu melden hilft, die einzelnen Arten besser schützen zu können. Je genauer die Verbreitung von Arten bekannt ist, umso präziser können Fördermassnahmen formuliert werden. Wer Vorkommen des Türkenbunds und auch weiterer Pflanzenarten meldet, unterstützt gerade dieses Jahr die Arbeiten zur Erneuerung der Roten Listen der Pflanzen. Rote Listen sind eine wichtige Grundlage im Naturschutz, da sie den Gefährdungsgrad der einzelnen Arten angeben. Bei der Datenerhebung ist info flora, das Schweizerische Datenzentrum für die Wildflora, auf die Mitarbeit von vielen Freiwilligen angewiesen.

Das Naturzentrum bittet, Sichtungen des Türkenbunds mit Angabe zu Ort und Datum sowie möglichst mit Foto zu melden an [email protected], Telefon 055 622 21 82 oder direkt in der Infostelle im Bahnhofsgebäude Glarus.

www.naturzentrumglarnerland.ch