Wie weiter mit den Alpen auf Kerenzen?

Schon länger hat sich die Steuerungsgruppe Kerenzeralpen mit der zukünftigen Nutzung der Alpen in den drei Kerenzer Gemeinden auseinandergesetzt. Unter dem Vorsitz von Präsident Urs Kamm-Fürer, Genossame Filzbach, haben Ruedi Menzi, Gemeinderat Glarus Nord, Andi Scherer, Bereichsleiter Forst Glarus Nord, Dr. Marco Baltensweiler, Leiter Abteilung Landwirtschaft, Fritz Dürst, Dorfgenossame Obstalden, Balz Durscher, Neue- und Alte Alpgenossame Obstalden-Mühlehorn, Cornel Werder, Büro ALPE und Gianluca Giuliani, Büro Fluri&Giuliani GmbH, das neue Alpnutzungskonzept diskutiert, Vor- und Nachteile abgewogen, beraten und besprochen.



Marco Baltensweiler Abt. Landwirtschaft
Marco Baltensweiler Abt. Landwirtschaft

Dass die Landwirtschaft und besonders die Alpen der Bevölkerung am Herzen liegen zeigte der grosse Besucheraufmarsch, nicht nur von Kerenzen. Wie Urs Kamm bei der Begrüssung sagte, wurde bisher viel Papier produziert, nun sei es Zeit, die Umsetzung und die Realisierung der verschiedenen Projekte anzupacken. Auslöser für die Ausarbeitung des Nutzungskonzeptes waren die Gesuche um Beiträge, zur Sanierung der Alpen Mürtschen und Spannegg-Hummel, die beim Kanton eingereicht wurden. Gianluca Giuliani hielt in seinen Ausführungen fest, dass es eine Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft, Alpwirtschaft und der übrigen Wirtschaft, vor allem auch dem Tourismus braucht, damit eine grössere Wertschöpfung generiert werden kann. Man benötigt einen Businessplan, der aufzeigt, ob die Kosten tragbar sind, und die Grundlagenbeschaffung für die Strukturverbesserung muss erarbeitet werden. Mit Bildern aus seiner Heimat Puschlav belegte er, dass der Tourismus mit einer solchen durch die Landwirtschaft geprägten Kulturlandschaft wirbt.

Strukturanpassung

Marco Baltensweiler wies auf die agrarpolitischen Rahmenbedingungen des Bundes hin und bemerkte, dass die Strukturanpassung im Kanton Glarus noch nicht dort ist, wo sie sein könnte. Zukünftig wird es verschiedene Beiträge geben wie Kulturlandschaftsbeiträge, Versorgungssicherheitsbeiträge und Landschaftsqualitätsbeiträge. Vor allem Letztere werden eine Chance für die Glarner Landwirtschaft sein. Eine starke Alpwirtschaft stärkt die Talbetriebe und fördert damit ihr Weiterbestehen. Eigentum verpflichtet auch und der Strukturwandel wird nicht aufzuhalten sein. Gemeindepräsident Martin Laupper würdigte die grosse und vielfältige Arbeit, die durch die Land- und Alpwirtschaft für die Bevölkerung und den Tourismus erbracht wird. Ab dem 1. Januar 2011 gibt es die Gemeindegrenzen in Glarus Nord nicht mehr, dies rufe Ängste hervor, schaffe aber auch Chancen und Möglichkeiten, die es zu nutzen gilt. Er forderte dazu auf, die Schranken in den Köpfen zu überwinden, den Willen zur neidlosen Zusammenarbeit zu zeigen und im Interesse der Region den kreativen Köpfen den nötigen Freiraum zu lassen, aber auch bereit zu sein, wo nötig Kompromisse einzugehen.

Längerfristige Ausrichtung und intesive Planung


Cornel Werder vom Büro ALPE hatte auf den Kerenzer Alpen eine grosse Artenvielfalt in Flora und Fauna gefunden. Beim Gewässerschutz bestehe teilweise noch Handlungsbedarf Ein grosser Vorteil stellt die lange Alpzeit dar. Positiv beurteilt er die Ökologie und die Landschaft, die Futtergrundlagen und die Bestossung. Schwächen sind die geringe Wertschöpfung aus der Alpmilch und dem Tourismus. Für die Zukunft braucht es eine längerfristige Ausrichtung, eine intensive Planung der benötigten Infrastruktur und die Zusammenarbeit der Alpbesitzer. Vorgesehen ist auf den Alpen Meeren, Talalp-Spanegg und Habergschwänd die Alpmilchproduktion und die Jungviehhaltung zu fördern. Weitere Jungviehsömmerung und Mutterkuhhaltung sollen auf den Alpen Firz, Mürtschen, Gäsi-Holz und Allmeindli verwirklicht werden. Im Talalp oder Habergschwänd will man eine Alpkäserei bauen, damit die Milch direkt verarbeitet werden kann, wobei der Transport der Milch von der Alp Meeren noch ein Problem darstellt. Als Variante könnte eine zweite Käserei im Altstafel enstehen. Die Kosten mit einer Käserei belaufen sich auf geschätzte 4,1 Millionen Franken. 63 Prozent davon würden Bund und Kanton beisteuern, die Eigentümer müssten 10 bis 20 Prozent übernehmen und der Rest könnte von Patengemeinden, der Berghilfe und weiteren Geldgebern kommen. In der Diskussion ging es um Milchpreise, eine Bergkäserei im Dorf, die alle Milch, aber auch weitere Milchprodukte verarbeitet, Plätze für einheimische Kühe auf den Alpen, die Verantwortlichen für die Alpkäserei, den Konzeptauftrag an ein Büro ausserhalb des Kantons für die Studie sowie die Legitimation der Strukturverbesserungskommission. Wie weiter

Über den Winter werden 3 bis 4 Arbeitsgruppen die verschiedenen Themen bearbeiten und genauere Vorschläge ausarbeiten. Die Versammlungen der Genossamen müssen über die nötigen Kredite und Konzepte beschliessen und im Frühling 2011 sollte mit der Umsetzung begonnen werden können. Grosse Ziele hat sich die Steuerungsgruppe Kerenzer Alpen gesetzt, die vielleicht in den Köpfen der Betroffenen zuerst das Ich zum Wir reifen lassen müssen.