Wie weiter mit der Kirchgemeinde Ennenda? Information und Aussprache

In den Medien wurde verschiedentlich über den Rücktritt des gesamten Kirchenrats und die Übernahme der damit verbundenen Arbeiten berichtet. Der kantonale Kirchenrat mit Präsident Ulrich Knoepfel setzte den in Stäfa wohnhaften Bernhard Neyer als Sachwalter ab März dieses Jahres ein.



Sachwalter Bernhard Neyer
Sachwalter Bernhard Neyer

Für den 24. Juni erfolgte eine erste Einladung, die sich explizit an Personen richtete, die sich für das Amt als Kirchenrätin / Kirchenrat interessierten. Es erschienen damals 15 Leute, die vor allem Antworten auf die aktuelle Situation wünschten. Weshalb der Kirchenrat so abrupt demissioniert hatte, war eine der vielen Fragen. Ein Mitglied blieb, es gab seinen Rücktritt später ebenfalls bekannt.
Oft war vonseiten des Sachwalters von «Altlasten» und «grossen Baustellen» die Rede. Wünschbare und notwendige Erklärungen blieben aus. Die Folge war klar; es setzte – wie in derartigen Fällen durchaus üblich – das grosse Rätselraten um Personelles und Inhaltliches ein, es wurde vermutet, es kam zu nebulösen Schuldzuweisungen.

Zweite Informationsveranstaltung

Es schloss unlängst eine zweite Veranstaltung an – mit ungutem Start. Die Einladung zu diesem Treffen war – in Briefform und persönlich adressiert – an reformierte Ennendanerinnen und Ennendaner zwischen 20 und 70 Jahren gerichtet, öffentlich ausgekündigt war dieser Anlass nirgends.
Kernthema blieb die Suche nach neuen Ratsmitgliedern, die sich dereinst für die kirchlichen Belange einsetzen könnten. Explizit ging es aber auch um eine Rückschau auf das Geschehen, das in verschiedener Hinsicht einer Klärung bedurfte.
Es kamen erfreulich viele Interessierte, weit mehr als im Juni, einige deutlich unter 20 und andere mehr als 70 Jahre zählend.
Bernhard Neyer begrüsste und führte ein. Er entschuldigte sich in aller Form für die Art und Weise der Einladung. Gemeint war die eingeschränkte Adressierung ans erwähnte Alterssegment. Er machte Ferien und einen ihm verfügbaren Adressstamm geltend.

In der Folge stellte er den Ablauf des «Klärungsgesprächs» vor. Es wurde als Einleitung die Einführung in die Schweigepflicht samt Sinn und Zweck erwähnt. Es schlossen die Klärung und Verdeutlichung des Begriffs «Altlasten», die Gründe für den damaligen Rücktritt der Ratsmitglieder, die durch den Sachwalter zwischenzeitlich erledigten Arbeiten und die Voraussetzungen für einen Neubeginn an.

Privatsphäre stark gewichten

Die Arbeit einer Behörde sei, so Neyer einleitend, nicht öffentlich; gegenüber Dritten gelte eine Schweigepflicht. Der Rat habe dennoch für eine transparente und zweckmässige Information zu sorgen. Mit dieser Schweigepflicht ist auch die Privatsphäre von Betroffenen angemessen geschützt. Aus diesem Grunde wurden anlässlich der Informationen in der reformierten Kirche Ennenda Schuldfragen schon gar nicht thematisiert.

Was unter «Altlasten» zu verstehen ist, zeigte der Sachwalter auf. Er erwähnte – ohne etwas zu spezifizieren – unauffindbare Unterlagen, undefinierte Verträge (beispielsweise ein Grundbucheintrag des kirchlich genutzten «Glärnischbligg» im UG des Gesellschaftshauses Ennenda), IT-Bereich mit Webseite und Datenablage, Reglemente, Arbeitsverträge samt Stellenbeschreibungen, Aktenablage, bauliche Mängel im Kirchenraum, Finanzabläufe und anderes mehr.

Vieles sei – so Neyer – mit immensem zeitlichem Aufwand bereinigt worden. Er erwähnte das Sortieren und Ablegen der Akten nach gültigem Registraturplan, das Sortieren und Ablegen der digitalen Dokumente, die Aktualisierung der Ressortbeschreibungen und Reglemente, die bald abgeschlossene Aktualisierung der Personaladministration, das Erfassen und Dokumentieren der Zustände der kirchlichen Liegenschaften, die Finanzumstellung, den Bereich Software.

In Zusammenhang mit dem Rücktritt der ehemals Amtierenden wurde auf die starke Beanspruchung der Präsidentin, den einst breit diskutierten Schamanismus und die stets wachsende Belastungen in diesem Amt samt zeitlichem Aufwand hingewiesen.

Und wie soll es weitergehen?

Sind fünf Personen für die Übernahme des Amtes bereit, werden sie sorgsam eingeführt und begleitet, das versprach der Sachwalter. Sie sollen sich bei ihm melden. Entsprechende «Personalblätter» stünden zum Ausfüllen bereit.
Es soll das Datum einer Kirchgemeindeversammlung angesetzt werden, damit die Wahl des neuen Rates erfolgen kann. Das anfängliche Begleiten in der amtlichen Arbeit sei selbstverständlich.

Fragen und Feststellungen

Es wurde von verschiedenen Seiten jenen verdientermassen gedankt, die sich unbeirrt, kompetent und mit grossem Engagement für die kirchlichen Belange einsetzen.
Die Kirchenverantwortlichen leisten nach wie vor eine sehr positive Arbeit, die mitgetragen wird.
Ulrich Knoepfel betonte unter anderem, dass dem Kantonalen Kirchenrat sehr daran gelegen sei, dass es in der hart getroffenen Kirchgemeinde wieder aufwärts gehe.
Hinterfragt wurde die Aufgabenstellung des für Ennenda zuständigen Mitglieds des kantonalen Kirchenrats.
Gefragt wurde nach Visionen – das ist eine nicht eben einfache Aufgabe des neuen Rates.

Kommentar

Dass nur Stimmberechtigte ab 20. bis 70. Altersjahr schriftlich eingeladen wurden, steht schräg in der Landschaft. Diesen Lapsus mit Ferienabwesenheit und zeitlichen Verhältnissen zu begründen, kann nicht akzeptiert werden.
Dass gewisse Unterlagen unauffindbar seien, ist seltsam. Immerhin ist ein Grossteil der kirchlichen Akten im Archiv in Glarus fein säuberlich abgelegt.
Dass sich Interessenten beim Sachwalter für das Amt eines Kirchenratsmitglieds melden sollen, geht in Ordnung; aber sollte von seiner Seite nicht auch auf Interessenten zugegangen werden?
Im Laufe des gesamten Aufarbeitens wurde zu wenig intensiv und nachhaltig auf ehemals Amtierende zugegangen, sie hätten ganz positiv und zielorientiert zu helfen gewusst.
Dass mit dem Aufkommen von Begriffen wie «Altlasten» und viele vergangene Jahre umfassende «Baustellen» zu zahlreichen Spekulationen und Dorfgesprächen mit bemerkenswerter Eigendynamik geführt haben, ist verständlich.
Und wenn der mehrfach angetönte Neubeginn möglich wird, ist das von ganz vielen sehnlichst herbeigewünscht.