„Wii Fit“ kommt nicht nur als Software daher, sondern wird weitestgehend mit neuer Hardware, dem sogenannten „Balance-Board“ gesteuert. Dieses „Balance-Board“ kann man sich in etwa als geschrumpfter Aerobic-Stepper vorstellen. Die berührungsempfindliche Oberfläche wird in den meisten Übungen mit den Füssen gesteuert.
Leider hatte ich aber das Gefühl, dass Nintendo bezüglich Fuss-Grösse keine Unterschiede zwischen Japanern und Europäern macht. Anders gesagt: Wer Schuhgrösse 43 trägt, passt gerade noch so knapp auf das Brett. Wer allerdings auf grösserem Fuss lebt, wird seine liebe Mühe haben.
Ein weiteres Indiz, dass das Balance-Board eher für japanische, als für europäische Verhältnisse gemacht worden ist, ist der kleine, aber unübersehbare Hinweis auf dem Brett, der besagt, dass nur maximal 150 Kilogramm auf das Brett rauf dürfen. Das heisst also, dass diejenigen Personen, die „Wii Fit“ aufgrund ihres Gewichts am dringendsten nötig hätten, dürfen gar nicht auf das Balance-Board stehen…
Die „Wii Fit“-Personal-Trainer: Deutsch synchronisiert, aber emotionslos und steril
Nun gut, mit meinem Gewicht durfte ich das Balance-Board immerhin ohne schlechtes Gewissen aufstellen. Sobald dann alles eingerichtet und bereit ist, kommt die Software zum Zug. Und siehe da: Wie auch bei anderen Nintendo-Spielen begrüsst und auch bei „Wii Fit“ ein kleiner, wirbliger Helfer in Form eines „lebendigen“ Balance-Boards, welcher den Spieler durch das Spiel leitet und diesem zunächst einmal alles erklärt. Überrascht hat mich, dass sowohl der kleine Guide, wie aber auch die beiden Coaches, welche das persönliche Programm für den Spieler zusammenstellen, ins Deutsche synchronisiert worden sind. Hierbei ist allerdings zu bemerken, dass sich die Entwickler leider zu stark auf die reine Weitergabe von Informationen, als auf die Natürlichkeit der Stimmen konzentriert haben: Beide Coaches wirken sehr steril und klinisch und scheinen keinerlei Emotionen zu besitzen.
Körper-Schwerpunkt ist A und O
Gleich zu Beginn misst das Programm euren Körper-Schwerpunkt. Nach der Messung merkt sich das Programm eure Werte und gibt euch gleich eine passende Übung, um euer Resultat zu verbessern. Nach meinem Geschmack fixiert sich „Wii Fit“ aber allgemein zu stark am Zentrieren des Körperschwerpunktes. Viele Übungen sind nämlich genau darauf ausgerichtet. Dafür fehlen auf der anderen Seite weitestgehend andere gesundheitsrelevante Hinweise, wie beispielsweise Tipps für eine gesündere Ernährung, oder wie man auch im Verlauf des Tages (also auch während der Arbeit, bzw. im Büro) etwas für seine Gesundheit machen könnte.
Nachteil: Der Trainingserfolg und die körperliche Verfassung werden am BMI gemessen
Nach dem dann der Köper-Schwerpunkt und gleichzeitig auch das Gewicht gemessen sind, präsentiert das Programm dem Spieler den persönlichen BMI. BMI steht für Body-Mass-Index und setzt das Gewicht direkt mit der Körpergrösse in Verbindung. Aufgrund dieses Faktors entscheidet dann Programm darüber, ob der Spieler an Unter- oder Übergewicht leidet.
Bei Experten ist dieser BMI jedoch höchst umstritten. Selbst Ärzte sind sich uneinig, was dieser Wert überhaupt auszusagen vermag und wo die Grenzen einer BMI-gestützten Gesundheits-Aussage liegen.
Was dies für euch bedeuten könnte, möchte ich an einem konkreten Beispiel zeigen: Eine Berufskollegin besucht regelmässig das Fitness-Studio, spielt hobbymässig Volleyball und wird bezüglich ihres Körperbaus von vielen im Bereich „athletisch“ eingestuft. Trotzdem gilt sie (aufgrund ihres BMI) bei „Wii Fit“ als stark übergewichtig. Da fragt man sich zu Recht: Warum?
Der Unterschied kommt vor allem von der Gewichts-Differenz von Muskeln und Fett: Viele „Muckis“ sind schwerer als viel „Fett“. In der Folge wäre also jemand, der mehr Fett als Muskeln mit sich herumträgt laut BMI (und damit auch laut „Wii Fit“) „gesünder“ oder „fitter“ als jemand, der mehr Muskeln als Fett besitzt.
Aktiver Wintersport im Sommer: Dank „Wii Fit“ kein Problem!
A propos Muskeln: Ohne Muskelkater kommt man natürlich auch bei „Wii Fit“ nicht davon: Am meisten Suchtpotential und Spielspass entsteht bei den zahlreichen Balance-Spielen, welche mit dem Balance-Board gespielt werden können. Ob Ski-Springen, Ski-Fahren, Seiltanzen oder Kopfball-Schiessen: Die Entwickler von Nintendo haben sich in diesem Bereich wirklich kreative und witzige Mini-Games einfallen lassen!
Vor allem die Wintersportarten haben’s mir angetan: Wer einmal damit begonnen hat, kommt nicht so schnell wieder davon los! Und nach spätestens 30 Minuten brennen die Oberschenkel in etwa so, wie nach einem 10‘000-Meter-Lauf!
Ebenfalls zum Weitermachen zwingt einem das integrierte Trainings- und Abspeck-Programm. Sobald man nämlich das erste Mal auf dem Balance-Board steht, muss man sich bezüglich Gewichts-Reduktion ein Ziel setzen. Dieses Ziel gibt es dann zu erreichen und die Coaches sorgen dann (natürlich virtuell) dafür, dass ihr euer Ziel auch erreicht.
Fazit: „Wii Fit“ kann ein Fitnessprogramm ergänzen, aber nicht ersetzen
Für mich ist „Wii Fit“ mit allen witzigen Mini-Spielen, dem Yoga-Kurs (zur Verbesserung der Balance) und den Kraft- und Aerobic-Übungen schlicht und einfach eine gute und unterhaltsame Ergänzung zu den zahlreichen „herkömmlichen“ (und grösstenteils auch kostenlosen) Fitness-Möglichkeiten wie Joggen oder Velofahren. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
In meine Augen wäre es falsch, wenn man ausschliesslich mit „Wii Fit“ trainieren würde. Für all jene, die sich sonst aber kaum bewegen, bietet „Wii Fit“ einen durchaus willkommenen und auch unterhaltsamen Einstieg in die Welt der Fitness.
Von diesem Standpunkt aus also wirklich eine tolle Sache und darum gibt es für „Wii Fit“ 8,5 von 10 Punkten.