Wildbienen in eigenen «Hotels» ansiedeln

Wildbienenhotels oder Zweitwohnungen sind eine wertvolle Hilfe für das Überleben der kleinen Insekten auch bei uns im Glarnerland. Solche Hotels werden nun seit einiger Zeit bei der AVOI in Niederurnen hergestellt. Und bereits sind über 150 dieser Wildbienenhotels bestellt worden.



Wildbienen in eigenen «Hotels» ansiedeln

«Der Rücklauf an Bestellungen seit unserer Präsentation unserer Aktion «Zweitwohnen im Glarnerland» am 24. Januar in Glarus hat unsere kühnsten Erwartungen weit übertroffen.» Wie Andi Lienhard, Präsident von AVOI, an einer Presseorientierung in Niederurnen bekannt gab, seien bis Ende April über 150 Hotels, oder anders ausgedrückt, über 600 Etagen-Wohnungen für die Wildbienen bestellt worden. «Dies ist eine echte Herausforderung an die Mitarbeiter bei AVOI, denn wir können erfreulicherweise noch mit weiteren Zusatzaufträgen rechnen.» So seien Bestellungen von Wildbienenhotels für Bio Glarnerland oder Give-Aways für das Hotel Bellevue in Braunwald und für Privatgärten eingegangen. «Priorität haben aber die Hotels, welche in den nächsten Monaten in Braunwald und Elm von uns aufgestellt werden.»

Herausforderung für AVOI


AVOI-Geschäftsführer Mirko P. Slongo erläuterte den anwesenden Pressevertretern die wichtige und wertvolle Bedeutung dieser Produktion von Wildbienenhotels, für die zum Teil nur kurze Zeit bei AVOI Beschäftigten. «Sie sind in verschiedenen Arbeitsschritten integriert und sehen am Ende des Prozesses ein fertiges Produkt, und je nachdem haben sie sogar die Gelegenheit, ein von ihnen hergestelltes Hotel in der Natur selber aufzustellen.» Für die Herstellung eines einzigen Wildbienenhotels sind insgesamt rund 450 Arbeitsschritte notwendig und pro Monat werden bei gutem Ablauf rund 20 solcher Hotels fertiggestellt. «Wir werden also bis Ende dieses Jahres die bestellten rund 150 Hotels fertigstellen können. Bitten aber die Auftragsgeber um etwas Geduld, sollte es etwas länger dauern.» Wie Slongo erklärte, müsse er mit einer ständigen Fluktuation rechnen, dies zur Freude der Beschäftigungssuchenden, jedoch zum Leid des geplanten Arbeitsablaufes.

Wildbienen – die zukünftigen Hotelgäste


Zu den Gästen, welche in Zukunft diese Hotels belegen werden, gab anschliessend Felix Eger in einem äusserst engagierten Referat Auskunft. Eger ist Wildbienen-Experte des Vereins Bienenschule Glarus Süd. «Wildbienen (in der Schweiz über 600 Arten) sind besonders wichtige Bestäuber. Sie sind von grösster und zentraler Bedeutung für die Biodiversität. «Sie bestäuben», so Eger weiter, «effizienter, früher, länger und in höheren Lagen als Honigbienen.» Einige Zahlen, welche die Leistung verdeutlichen: z.B können 600 Mauerbienenweibchen einen Hektar Obstbäume bestäuben, für die gleiche Leistung bräuchte es rund 120 000 Honigbienen. Oder an einem optimalen Tag besucht eine Honigbiene 2000–3000 Blüten, eine Hummel 4500–5600, eine Solitärbiene wie die Gehörnte Mauerbiene 4500–5600 oder eine Frühjahrs-Pelzbiene sogar bis zu 8800 Blüten. «Vor den Wildbienen braucht der Mensch keine Angst zu haben, sie stechen wohl, können aber die Haut nicht durchdringen.» Wildbienen spielen im Naturhaushalt eine äusserst wichtige Rolle als Bestäuber für die Wild- und Kulturpflanzen.

«Gefreut hat uns», so Lienhard am Schluss der Orientierung, « dass viele «Investoren» aus dem Einzugsdreieck Basel–Schaffhausen–Glarus sind. Ziel soll es schlussendlich sein, dass diese Touristen begeisterte Botschafter des Kantons werden.»