«Wir Engeler wurden immer rasch Landratspräsidenten»

Mit Mathias Zopfi ist nach über 53 Jahren wieder ein Politiker aus Engi im Amt des Landratspräsidenten. Zudem ist er einer der Jüngsten und der Erste aus der Grünen Partei. Aber nicht nur diese Aspekte lassen den 33-Jährigen mit Respekt, aber auch Vorfreude auf sein Amtsjahr blicken.



Der frisch gewählte Landratspräsident Mathias Zopfi. (Bild: jhuber)
Der frisch gewählte Landratspräsident Mathias Zopfi. (Bild: jhuber)

Als der letzte Engeler als Landratspräsident amtete, war der aktuelle Amtsinhaber noch ganz lange nicht auf der Welt. Über 50 Jahre musste das kleine Dorf im Sernftal auf einen weiteren Politiker aus den eigenen Reihen in diesem Amt warten. Und Mathias Zopfi ist durch und durch ein Mann aus Engi. «Insgesamt bin ich drei Mal umgezogen, dies aber immer praktisch in Wurfweite und in Engi.» Heute lebt er in der Strasse, wo er aufgewachsen ist. «Meine Vorgänger aus Engi haben sich zudem meist durch eine Wahl nach kurzer Zeit im Landrat ausgezeichnet. Gefolgt von einer langen Tätigkeit im Parlament.» Etwas, das sich Zopfi nach sieben Jahren im Gremium durchaus vorstellen kann. Leonhard Blumer-Blumer, der erste Landratspräsident aus Engi, habe es neben anderen Ämtern geschafft, gleich zwei Mal Landratspräsident zu werden. «Das ist bei mir aber sicher nicht das Ziel», meinte Zopfi leicht schmunzelnd.

Endlich ein Grüner Landratspräsident

Der jüngste Landratspräsident bisher war Alfred Blumer, der ebenfalls aus Engi kam und 1906 präsidierte. Er war erst 32 Jahre alt, als er das Amt antrat. Seit damals ist Zopfi aber der jüngste Präsident. Dass er aber so jung schon in die Position des Landratspräsidenten gebracht wurde, war von seiner Partei aber durchaus so geplant gewesen. Zopfi ist nämlich der erste Grüne-Politiker in diesem Amt. Mit Sigi Spiller und Fridolin Hunold war man zwar bereits knapp davor, beide gaben aber kurz vorher ihren Rücktritt bekannt. «Die Fraktion wollte schon sehr gern, dass das nicht noch ein drittes Mal passiert.» Darum habe man ihn vor fünf Jahren fürs Büro portiert. Ausser dieser Premiere sieht er aber für sein Amtsjahr keine speziellen Vorzeichen wegen seiner Partei. «Der Präsident muss schauen, dass der Ratsbetrieb funktioniert und diese geschickt leiten. Da hat Parteipolitik einfach keinen Platz.» Da konnte Zopfi von seinen Vorgängern sehr viel lernen und er habe grossen Respekt vor den Fussstapfen, in die er nun treten werde. «Wenn es unter meiner Ägide gleich gut weiter funktioniert, bin ich schon sehr glücklich.» Hier habe er gesehen, dass die wichtigste Grundlage die Vorbereitung sei. «Gerade in der Politik, aber auch sonst, bin ich ein sehr spontaner Mensch, da werde ich mich wohl ab und zu an der eigenen Nase nehmen müssen.»

Solidarität und Visionen

In seinem Amtsjahr möchte er aber auch die Funktion und vor allem die Rolle des Landrates der Öffentlichkeit stärker aufzeigen. Denn oft wird vergessen, dass es der Landrat ist, der auch mit der Ausarbeitung der Landsgemeindegeschäfte die Zukunft unseres Kantons prägt. «Auch in diesem Jahr hat das Glarner Stimmvolk in erster Linie den Vorschlägen des Landrats und seiner Kommissionen zugestimmt.»

Vielleicht auch weil er aus dem Sernftal stammt, sieht der Jurist in der bevorstehenden Revision des interkantonalen Finanzausgleichs das zentrale Thema für den Kanton in nächster Zukunft. «Engi war schon lange eine Gemeinde, die von vielen Seiten Solidarität erfahren hat.» Solidarität soll auch zwischen den einzelnen neuen Gemeinden der bestimmende Faktor sein. Zopfi sieht hier eine Gefahr der Teilung und Entfremdung, da es scheint, dass sich die einzelnen Gemeinden Erfolge oder Unterstützungen nicht gönnen mögen. «Dabei profitieren alle vom Erfolg des Einzelnen.» Hier erwarte Zopfi aber auch vom Regierungsrat mehr Engagement. «Mir fehlt hier so etwas wie eine Vision: Glarnerland für die Zukunft.» Genauer meint er hier eine klare Strategie und Stossrichtung, als nur Flickwerk hier und da.

Vom Sekretär zum Präsidenten

Zopfi selber sei schon seit frühen Jahren ein politischer Mensch. So war er dabei als sein Schulfreund Samuel Baumgartner die JUSO Glarnerland gründete. Anschliessend ebbte das Engagement aber wieder ab. «Mein ehemaliger Kanti-Lehrer Andreas Kreis hat mich dann angefragt, ob ich nicht während der Studienzeit als Sekretär der Grünen ein bisschen was verdienen möchte.» Mitglied der Partei musste er damals nicht sein, der Umgang innerhalb der Partei habe ihn aber sofort in den Bann gezogen. «Die Achtung auch von anderen Ansichten ist bei uns sehr ausgeprägt.» So dass auch Zopfi als selbstbezeichneter «pragmatischer Grüner» sich hier extrem wohl fühlt. Als Jurist engagierte er sich dann im Rahmen der Gemeindestrukturreform in der Arbeitsgruppe Volksrecht/Behörden und anschliessend in der Folgegruppe auf Gemeindeebene. Anschliessend habe er es dann gewagt, für die erste Besetzung des Gemeinderates von Glarus Süd zu kandidieren. «Ich habe mir da wenig Chancen ausgerechnet und wollte es eigentlich nur mal ausprobieren.» Dass er dann doch gewählt wurde, habe ihn umso mehr überrascht und gefreut. Sicher auch durch dieses Engagement konnte er bei den Landratswahlen 2010 ein gutes Resultat erzielen und ein Jahr später als Nachfolger von Andi Luchsinger in den Landrat eintreten.

Von Bürgern für Bürger

«Wenn man ständig mit Gesetzen und Verordnungen arbeitet, ist der Prozess der Gestaltung derselben extrem spannend», schildert Zopfi seine Erfahrungen im Landrat. Deshalb sei es nichts aussergewöhnliches, wenn Juristen an der Wurzel ihres Berufsstandes interessiert seien. «Ich sage aber nicht, dass es zu viele Juristen in der Politik gibt. Vielleicht gibt es zu wenige Unternehmer und Handwerker, aber auch Künstler, in der Politik.» Hier müsse auf der einen Seite die Glarner Wirtschaft sich mehr engagieren, auf der anderen Seite sei aber auch die Verwaltung in der Pflicht. «Als LanArtikeldrat ist man in erster Linie Bürger. Und grundsätzlich sollten Gesetze von Bürgern verstanden werden können.» Das von Eugen Huber erschaffene erste Zivilgesetzbuch sei hier ein perfektes Beispiel, wie ein Gesetzestext gemeinverständlich verfasst werden kann. «Was wir heute vor allem von Bundesbern erhalten, ist sogar für fundierte Juristen starker Tobak.»

An diesem Problem werde Mathias Zopfi in seinem Amtsjahr wohl wenig ändern können, er freut sich aber schon auf spannende und vor allem respektvolle Versammlungen und einmalige Eindrücke in seinem aktuellen politischen Höhepunkt.