«Wir werden in mancher Hinsicht von den neuen Strukturen profitieren.»

Bis zur denkwürdigen Landsgemeinde 2006 amtete Willy Kamm als Glarner Finanzdirektor. Heute ist er Gemeindepräsident von Mühlehorn und ist als Projektleiter Glarus Nord an zentraler Stelle für die Ausgestaltung der nördlichsten Glarner Gemeinde verantwortlich. Wie setzen die Gemeinden die Strukturreform vor Ort um? Willy Kamm zeigt es am Beispiel seiner Gemeinde Glarus Nord auf



Gemeindepräsident von Mühlehorn Willy Kamm: Projektleiter von Glarus Nord (Bild: ehuber)
Gemeindepräsident von Mühlehorn Willy Kamm: Projektleiter von Glarus Nord (Bild: ehuber)

«GL2011: 3 starke Gemeinden – 1 wettbewerbsfähiger Kanton»: Der Slogan der Gemeindestrukturreform trifft auf keine der neuen Gemeinden präziser zu, als auf Glarus Nord. Glarus Nord wird ein wirtschaftliches Schwergewicht im neu strukturieren Kanton, verfügt aber auch über äusserst attraktive Wohnlagen und Naherholungsgebiete. Die neue Gemeinde, das zeichnet sich jetzt schon ab, wird über eine starke Stellung im Kanton verfügen. Entsprechend selbstbewusst und zielstrebig arbeitet die Projektleitung Glarus Nord denn auch auf die neue Gemeinden hin: «Bei uns herrscht ein sehr konstruktives Klima. Natürlich sind in Glarus Nord nicht alle Gemeindebehörden glücklich über den Entscheid der Landsgemeinde 2006. Aber auch diejenigen Gemeindepräsidenten, die dem 3er-Modell wenig abgewinnen können, beraten aktiv und zielorientiert mit,» führt Projektleiter Willy Kamm aus. Die Projektleitung besteht aus Willy Kamm, Gemeindepräsident Mühlehorn, und aus Beat Noser, Gemeindepräsident Oberurnen, der die Stellvertretung übernommen hat. Der Gemeindeschreiber von Niederurnen, Steve Nann, betreut das Ressort „Administration und Protokoll“, während alle Gemeindepräsidenten gemeinsam die Steuerungsgruppe bilden. «Der Umstand, dass alle Gemeindepräsidien via Steuerungsgruppe in der Projektleitung vertreten sind, gewährleistet kurze Entscheidungswege und eine direkte Kommunikation,» führt Willy Kamm aus. «Das hat sich bislang ausserordentlich gut bewährt.» Der Projektleiter Glarus Nord betont aber auch, dass die Zusatzbelastung insbesondere für die Projektleitung und die Gemeindepräsidenten, sowie für viele Mitarbeitende in den Gemeinden gross sei, da die ganze Arbeit neben dem ordentlich Pensum geleistet werden müsse. Die Projektleitung Glarus Nord trifft sich im Monatsrhythmus zu ordentlichen Sitzungen. Dazwischen müssen aber immer wieder Zusatztermine eingeschoben werden. Und natürlich gibt es viel Grundlagenarbeit zu leisten.

Neustrukturierung der Energieversorgung

Was steht denn zur Zeit im Vordergrund? Willy Kamm erwähnt als ein Beispiel unter vielen, die Neugestaltung der Energieversorgung. «Hier gehen wir etwas schneller voran, als es die Projektleitung Kanton eigentlich vorgesehen hat. Aber in diesem wichtigen Bereich wollen wir bald verbindliche Lösungen aufzeigen können.» Eine Arbeitsgruppe bestehend aus den Fachleuten der Elektrizitätswerke und der Wasserversorgung hat zwei mögliche Modelle ausgearbeitet. Das eine geht von einem zentralen, das andere von einem dezentralen Ansatz aus. Die Experten haben genau dargestellt, über welche Stärken und Schwächen die beiden Modell verfügen, wie die Energie- und Wasserversorgung im einen oder anderen Fall organisiert werden müsste, und wie die Wirtschaftlichkeit aussieht. «Der entsprechende Bericht liegt inzwischen der Projektleitung vor, und wir werden demnächst gemeinsam entscheiden, welchen Weg wir in Glarus Nord beschreiten möchten.» Sehr ähnlich arbeitet Glarus Nord bei der Neuorganisation der Werkhöfe und des Forstes, wobei Willy Kamm nicht verschweigt, dass es in diesem Fall grössere Hindernisse zu überwinden gilt. Die Vorstellungen über die künftige Organisationsstruktur liegen hier offenbar weiter auseinander als bei der Energieversorgung.

Denken in den neuen Strukturen

Entfaltet die Gemeindestrukturreform tatsächlich bereits Vorwirkungen, wie man immer wieder hört und liest? „Ja, besonders bei Personalfragen. Es ist bekannt, dass in verschiedenen unserer Gemeinden Wechsel in der Finanzverwaltung anstehen oder kürzlich stattgefunden haben. Der Posten des Finanzverwalters ist eine zentrale Kaderfunktion in einer Gemeinde. Solche Probleme möchten wir gerne in einer Art und Weise lösen, die Bestand über den 31. Dezember 2010 hinaus hat. Wir wollen bereits jetzt Synergien schaffen, wo sie sich anbieten, und schon frühzeitig in den neuen Strukturen denken.» Überhaupt ortet Willy Kamm in der Gemeindestrukturreform für Glarus Nord viele Chancen, auch wenn diese noch nicht überall klar gesehen würden: «Wir profitieren in unterschiedlichsten Bereichen von der Reform, weil wir Aufgaben gemeinsam erledigen können. Das führt zu erheblichen Einsparungen, was sich in tieferen Steuern und Gebühren zeigen wird. Das kommt direkt der ganzen Bevölkerung und dem Wirtschaftsstandort Glarus Nord zu Gute.“

Ist die Umsetzung der Gemeindestrukturreform Glarus Nord also eine durchweg gefreute Sache? Willy Kamm lächelt bei dieser Frage und winkt ab. «Selbstverständlich nicht. Wir haben an manchen Herausforderungen zu beissen. Und nicht immer steht nur die Sache im Vordergrund.» Und wo sieht er den grössten Handlungsbedarf? „Wir müssen die Bevölkerung noch besser und direkter in die Gestaltung der neuen Gemeinde einbeziehen und die Kommunikation über unsere Arbeit intensiveren.» An beidem arbeitet die Projektleitung Glarus Nord intensiv und wir bestimmt demnächst von sich hören lassen. Wir dürfen gspannt sein.

Informationen zur Gemeindestrukturreform

Wer sich regelmässig über die Gemeindestrukturreform informieren will, hat verschiedene Möglichkeiten. Zum einen lohnt sich der regelmässige Besuch der Homepage www.gl2011.ch. Die Homepage ist stets aktuell und gibt den Entwicklungsstand präzise wieder. Zum anderen erscheint seit diesem Sommer ein elektronischer Newsletter zur Gemeindestrukturreform. Der Newsletter „GL2011: 3 starke Gemeinden – 1 wettbewerbsfähiger Kanton“ kann ebenfalls auf der Homepage heruntergeladen oder kostenlos bei der kantonalen Verwaltung abonniert werden: [email protected]. Er wird ausschliesslich per E-Mail verteilt.