Wirtschaftlich heizen – die Umwelt schützen

Das Vorprojekt «Wärmeverbund Glarus» steht, die Vorverträge zur Energielieferung sind abgeschlossen. Hauptkunde der tb.glarus ist der Kanton mit der Kantonsschule, dem Polizeigebäude, dem Gerichtshaus, der Landesbibliothek, dem Baudepartement und der Pflegeschule. Hauptlieferant für Heizmaterial: Die Gemeinde Glarus, deren Abteilung Forst die Holzschnitzel liefern kann, was Wertschöpfung für die Gemeinde bedeutet. Eine Win-win-Situation, die vom Energielieferanten tb.glarus aber rasches Handeln und die Ausführung noch im 2014 verlangt – dies vorbehältlich einer Zustimmung der Glarner Stimmbürger/-innen.



Christian Lüscher
Christian Lüscher

Chur hat es, Gommiswald, Mollis, Schwanden und Linthal auch und Glarus könnte es schon bald haben: Ein leistungsfähiges Fernwärmenetz, das rentiert, an die Verhältnisse angepasst ist und die Umwelt durch CO2-Neutralität schont. Standort der Heizzentrale: Die Kantonsschule Glarus. Hier würde im Spätherbst 2014 das Schnitzelsilo gebaut und mit den bestehenden Gaskesseln das Fernwärmenetz aufgebaut und betrieben. Im Sommer 2015 würden dann der Holzkessel eingebaut, sodass ab Herbst 2015 80 Prozent der Wärmeenergie aus einheimischem Holz stammt – das sind 2 von insgesamt 2,4 GWh jährlichem Wärmeabsatz. Energie, die nicht mehr aus versiegenden Ölquellen stammt, sondern aus dem nachwachsenden Glarner Wald. «Das bedeutet maximale Wertschöpfung für unsere Gemeinde», so Christian Lüscher, Hauptabteilungsleiter Werkhof/Forst, «denn dadurch macht die Forstabteilung jährlich mehr Umsatz mit dem eigenen Holz, das für die nachhaltige Schutzwaldbewirtschaftung gefällt werden muss und so optimal genutzt werden kann. Ein willkommener Absatzkanal», so Lüscher weiter, «und zugleich ein erhöhtes Plus auf der Ertragsseite in der Gemeinderechnung auf dem Weg zur Energiestadt Glarus». Zudem werden pro Jahr 200 000 Liter Erdöl eingespart, das bedeutet jährlich 520 Tonnen weniger CO2 in der Glarner Atmosphäre.

Dr. Jakob Marti, Hauptabteilungsleiter Umwelt, Wald und Energie beim Kanton, freut sich bereits, dass seine Mitarbeitenden in den Büros an der Kirchstrasse 2 schon bald mit Holzschnitzeln aus Glarus statt mit dem fossilen Erdgas beheizt werden. Denn bis jetzt wird das Gebäude von der Öl/Gasheizung der Pflegeschule geheizt, in Zukunft stammt die Wärme CO2-neutral aus den Wäldern von Glarus, Riedern, Netstal und Ennenda. Die Strategie der Gemeinde Glarus «Lokal produzieren, lokal verbrauchen!» garantiert die Nachhaltigkeit. Nachwachsende Rohstoffe werden sinnvoll genutzt, die Transportwege sind kurz, was die graue Energie minimiert und da das Leitungsnetz weniger als 1 Kilometer lang ist, kann dieses Wärmenetz sehr günstig erstellt und effizient betrieben werden. Im Energierichtplan hat der Landrat am 24. Oktober 2012 in einer Abstimmungsanweisung die Prioritäten der Energieversorgung für besiedelte Gebiete festgelegt. Fernwärmenetze auf der Basis von regionaler, erneuerbarer Energie steht nach der Nutzung von vorhandener Abwärme an erster Stelle. Damit entspricht dieses Projekt der Fernwärmeversorgung Glarus den langfristigen Zielen der Energiepolitik des Kantons Glarus.

Transparent und effizient


Christian Lüscher kann für sein Glarner Holz 100% Transparenz garantieren: «Keine fragwürdigen CO2-Zertifikate, unsere Stimmbürger/-innen können sich vor Ort überzeugen, dass die Holzschnitzel FSC-konform und umweltschonend gewonnen werden. Während Sie beim Öl ja nie wissen können, ob es z.B. durch Fracking gewonnen wurde.» Entscheidend aber ist, so Martin Zopfi-Glarner, Geschäftsführer der tb.glarus: «Der Wärmeverbund Glarus ist ab dem ersten Betriebsjahr eigenwirtschaftlich, denn unterzeichnete Vorverträge garantieren uns die Abnahme der Wärme, welche wir in der Heizzentrale der Kantonsschule erzeugen.» Neben dem Kanton sind – so Zopfi-Glarner – auch die privaten Hausbesitzer und die Gemeinde, für ihre Gebäude entlang der Versorgungsleitungen, sehr interessiert: «Die Versorgung der Gemeinde Glarus und der Handel und Vertrieb von Energie gehören zu unseren Kernaufgaben. Der Kindergarten Löwen, das Burgschulhaus, die Gebäude am Spielhof, das Warenhaus Schubiger – sie alle können zusätzlich angeschlossen werden, denn die Anschlussleitungen sind kurz. Wir können die Energie durch den Zusammenschluss der Wärmeverbraucher besonders effizient nutzen und die gesamten Kapazitäten auch absetzen. Zudem haben wir mit den beiden Energiequellen Holz und Gas Redundanz, d.h. wir können von der einen auf die andere ausweichen und damit eine sehr hohe Versorgungssicherheit gewährleisten.»

«Klein, aber fein!»


Während in den 1960er- und 1970er-Jahren grosse Fernwärmeprojekte von sich reden machten, geht es beim Glarner Wärmeverbund um ein kleines, aber feines Projekt – eines, das zudem keine zusätzlichen Hochbauten nötig macht und in der ehemaligen Heizzentrale der Kantonsschule, welche sowieso saniert werden muss, genügend Platz findet. Derzeit decken Wärmenetze 3 Prozent des schweizerischen Wärmebedarfs – laut Fachleuten haben Wärmeverbünde bei uns grosses Ausbaupotenzial und erreichen hohe Wirkungsgrade. Diese erneuerbare Wärme – wie sie in Glarus geplant und für 2014 budgetiert ist – macht uns auch ein Stück weit unabhängig vom weltweiten Energiemarkt. Schon im April wird das Baugesuch publiziert. «Je schneller wir handeln», so Zopfi-Glarner, «umso mehr können unsere Kunden, die Gemeinde, der Kanton und unsere Umwelt – und damit wir alle – profitieren.»