Wirtschaftliche Lage ist insgesamt gut – Härtefallgelder werden erhöht

Die Task Force Wirtschaft schätzt die wirtschaftliche Lage im Kanton Glarus insgesamt positiv ein, auch wenn sich die Situation in einigen Branchen zuspitzt. Zusätzliche Hilfen werden ausgerichtet.



Glarner Betriebe werden mit zusätzlichen Härtefallgeldern unterstützt • (Foto: iStock)
Glarner Betriebe werden mit zusätzlichen Härtefallgeldern unterstützt • (Foto: iStock)

An ihrer jüngsten Sitzung beurteilte die Task Force Wirtschaft die aktuelle wirtschaftliche Situation im Kanton Glarus.

Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit stabil

Mit 2,5 Prozent ist die Arbeitslosigkeit im Kanton auf einem stabilen Niveau. Die Fluktuation ist allerdings hoch. Am meisten Stellensuchende kommen aus dem Baugewerbe (15%), gefolgt von dem Gastgewerbe (11%), dem Detailhandel (10%), dem Sozial- und Gesundheitswesen (9%) und den Reparaturen (9%). Zwischen März 2020 und März 2021 wurden rund 1800 Gesuche für Kurzarbeitsentschädigungen für insgesamt 16 000 Personen bewilligt. 

Seit einem Jahr läuft das vereinfachte Verfahren für Kurzarbeitentschädigung (KAE). Im laufenden Jahr gab es bis anhin 460 Gesuche mit 3800 Mitarbeitenden, die potenziell betroffen sind. Die Task Force Wirtschaft geht davon aus, dass die Kurzarbeit noch länger andauern wird. Seit 20. März 2021 gibt es keine Voranmeldefrist mehr; Firmen können sofort nach Bewilligung des Antrages abrechnen. Bis zum 30. April 2021 ist eine Anmeldung erforderlich, dann verwirkt der Anspruch.

Stellensuchende, die während der Pandemiezeit arbeitslos werden, bekommen zusätzliche Taggelder und werden damit später ausgesteuert. Die besonderen Bestimmungen der KAE sind gültig bis Ende 2021. Möglicherweise wird vom Bundesrat eine Verlängerung auf 24 Monate KAE-Abrechnung bewilligt.

Nur wenige Gesuche bei Sport und Kultur

Die komplizierten Umsetzungsmodalitäten, welche das Bundesamt für Kultur bzw. Swiss Olympique festgelegt haben, führen gemäss Task Force Wirtschaft zu Verzögerungen bei den Hilfeleistungen. Der Bund hat diese Regelung am 31. März 2021 angepasst und ausgeweitet. Sie gibt den Kantonen neu die Möglichkeit, Vorschüsse auszubezahlen. Im Bereich Kultur und Sport gab es im Kanton allerdings nur wenige Unterstützungsgesuche.

Härtefallmassnahmen schnell umgesetzt

Bisher wurden im Kanton 168 Anträge für eine Härtefallunterstützung eingereicht. Sie sind bis auf elf Gesuche bearbeitet und abgeschlossen. Damit ist Glarus einer der schnellsten Kantone bei der Umsetzung. 22 Anträge mussten bislang wegen teils unwahrer Angaben, namentlich zu den Umsätzen, abgelehnt werden.

Zusätzliche Zahlungen

Bisher wurden im Kanton Glarus von 21,5 Millionen Franken, 6,7 Millionen Franken gesprochen. Eine Nachzahlung ist für besonders betroffene Firmen geplant. Die Nachzahlung basiert auf den Verlusten, die nach Auszahlung der Entschädigungen noch bestehen. Sie soll gemäss Vorschlag der Task Force Wirtschaft zwischen zusätzlichen zwei und zehn Prozent des ausgewiesenen Umsatzes betragen. Damit würden sich die Entschädigungen für einen Grossteil der Betroffenen verdoppeln.

Bundesverordnung angepasst 

Der Bund hat per 31. März 2021 seine Härtefallgelder auf 10 Milliarden Franken verdoppelt. Damit wird der Landrat an seiner Sitzung vom 23. Juni über eine Erhöhung des kantonalen Härtefallfonds von heute 21,5 Millionen auf 43 Millionen Franken beraten können. Weil der Kanton bei Firmen mit weniger als fünf Millionen Franken Umsatz 30 Prozent des Unterstützungsbeitrages übernehmen muss, erhöht sich die Nettobelastung für den Kanton von 4,9 auf maximal 7,74 Millionen Franken. Dabei geht es um A-fonds-perdu-Beträge, nicht um Kredite.

Die wirtschaftlichen Härtefallregelungen des Bundes wurden wie angekündigt angepasst: Für die Firmen mit einem Umsatz von mehr als 5 Millionen Franken übernimmt er neu die volle Unterstützung. Allerdings verschärft er dafür die Bedingungen, verlangt mehr Unterlagen und eine Beteiligung am Gewinn des Jahres 2021. Ausgeweitet wurde zudem das Dividendenverbot auf vier Jahre.

Neu sollen für die Ausrichtung von Härtefallgeldern auch Firmen berücksichtigt werden, die zwischen dem 1. März und dem 30. September 2020 gegründet wurden.

Wie hoch muss der Umsatz sein?

Die Umsatzuntergrenze von 50 000 Franken wird von vielen kleineren Unternehmen im Kanton als unfair empfunden. Dieser Wert wird jedoch vom Bund übernommen. Er geht davon aus, dass Umsätze unter 50 000 Franken eher Hobbytätigkeiten und kein Erwerbseinkommen sind. Der Kanton hat keine Abweichung davon geplant.

Keine Konkurswelle erwartet

Im Jahr 2020 gab es im Kanton Glarus gleich viele Konkurse wie 2019 (33), im ersten Quartal 2021 waren es fünf. Es hat im ersten Pandemiejahr keine Konkurswelle stattgefunden. Allerdings dürften Betriebe, welche schon vor der Pandemie Probleme hatten, aus dem Markt ausscheiden.

Wie geht es den einzelnen Branchen?

  • Banken: gut, Ausblick positiv.
  • Reisbürobranche: kritisch, Ausblick düster. Trotz Wettbewerbsverzerrung sollen Unterstützungsleistungen erhöht werden.
  • Industrie: gut, Ausblick positiv.
  • Baugewerbe: gut, Ausblick positiv.
  • Handel: Einzelne Betriebe leiden sehr, andere haben sich schneller erholt, als erwartet. Es besteht die Gefahr, dass Konsumenten beim Online-Shopping bleiben und weniger lokal einkaufen.
  • Gewerbe: Branchen sehr unterschiedlich betroffen. Dominoeffekt, weil Gewerbebetriebe oft voneinander abhängig sind.

    Pandemie: Ruhe vor dem nächsten Sturm? 

Die gesundheitspolitische Situation wird momentan als sehr ruhig eingeschätzt, allerdings deutet einiges auf das Anrollen einer dritten Infektionswelle hin. Das Interesse der Wirtschaft an den vom Kanton geförderten regelmässigen präventiven Flächentests ist noch gering, weil mit der Testung keine Privilegien bei der Lockerung von Massnahmen verbunden sind.

Task Force Wirtschaft

Zur Bekämpfung der Pandemiefolgen im Bereich Wirtschaft ist im Kanton eine Task Force Wirtschaft im Einsatz. Sie setzt sich zusammen aus: Marianne Lienhard (Vorsitz, Departement Volkswirtschaft und Inneres), Stefan Elmer (Tourismus, Leiter Standortentwicklung), Thomas Kistler (Gemeindepräsident Glarus Nord), Sepp Kubli (Gewerbe, Präsident Gewerbeverband Kanton Glarus), Christian Marti (Gemeindepräsident Glarus), Heinz Martinelli (Vollzug, Leiter Amt für Wirtschaft und Arbeit), Benjamin Mühlemann (Auszubildende, Departement Bildung und Kultur), Peter Rufibach (Industrie, Präsident Glarner Handelskammer), Hannes Schiesser (Bauwirtschaft, Präsident Glarner Baumeisterverband), Walter Schifferle (Arbeitnehmervertreter), This Vögeli (Gemeindepräsident Glarus Süd), Rolf Widmer(Finanzen, Departement Finanzen und Gesundheit), Sven Wiederkehr (Banken, Glarner Kantonalbank), Christian Zehnder (Sekretariat Task Force, Leiter Standortpromotion) und Renzo Davatz (Industrie, CEO Kraussmaffei Highperformance).