Wo im Glarnerland atmet die Lungenflechte?

Sie braucht gute Luft und alte Bäume in naturnahen Wäldern. Im Kanton Glarus kommt die sensible Lungenflechte noch vor. Um mehr über ihre Verbreitung zu erfahren, ruft das Naturzentrum Glarnerland auf, Sichtungen der auffälligen Flechte zu melden.



Wegen ihrem lungenähnlichen Aussehen und gewissen Inhaltsstoffen wird die Flechte noch heute als Heilmittel gegen Lungenkrankheiten
Wegen ihrem lungenähnlichen Aussehen und gewissen Inhaltsstoffen wird die Flechte noch heute als Heilmittel gegen Lungenkrankheiten

Lungenflechten sind einfach zu erkennen. Für sie typisch sind ihre tiefbuchtigen, bis handgrossen Lappen und die charakteristische Aderung, welche der Oberfläche einer Lunge gleicht. In feuchtem Zustand ist die Flechte leuchtend grün. Trocken wird sie olivgrün bis braun. Wer eine Lungenflechte entdeckt, kann dies im Naturzentrum Glarnerland oder unter [email protected], Telefon 055 622 21 82 melden. In der Infostelle kann auch ein Exemplar in Natura besichtigt werden.

Anspruchsvolle Glarnerin

Die Echte Lungenflechte (lateinisch Lobaria pulmonaria) ist eine der grössten Flechten in der Schweiz. Sie wächst auf alten, dicken Bergahornen oder Buchen meist zwischen 800 bis 1300 m ü. M. Schweizweit gesehen hat sie unter anderem im Kanton Glarus einen Verbreitungsschwerpunkt. Dies stellt dem Glarner Wald und dessen Bewirtschaftung eine gute Note aus, denn die Lungenflechte gilt als Indikator für intakte Waldökosysteme. Da sie empfindlich auf Luftschadstoffe und intensive Waldbewirtschaftung reagiert, steht sie schweizweit unter Druck und auf der Roten Liste der geschützten Arten. Im Glarnerland konzentrieren sich die bisherigen Funde der Lungenflechte vor allem in der westlichen Kantonsfläche, beispielsweise entlang des Klöntalersees, im Oberseegebiet oder im Niederurnertäli.

Erkennen zum Schützen

Baumbewohnende Flechten wie die Lungenflechte breiten sich nur langsam aus und reagieren stark auf das Lokalklima und Trockenheit. Werden Trägerbäume zerstört, kann sich die Flechten-Population nur schlecht davon erholen. Deswegen werden mit Lungenflechten bewachsene Bäume in den Glarner Wäldern als Biotopbäume stehen gelassen. Die Fund-Daten des Aufrufs liefern dabei wichtige Anhaltspunkte für die Bewirtschaftung der jeweiligen Waldflächen. Zudem bilden sich die Glarner Förster dieses Jahr weiter, um die seltenen Flechten sowie wertvolle Biotopbäume zielsicher im Gelände erkennen zu können.

www.naturzentrumglarnerland.ch

Was sind Flechten?

Flechten bestehen aus zwei verschiedenen Lebewesen, einem Pilz und einer Alge. Diese bilden miteinander verbunden eine Lebensgemeinschaft. Ihre Oberfläche besteht aus einer Schicht aus Pilzfäden, darunter liegt eine weitere aus Algen. Dies bringt beiden Vorteile: Die Alge trocknet unter dem Pilz weniger schnell aus, der Pilz wird von der Alge dafür mit Nährstoffen versorgt. Mehr als ein Drittel der Flechten-Arten in der Schweiz ist gefährdet.

Glarnerland ist Flechtenland

Das Glarnerland hat viel, was Flechten mögen: verschiedene Gesteine und Böden, viel Wald für baumbewohnende Arten, aber auch offene, wenig bewachsene Flächen, die den konkurrenzschwachen Flechten freien Grundbesitz bieten. Und letztendlich auch genug Niederschlag, denn Flechten tolerieren zwar Trockenheit, lieben aber die feuchte Abwechslung. Mit über 500 Flechten-Arten gedeiht im Kanton Glarus eine grosse Vielfalt der «Doppelwesen», darunter über 20 baumbewohnende Flechten-Arten von nationaler Priorität. Über die Verbreitung dieser Arten im Kanton Glarus weiss man im Detail noch sehr wenig.