«… Wo weisse Alpen schweigen …» – Litauen erlebt die Schweiz Musik und Rezitation

Ein wertvolles, abwechslungsreiches Begegnen zwischen Litauischem und Schweizerischem vermittelten Ana Djordjevic, Sopran und Rezitation mit dem Klavierduo Vilma und Daniel Zbinden unlängst im Jakobsblick Niederurnen. Eingeladen hatten die Verantwortlichen des Kulturforums Brandluft mit Gret Menzi.



«… Wo weisse Alpen schweigen …» – Litauen erlebt die Schweiz Musik und Rezitation

Es war wohl der Vielzahl von Angeboten aller Art und dem Ausflugswetter zuzuschreiben, dass sich weit weniger Gäste als erwartet einfanden. Man sah sich gar Speziellem, sorgsam Zusammengetragenem aus den Jahren 1900 und später gegenüber. Man vernahm, was litauische Gäste aus der damaligen Zeit während ihres Studiums in unserem Land, auf Wanderungen und den Besuchen bestbekannter Orte erlebten, aufnahmen und dichterisch umsetzten. Passendes Liedgut und entsprechende Texte, mitgetragen von kunstvoll und beseelt Interpretiertem auf dem Flügel fügten sich zu einer attraktiven Gesamtheit.

Vilma Zbinden begrüsste in litauischer Sprache, man erahnte lediglich lückenhaft, worum es gehen könnte Daniel Zbinden war es, der kenntnisreich ausführte, aufzeigte, wer einst wo weilte, die Gedanken in Worte fasste. Litauische Schriftstellerinnen und Schriftsteller wussten sich mit Schweizerischem eng verbunden. Ihre Eindrücke fassten sie zeitgerecht schwärmerisch, lobend, anpreisend zusammen – auf dass das viele im eigenen Lande dann auch vernehmen würden, um vielleicht einmal selber auf eine Wanderung aufzubrechen und sich auf dem Uetliberg, am Rheinfall, dem Jungfraujoch, in Luzern, Bern, Zürich oder anderswo aufzuhalten und das zu erleben, was dichterisch bereits ausformuliert worden war. Texte waren von ausdrucksreichen Liedern mit Titeln wie «Alle meine Wünsche schweigen» (Othmar Schoeck,1886–1957); «Die steinerne Alp», (Fabian Müller,*1964); «Burleske» und «Beim schlechten Wetter» (Joachim Raff, 1822–1882); «Vom Luzernersee» (Hans Huber 1852–1921) wahrlich ausgeschmückt. Ana Djordjevic sang und las mit viel Hingabe, leicht theatralischer Gestik und willkommener Sorgfalt. Das musikalische Begleiten war enorm überzeugend, von grosser spieltechnischer Reife geprägt. Die Texte schrieben Maironis (1862–1932), Satrijos Ragana (1877–1930) und Salomèja Nèris (1904–1945).

Daniel Zbinden stellte die verschiedenen Literaten vor, äusserte sich zu deren Werdegang und dem literarischen Erbe, das in Litauen starke Beachtung fand. Sehr heimatverbunden seien alle gewesen. Staunend und respektvoll urteilend sei bei Aufenthalt in der Schweiz vieles aufgenommen und geschildert worden. Und so erfuhr man denn, wie still und schön es auf der Rigi mal gewesen sei, was es auf dem Uetliberg zu sehen gab, wie stürmisch der Rheinfall rauschte, wie viele Touristen sich schon damals in Luzern (als «Land des Lichts und der Harmonie» gepriesen) rumtummelten. Von Wohlstand und Ruhe, von gluschtigen Angeboten in Läden – da ging es konkret um reife Kirschen – und dem Treiben an der zürcherischen Bahnhofstrasse hörte man etwas. Dazu kam eine nicht ungefährliche Bergtour aufs Jungfraujoch. Damit wurde man auf eine Schweizerreise der gar besonderen Art mitgenommen.

Leicht störend waren die gut gemeinten Beifallskundgebungen, die Bekanntgabe einer «Applausordnung» zu Beginn des wirklich gehaltvollen Begegnens hätte Abhilfe geschaffen.
Gret Menzi dankte mit viel Anerkennung, wies auf kommende Anlässe des Kulturforums hin und lud zu Apéro und Gedankenaustausch im Eingangsbereich des Jakobsblicks gerne ein.