Wortreich und die Welt der Bücher

Die Welt der Bücher ist gross – derart weit, dass es an Übersicht und damit der Fähigkeit des Zuordnens, des geruhsamen und ausgiebigen Suchens samt sicherem Zugriff fehlt. So wird es wohl ewig bleiben. Und möchte man nur einen Teil dieser Reichhaltigkeit erfüllend bewältigen, müsste manche Lebenserwartung tüchtig hochgeschraubt werden.

 



Wortreich und die Welt der Bücher

Sich berufsbezogen in diesen Dimensionen zu bewegen, ist fordernd. Da kommen Abende mit Präsentationen von persönlich ausgewählten und favorisierten Büchern einer recht fordernden Verquickung von Vergnügen, publikumswirksamem Beurteilen und Beschränkung aufs Wesentliche gleich. Dieser Aufgabe stellten sich unlängst Christa Pellicciotta, Geschäftsführerin der Buchhandlung Wortreich in Glarus, und die kompetent mithandelnden Fachfrauen Brigitte Lusti und Johanna Lehmann. Lesehungrige und Neugierige fanden sich im gemütlichen, zum Verweilen einladenden Fachgeschäft im Abläsch in recht grosser Zahl ein. Kopien mit den Namen der Autoren und den Buchtiteln lagen auf den verschiedenen Tischchen samt Schreibstift bereit. Noch verpflegte man sich an der Bar, unterhielt sich mit wahrlich Gleichgesinnten und liess sich dann mit beinahe zahllosen Informationen richtiggehend verwöhnen – um nachher doch wieder vor der sprichwörtlichen Qual der Wahl zu stehen.

Brigitte Lustis bevorzugtes Reise- und Feriengebiet ist und bleibt Schottland. Mit ihren Ausführungen klärte sie über Landschaften, Geschehnisse und Menschenschicksale auf. Man lernte bei Hinweisen auf weitere Titel die indianische Tradition in Norddakota und das Befragen der Geister kennen, konnte sich nur andeutungsweise mit dem Phänomen eines Moorbruchs samt Verschwinden des Sees und des geheimnisvollen Auftauchen eines abgestürzten Flugzeugs, den Folgen von Deportation und Siedeln in der Stalin-Zeit, dem Leben eines Beamten, der sich zum Sterbebegleiter ausbilden lässt, dem Schicksal von Überlebenden nach einer gewaltigen Explosion, der Zerbrechlichkeit der Welt um 1946 in Japan, der Suche nach Verschollenen, der Heimkehr eines ehemals Zwölfjährigen oder den Geschehnissen in einem universitären Club befassen. Man kreuzte sich schon mal an, was von persönlichem Interesse war.

Johanna Lehmann wies auf die eher schrägen Geschehnisse im «Wettrennen für Anfänger» und einer rasanten, absolut spannenden Verfolgungsjagd mit zuweilen in eben lupenreinen Komponenten hin.

Christa Pellicciotta widmete sich einer Vielzahl von Kinder- und Jugendbüchern. Wie sich Tiere Musikinstrumente holen und darauf spielen lernen, Kuchen über alles lieben; wie wechselvoll Geschehnisse in einer Patchwork-Familie ablaufen können: Einschlafrituale eigentlich bewährt sind, würden sie nicht dauernd von irgendwelchen Störefrieden unterbrochen oder die Ziege Liese einfach alles frisst, was ihr zwischen die Zähne kommt, wurde gar lebhaft erläutert. Viele Illustrationen gaben zum Schmunzeln Anlass. Der Liese wurde es jedenfalls so übel, dass sich ihre Hautfarbe nachhaltig verfärbte. Sie wurde riesig krank.

Gar reizend war das Mitverfolgen der Korrespondenz zwischen Pinguin und Giraffe – übrigens samt Besuch in eisiger Umgebung. Weitere Jugendbücher mit viel Text handelten von der wirbligen Mississippi-Bande und dem Reichtum nach dem Geldfund in einer Blechbüchse und zwischenmenschlichen Beziehungen.

Die Heimkehr wurde mit einem ganzen Rucksack voller Informationen angetreten – Lesen und Verweilen wird weitergehen und kann niemandem weggenommen werden.