Wut als Chance zu positiven Veränderungen

Die These, dass Wut einer dem Menschen angeborener Trieb sei, hat sich gemäss heutigen Erkenntnissen der theoretischen wie auch praktischen Psychologie als nicht haltbar herausgestellt.



Karin Werner Zentner zeigte in ihrem Vortrag einen Weg auf
Karin Werner Zentner zeigte in ihrem Vortrag einen Weg auf

Doch wie und warum wir diesen Erkenntnissen gemäss einen anderen, ganz neuen Umgang mit der Wut erlernen können, erläuterte Karin Werner Zentner, Psychologin und Coach BSO, in einem sehr lebendigen Vortrag den zahlreich anwesenden Frauen.

Wut als willkommener Hinweis auf notwendige Entwicklung


Bis anhin war mehrheitlich anerkannt, dass Wut eine heftige Emotion ist, die sich als eine impulsive, aggressive Reaktion auf ein direktes oder schon länger zurückliegendes Ereignis entladen muss, ansonsten ernsthafte psychische Schädigungen durch Verdrängen drohen. Ausgehend davon, dass Wut ein dem Menschen angeborener Trieb ist, dem es kein Entrinnen gibt und die ganz individuelle Art des Umgangs mit Wut in der Kindheit durch Erfahrung in Familie und Umfeld angelegt ist, zeigte Karin Werner Zentner in anschaulicher Weise auf, dass zu jedem Zeitpunkt ein neuer Umgang mit Wut gelernt werden kann.

Die Erkenntnis weit über die Fachkreise hinaus, dass Entladung heftiger Emotionen keine Lösung der verursachenden Probleme bringt, führte zu einem neuen Umgang mit diesen Gefühlen. Wichtig ist, ganz gegenteilig zur bisherigen Ansicht, Wut als willkommen zu heissen. Doch weshalb? Durch die ganz persönliche Ursachenforschung, wie es dazu kam, dass eine Äusserung oder Verhaltensweise eines Mitmenschen Gefühle der Frustration oder Wut provoziert, erhält jeder Mensch die Chance, sich mit seinen eigenen Erwartungen und Wünschen auseinander zu setzen. Die Sichtweise ändert sich dadurch, dass jemand sich nicht mehr als Opfer seines Gegenübers erfährt, sondern in der Auseinandersetzung mit der eigenen Reaktion erkennen kann, dass die Ursache für die heftigen Gefühlsregungen in sich selbst zu finden ist. Dieser ganz neue Umgang mit Frustration und Wut bedeutet auch eine Chance auf ein Umlernen als Erwachsener und somit ein Ablegen der in der Kindheit angelegten Modelle im Umgang mit diesen bisher als negativ geprägten Gefühle.

Seine eigene Gefühls-Managerin werden


Durch diese Sichtweise können wir alle einen ganz neuen Zugang zu unserer Gefühlswelt finden. Dadurch, dass wir uns unserem „Inneren Team“ ( Schulz von Thun, F., 2007) zuwenden, was heisst, den inneren Stimmen „zuhören“, sie respektieren und versuchen, auch bei unangenehmen oder vielleicht auch überraschenden Erkenntnissen sie als ein Teil unseres Selbsts anzunehmen. Dies ist -zugegeben - keine leichte Aufgabe, doch dass sie in die richtige Richtung weist, zeigte sich ganz konkret an den Äusserungen von Besucherinnen, die Karin Werner Zentner während ihres Vortrages immer wieder direkt ins Gespräch mit einbezog.

Ganz zum Schluss die letztlich einleuchtende Erkenntnis, dass Wut entsteht, wenn wir unseren inneren Stimmen kein Gehör verschaffen und dass wir für unsere Gefühlswelt als Erwachsene selbst verantwortlich sind. Somit werden wir zur Managerin unserer Gefühle, indem wir durch Reflexion uns vom „Du machst mich wütend“ weg zu uns selbst hin wenden: „Was macht mich wütend?“