Youngsters im Neuen Zürcher Orchester – Musik vom Allerfeinsten

Die Mitglieder des Neuen Zürcher Orchesters haben eins gemeinsam – wie es auf der Einladung zu einem Konzert im Gemeindezentrum Schwanden aufgeführt war. Sie sind jung, sie vermögen begeisternd, beseelt und mit hoher Intensität auszugestalten. Deutlich und überzeugen, mit viel Übersicht fordernd, ist der musikalische Leiter Martin Studer.



Youngsters im Neuen Zürcher Orchester – Musik vom Allerfeinsten

Und wenn von einem «kleinen und feinen Ensemble» geschrieben wird, ist das sicher für alle nachvollziehbar, die in Schwanden weilten. Die jungen Musikerinnen und Musiker nehmen die Intentionen ihres umsichtig und klar leitenden Dirigenten bereitwillig auf und setzen alles kompetent um. Die Spielreife des Streicherensembles ist in jeder Beziehung überzeugend. Dynamik, Ausdrucksreichtum und Klangfarben stimmen. Es kommen bei den Hinhörenden Bilder auf, deren Inhalte farbenfroh, lebendig, reichhaltig sind. Es sind musikalische Geschenke mit wertvollem Inhalt.

Einfühlend, mit grossem spieltechnischem Geschick und spürbarer Reife wurden die Ouvertüre für Streicher in c-Moll von Franz Schubert (1797–1828), das Doppelkonzert d-Moll für Violine und Klavier von Felix Mendelssohn (1809–1847) und das Quartett Nr. 8, op. 110 für Streicher von Dmitri Schostakowitsch (1906–1975) interpretiert.

Mendelssohns Doppelkonzert gestalteten die Pianistin Emma Saskia Bähler mit Jahrgang 2007 und der an Jahren ältere Geiger Alexandre Dubach solistisch aus, vom Orchester stets enorm aufmerksam, mit hoher Präsenz und gediegener Zurückhaltung begleitet. Es sei vorweggenommen – die Ganzheit des Interpretierens war packend, machte ergriffen, schaffte Raum für eine Vielzahl einfach guter Gefühle wie Wärme, Weite, Frohmut, Eintauchen in Tanz und Träume, Geborgenheit, Eleganz, klar strukturierte Momente, Ruhe, Unbeschwertheit und leise Dramatik.

Die Reife und die hohe Spielkultur der beiden Solisten gediehen zu einer faszinierenden Einheit, zu einem Ergänzen, gegenseitigem Weitergeben vieler Sequenzen. Mit spürbarer innerer Ruhe wurde ausgedrückt. Die musikalische Ganzheit wurde durch Applaus unterbrochen, der nichts als störend war. Mit einer gewissen Gelassenheit wurde das ab Bühne wahrgenommen.

Musikalische Inhalte sind Vermittler zwischen Interpreten und Zuhörerschaft. Dies betonte Ruth Tüscher, Präsidentin des organisierenden Kulturvereins Glarus Süd, bei ihrer herzlichen, kurzen Begrüssung.

Die Interpretierenden haben mit Martin Studer einen Leiter, dessen Vielseitigkeit beeindruckt und Respekt erheischt. Seine Präsenz, das kluge Fordern, die Übersicht und das rasche Einbeziehen der einzelnen Register, sein einladendes Fordern und das respektvolle Anerkennen beeindrucken nachhaltig.

Das herzliche Gratulieren an die Solisten und das Ensemble waren ein kleiner Lohn fürs gewiss fordernde Erarbeiten, fürs kluge und reife Umsetzen des kompositorisch Vorgegebenen.

Alexandre Dubach fasste zusammen, was viele empfanden. Sein Charme, das hohe Können und die spürbar grosse Freude führten zu einem kleinen «Zusatzkonzert» mit einer Komposition von Tschaikowski. Die spielerische Eleganz, eine fast überschwängliche Lebensfreude, Tanz und Jubel klangen auf. Emma Saskia Bähler begleitete souverän, behutsam intentionsreich. Und für einmal durften sich die Mitglieder des Orchesters so richtig zurücklehnen und mitgeniessen.

Man verliess den Konzertraum mit innerer Beschwingtheit, nach langem verdientem Beifall und einer Zugabe, deren Verwöhnfaktor ebenso hoch war, wie die vielen musikalischen Inhalte.