Zauber der Politik

Am Montagabend wagten sich die drei Regierungsratskandidierenden vor 250 Besuchenden aufs Politpodium GLARNER RING – organisiert durch Fridolin Medien und unter dem Patronat von Glarner Wirtschaftskammer und Gewerbeverband des Kantons Glarus – im Schützenhaussaal. SRF-Redaktor Florian Landolt kitzelte ihre Egos und liess sie beweisen, weshalb sie das Zeug haben, künftig das Glarnerland zu regieren.



(v.l.n.r.) Moderator Florian Landolt; Daniela Bösch, Thomas Tschudi und Roger Schneider im Anschluss an das Politpodium im Schützenhaussaal in Glarus (Bild: fj)
(v.l.n.r.) Moderator Florian Landolt; Daniela Bösch, Thomas Tschudi und Roger Schneider im Anschluss an das Politpodium im Schützenhaussaal in Glarus (Bild: fj)

Wer kennt sie nicht, die quälenden Selbstdarstellerarien von Prominenten, die genau jene Fragen vorgesetzt bekommen, deren Antworten sie schon auswendig gelernt haben. Nicht so bei Florian Landolt.

Vorstellungsgefecht

Beim 1:1-Interview nimmt der Moderator zuerst den Leadertyp mit 30 Jahren Managementerfahrung ins Gebet. «Roger, du bist von der FDP und als Sitzverteidiger der Einzige, der etwas zu verlieren hat.» Schneider kontert, er habe nichts zu verlieren, sein Geschäftsporsche habe inzwischen über 200 000 km auf dem Tacho, sei also nachhaltig genutzt, und obwohl er Zürichdeutsch spreche, sei er ein Glarner mit Vater aus Ennenda und Mutter aus der Stadtglarner Metzgerei «Schwert». «Ich bin überzeugt, dass am Schluss Kompetenz gewählt wird.» Als erstes will Schneider bei den Finanzen einen Leistungskatalog vorlegen. Mit Vertrauen auf seinen Glücksbringerstein und Augenzwinkern sagt Thomas Tschudi: «Ich denke, ich sei ein wählbarer, bin SVPler, Banker – das liegt nicht allen gleich nahe – und normal, also einer aus dem Volk.» In der Regierung wolle er die Staatsquote tiefhalten und auch mal auf den Tisch hauen. «Es geht in allen Departementen darum, eine Dienstleistungsmentalität zu schaffen – dass der Bürger ein Kunde ist und das auch spüren darf.» Daniela Bösch outet sich als Liebhaberin von Süssem mit genauem Biss. Sie habe gleich mehrere Königskuchen mitverputzt und am Tag ihrer Nomination – dem 6. Januar – mehrmals auf die Queen im Rosinengebäck gebissen. «Ich sehe mich als Schafferin mit Kopf, Herz und Hand, die sich mit Vernunft, Leidenschaft und Engagement einsetzt.» Sie sei zwar schon lieb und nett, aber könne auch zubeissen. Zudem seien die Wahlen ja kein bürgerlicher Wettbewerb. «Ich sage, ich bin Mitte Mitte, mit mir werden die Mehrheiten des Landrates in der Regierung abgebildet.»

Die frechen Fragerunden

Dann ging es – immer in der Runde für alle drei – ans Eingemachte, also an das, was Glarnerinnen und Glarner am meisten schmerzt. Zuerst um die «Quälspange». Für Thomas Tschudi muss da der Pfosten (auf der alten Linthbrücke) raus, und «irgendwann ist fertig gezählt». Daniela Bösch fordert verschiedene Lösungen «der Quartierverkehr ist tragisch für die Anwohnerinnen, der Stau schlecht für Tourismus und Industrie» – am besten also in Eigenverantwortung den ÖV oder das Velo nehmen. Schneider pflichtet Tschudi bei: «Pfosten raus und zwar sofort! Denn das Überlegen, was man tun soll, findet jetzt auf dem Buckel aller statt.» Später müssten Tropfensystem oder Unterstützung durch Verkehrskadetten ausprobiert werden. Beim ÖV sieht Bösch Verbesserungspotenzial in den Stosszeiten, Schneider würde umsteigen, gäbe es den verdichteten Takt. Tschudi gibt zu bedenken, dass der Individualverkehr dann auch öfter vor der Barriere warte.

Spital ins Spital?

Roger Schneider vertraut nach wie vor ins Kantonsspital, «es ist schade, dass hier mit Halbwissen Polemik gemacht wird.» Sein Rezept: Betten reduzieren, Pflegepersonal abbauen über normale Fluktuation. Daniela Bösch will die medizinische Grundversorgung, «deshalb müssen wir dem Spital Sorge tragen», für Thomas Tschudi hat das Management gezeigt, wie es das Defizit auffangen will. «In den Verwaltungsratspräsidenten und seine Erfahrung vertraue ich, aber ich bin auch verwundert, wenn gekündigt und gleich wieder angestellt wird.» Was war die dümmste Ausgabe der letzten Jahre? lintharena! Soll man – mit dem Abbau des Untergymnasiums – Kosten sparen? Dreimal ja. Hat der Landrat mehr Lohn verdient? Ist sowieso ein Ehrenamt. Darf auch mal eine Lohnrunde fürs Staatspersonal ausfallen? Im Prinzip ja. Futuro Elm? Ja – aber nur zur Überbrückung. Entschädigung der Mühlehorner beim Ammler Solarprojekt? Schallschutz vom Bund. Die Fragen gingen nicht aus und auch nicht der weisse Quintner Chardonnay beim anschliessenden Apéro. Insgesamt ist so ein Podium eben der perfekte Event, um drei noch nicht so Bekannte für Influencer aus Politik und Wirtschaft zu Persönlichkeiten zu machen. Magie, made by Landolt.