Zauberflöte – nur für Kinder? Nachklingende zauberhafte Vielfalt

Derart bunt zusammengewürfelte musikliebende Gesellschaften wie es beim Betreten der Aula Glarus am schulfreien Mittwochnachmittag der Fall war, trifft man eher selten. Es muss sich wohl um etwas gar Besonderes handeln, wenn neben ergrauten Häuptern, Müttern und Vätern auch spürbar erwartungsfreudige Kinder verschiedenster Altersstufen zugegen sind.



Die Instrumentalisten (von links): Andrea Kollé (Flöte)
Die Instrumentalisten (von links): Andrea Kollé (Flöte)

Mit der angekündigten «Zauberflöte für Kinder» des Wolfgang Amadeus Mozart war der organisierenden Kulturgesellschaft Glarus im Rahmen des Kinderprogramms ein willkommenes Begegnen zwischen Klassik und Jugend in bemerkenswerter Art gelungen.

Begrüssung durch Martin Zimmermann

Und nachdem alle ihren Platz eingenommen und Martin Zimmermann als «Kulturverantwortlicher» kurz begrüsst hatte, ging es mit einer Musik- und Erzählfülle los, die es in sich hatte. Und wenn man Kinder ganz leise mitsingen hörte, wusste man sich von Insidern umgeben. Fürs erfüllende Zustandekommen des farbigen, wechselreichen und spannenden Geschehens auf der Bühne zeichneten die Märchenerzählerin Jolanda Steiner, die Flötistin Andrea Kollé, Karel Boeschoten (Violine), Anton Vilkhov (Viola) und der Cellist Fabien Genthialon verantwortlich. Die Instrumentalisten boten die für sie sehr anspruchsvolle Zauberflötenbearbeitung von Franz Heinrich Ehrenfried aus dem Jahr 1793 in ansprechender, zuweilen recht virtuoser Form an. Es kam so zu einer Oper ohne Sänger und lange, den Spielverlauf störenden Arien. Den Kindern kam das sehr entgegen. Jolanda Steiner lernte man als leidenschaftlich stimmungsstark und einfühlend ausführende Erzählerin kennen. Aus ihren Worten waren gar viel Anteilnahme herauszuhören. Liebliches. Böses, Dramatisches, Wirbliges und Amüsantes führten zum weltweit bekannten, glücklichen Ende. Zur starken Musik und dem bewegenden Erzählen fügten sich die prächtigen, auf den jeweiligen Erzählmoment abgestimmten Bilder, die auf Grossleinwand projiziert wurden.

Die Sequenzen wechselten rasch

Das Umsetzen des facettenreichen Geschehens erforderte vonseiten der Interpretierenden viel Behutsamkeit, Spielfertigkeit und hohe Aufmerksamkeit. Zuweilen wechselten die Sequenzen enorm rasch. Störende Lücken zwischen Musik und Text entstanden nie. Jolanda Steiner bediente sich einer kindgerechten, packenden Sprache, eingebettet in viel Schalk, Heiterkeit, leicht bösem Vermuten und Deutungen, die von den Kindern mit erfrischender Spontanität aufgenommen wurden. Dümmliches Getue, Überheblichkeit, Anmut, banges Hoffen, forsches Handeln, Liebe und Zuneigung, drohendes Handeln, furchterweckende Aussagen, Verpetzen, das Ersuchen um Hilfe, Zuwendung – eine erfrischend reiche Welt an Gefühlen tat sich auf. Weit offen schienen viele Kinderherzen.

Prinz Tamino hat sich im Wald verirrt. Bedroht wird er von einer bösartigen Schlange. Glücklicherweise wird er von drei dunkel gekleideten Gestalten gerettet. Das Ungeheuer ist besiegt. Die Schönheit Taminos findet Erwähnung. Die Königin der Nacht will den goldenen Sonnenkreis in ihren Besitz bringen. Gleichzeitig fordert sie von Pamina, dass sie nur das macht, was sie ihr auch erlaubt. Pamina ist in der Gewalt von Sarastro. Es kommt der Gedanke auf, dass Tamino die schöne Prinzessin befreien könne. So ganz zufällig taucht der Vogelfänger Papageno auf. Mit seinem Zauberinstrument kann er manches geradebiegen, was gar drohende Dimensionen annimmt. Papageno flunkert enorm, ist vorlaut, ein Meister unwahrer Übertreibungen. Sein Maul wird mit einem Schloss versehen, ab sofort ist er seiner Sprache beraubt. Tamino erhält das Bild eines gar liebreizenden, schönen Mädchens, das aus Sarastros Schloss befreit werden muss.

Tamino verliebt sich schon mal unsterblich. Papageno und Tamino, mit Zauberflöte und Glockenspiel zwecks Bändigung von Dämonen und dem Abhalten von Bösem ausgerüstet, machen sich auf den Weg zum Schloss. Sie gelangen zur Stätte, in der Pamina vom strengen, leicht liebestollen Monostatos nicht nur bewacht, sondern auch bedrängt wird.

Papageno stösst auf seine Papagena, die er zuerst als hässliches Weibchen mit unbestimmtem Alter kennenlernt. Alles wendet sich zum Guten. Dank Flöte und Glockenspiel tanzen die «gfürchigen» Wärter einfach aus der Szene. Es ist zu erkennen, dass die Königin der Nacht und nicht Sarastro Böses im Schilde führt. Es sind Prüfungen zu bestehen, deren Ablauf mit eindrücklichen Illustrationen festgehalten ist.

Kinder wurden ins Geschenhen mit einbezogen

Ins zauberhafte Geschehen waren die Kinder mit Beginn einer kurzen, wohlverdienten Pause einbezogen. Es gab sogar Glückssteine, die aber nicht für alle reichten, da und dort Kummer verursachten. Die klug beobachtende Märchenerzählerin half sofort aus. Mit ganz viel Beifall war das gegenseitige Verabschieden verbunden – nachdem sich Liebende gefunden hatten und das Böse endgültig besiegt war.