Zentrale Verwaltung und Touristen-Zentrum

Am Donnerstag, 23. Juni, genehmigen 283 Stimmberechtigte alle vom Gemeinderat beantragten Geschäfte, beschliessen die Planung einer zentralen Verwaltung und eine Tourismus-Drehscheibe beim Bahnhof Schwanden. Diskussionen lösen Geschäftsbericht und Jahresrechnung der Alters- und Pflegeheime Glarus Süd aus.



Eine Mehrheit der 283 teilnehmenden Stimmbürger/innen entscheiden sich an der Gemeindeversammlung vom 23. Juni von Glarus Süd für die Planung einer zentralen Verwaltung und den Bau einer Tourismus-Drehscheibe beim Schwander Bahnhof (Bilder: e.willi)
Eine Mehrheit der 283 teilnehmenden Stimmbürger/innen entscheiden sich an der Gemeindeversammlung vom 23. Juni von Glarus Süd für die Planung einer zentralen Verwaltung und den Bau einer Tourismus-Drehscheibe beim Schwander Bahnhof (Bilder: e.willi)

Bei seiner Einführung, die auch ein persönlicher Rückblick sind, verortet der nach 28 Politik-Jahren zurücktretende Gemeindepräsident Mathias Vögeli die Lebens-Situation der 11-jährigen Gemeinde vor der Übergabe an seinen im Umgang mit Teenagern geübten Nachfolger Hansruedi Forrer in der «pubertären Phase». Positiv stimme ihn im Rückblick auf seine Amtszeit das grosse Vertrauen der Stimmbürger. Gleichzeitig stellt Vögeli eine allgemein härtere Gangart mit steigenden Ansprüchen und geringerem Engagement für das Gemeinde-Wohl fest. Negativ in Erinnerung bleiben die unvollendete Nutzungsplanung und das gebodigte Projekt der Baugenossenschaft Zurlinden.

Rechnungen und Jahresberichte

Die Versammlung folgt den Erläuterungen durch Vizepräsident Mathias Zopfi und genehmigen Jahresbericht und -Rechnung ohne Wortmeldung. Sie weist einen Aufwands-Überschuss von 2,85 Mio. aus, was 1,5 Mio. schlechter als budgetiert ist. Die Versammlung freut sich über die dank eigenen Kraftwerken und wasserreichem Standort-Vorteil solide Situation der Technischen Betriebe und genehmigt Rechnung und Jahresbericht.

APGS mit hohem Verlust

Diskussionen löst die von VR-Präsident Dr. Rolf Hanimann erläuterte Situation der Alters- und Pflegeheime aus. Die APGS leiden 2021 unter einer tieferen Belegung und durch die Pandemie ausgelösten Zusatzaufwand bzw. Ertragsausfall. Der Betriebsertrag geht bei unverändertem Personalaufwand (CHF 11,7 Mio.) von 15,7 auf 14,9 Mio. zurück. Der Betriebsaufwand kann zwar um 0,24 Mio. gesenkt werden, trotzdem schaufeln die APGS mit einem Betriebsergebnis von CHF 918 021 ein grosses finanzielles Loch.

SVP will Rückweisung

Dieses führt Martin Baumgartner namens der SVP Glarus Süd zu einem Antrag auf Rückweisung von Jahresbericht und -Rechnung. Mit einem mittleren jährlichen Verlust von 0,7 Mio. über die letzten fünf Jahre seien die APGS-Defizite zu hoch. Er verlangt Auskunft zu mehreren Aufwand-Konti und den Abgängen im Kader. Fritz Zimmermann unterstützt seinen Antrag und sorgt sich über die betriebswirtschaftliche Schieflage der APGS.

Details werden nachgereicht

Gemeinde-Vize Mathias Zopfi erklärt, wie der Gemeinderat seiner Aufsichtspflicht mit Interviews von VR und Geschäftsleitung nachgekommen sei. Dabei seien keine Unregelmässigkeiten in der Geschäftsführung gefunden worden. Künftig werde der Rat jedoch die Aufgaben aufteilen. Der VR-Delegierte der Gemeinde werde nicht gleichzeitig die APGS beaufsichtigen und zudem sei ein Aufsichtskonzept in Arbeit. Nachdem Mathias Vögeli zusichert, die gestellten Fragen schriftlich oder an der nächsten Gemeindeversammlung oder über die Medien zu beantworten, lehnt die Versammlung den Rückweisungsantrag ab und genehmigt Jahresbericht und -Rechnung der APGS.

Umfangreiche Wahlen

Die Wahlen treiben die Stimmenzähler um. Gewählt werden neu in die GPK: als Präsident Jakob Wohlwend; zu Mitgliedern: Dr. Jakob Marti und Petra Feusi. Ins Wahlbüro: zehn ordentliche und vier Ersatz-Mitglieder. In die Schulkommission: Nadja Stalder. In die Zweckverbände: Abwasser: Hansueli Rhyner, Kaspar Bäbler, Patrick Bissig, Bruno Hunziker; Abfall-Entsorgung: Hannes Schiesser, Eugen Streiff; Kehrichtbeseitigung: Hannes Schiesser und Kaspar Bäbler.

Nachdem eine Werkleitungs- und Strassensanierung in Luchsingen sowie die revidierte Besoldungsverordnung ohne Wortmeldungen durchgewunken sind, sorgt das Projekt einer zentralen Verwaltung in Schwanden für mehrere Wortmeldungen.

Verwaltung zentralisieren

Roman Hauser will für die SVP angesichts der knappen Finanzlage eine Rückweisung des Projektierungs-Kredites für eine zentrale Verwaltung. Zudem gehöre eine Tourist-Info an die touristischen Haupt-Standorte und nicht an eine «schnelle Drehscheibe» am Bahnhof Schwanden. In die gleiche Richtung argumentiert Josef Fischli. Die Aussen-Standorte in Haslen und Nidfurn müsse man stärken. Dort seien die Gebäude in tadellosem Zustand, bräuchten geringen Unterhalt, hätten genügend Parkplätze und er wolle den Jungen keine hohen Schulden hinterlassen. Gegen eine Tourismus-Drehscheibe sei aber nichts einzuwenden. Auf der Gegenseite verteidigt Hannes Schiesser als künftiger Gemeinderat das geplante Geschäft und Rafaela Hug wendet sich für die FDP ebenfalls gegen den SVP-Rückweisungs-Antrag. Letztlich bewilligen die Stimmbürger/-innen den beantragen Planungskredit.

Neubau für Touristen

Weniger heiss als die sommerlichen Aussentemperaturen läuft die Abstimmung zur geplanten Tourismus-Drehscheibe beim Bahnhof Schwanden. Nach einem engagierten Votum von Vizepräsident Mathias Zopfi, unterstützt von Fridolin Hösli, genehmigen die Stimmbürger/-innen den Bau eines neuen Empfanggebäudes für die Gäste von Glarus Süd.

Zuhanden der nächsten Versammlung

Kurt Reifler will an der nächsten Gemeindeversammlung über die Ausarbeitung eines Parkplatzkonzeptes befinden, während Fritz Zimmermann im Kontext der APGS-Rechnung eine nachvollziehbare Konten-Darstellung verlangt. Jacques Rhyner moniert als letzter Redner des Abends die Pflege der Rad- und Fussgängerwege und fragt nach, ob Mitlödi als «Tor zur Gemeinde Glarus Süd eigetli niemer isch»?

Axt und Dudelsack

Für die meisten Gemeinderäte ist das die letzte Versammlung. Präsident Mathias Vögeli würdigt deshalb die Verdienste seiner langjährigen Weggefährten, während ihm diese für seinen neuen Lebensabschnitt mit «mehr Zeit fürs Holzen» eine Axt mit gravierter Widmung mitgeben. Mit dem Ziel, diese an einem Ehrenplatz aufzuhängen, macht er sich anschliessend mit seinen Bürgern auf den Heimweg, begleitet von leisen Dudelsack-Klängen, die von einem Platzkonzert ins Gemeindezentrum herüberwehen.