Zigerbrüütnetworking

Ein Neurochirurg, der 1975 bei mir die Deutschmatura ablegte, wünschte sich spasseshalber ein Stück «Gonzo-Journalismus», denn auch ich war dabei, als sich am Samstag bei Föhnsturm rund 750 Ehemalige im Hof der Kantonsschule trafen, um die alten Zeiten und den Alumni-Verein aufleben zu lassen.



Zwischen Party und Ahnengalerie am Ehemaligentreffen der Kantonsschule Glarus (Bilder: fridolin jakober)
Zwischen Party und Ahnengalerie am Ehemaligentreffen der Kantonsschule Glarus (Bilder: fridolin jakober)

Den rückwärtigen Zugang hat mir die Strabag mit einem Eisengitter versperrt, vorne geht die Schlange bis weit in die Burgstrasse runter. Ich schleiche vorbei, sehe: die Namenszettel und Party-Bändeli werden zwar an drei Schaltern verteilt, aber alle stehen am ersten an. Auf dem Hof dann hellen «Spezli» von Adler die Stimmung auf, die Kantiband arbeitet sich an Carlos Santana und Lady Gaga ab. Das Mikro ist zu schwach, von der Begrüssung durch Rektorin Franziska Eucken nehme ich bloss mit, dass die Maturaquote von Glarus (mit der von Uri) nach wie vor schlusslichtmässig tief sei, der Rest geht im Zigerbrüütnetworkinglärm unter. 

Werde Alumnus

Meine beiden politisch bekannten Maturanden – Regierungsrat Markus Heer und Ständerat Benjamin Mühlemann – versuchen am Mikrofon, den Lärm zu übertönen, was Mühlemann auch gelingt, und machen Werbung für den Alumni-Verein, den Mühlemann präsidiert und mit Heer wieder zum Leben erwecken will. Es brauche mehr als alle 20 Jahre ein Kantitreffen, um das Netzwerk der rund 3500 Absolvierenden – Maturajahrgänge 1961 bis 2024 – intakt zu halten. Man spreche von «Braindrain», wenn die meisten von ihnen beim Studium in die ganze Welt ausschwärmten. Dabei gehe es doch darum, über einen Verein dieses Netzwerk zu nutzen – eben auch zugunsten des Kantons Glarus, der diese Feier «mitberappt», und fürs Glarnerland. Neben Franziska Eucken gehören Bruno Largo und Morena Zhuniqi dem Vorstand an – das lässt schon mal hoffen.

Werde Mentor

Das Robotik-Team – der Stolz der Glarner Elitenschmiede – sucht neue Mentoren unter den alten Herren. Dazu begeben diese sich – in Hundertschaften und schon leicht angeschickert – in die Katakomben, wo die fahrenden «R2-D2s» säuberlich aufgereiht viel Ah und ein bisschen Neid hervorrufen. Dafür hätten die meisten auf Zeichnen, Singen und auch auf Französisch verzichtet. Ich habe mir vorgenommen, mich nicht volllaufen zu lassen. Also haue ich ab und bleibe bei Esthi und Nadia hängen. Erstaunlicherweise ist ein ganzer Schwung meiner ehemaligen Schüler nicht auf LSD, sondern selber Lehrer und haut geradezu bissig auf das aktuelle Schulsystem ein, das immer mehr Vorschriften macht, ohne die Bildung einen Deut zu verbessern. «Die Schüler sollen wieder die Grundfähigkeiten erlernen, Schreiben, Rechnen, Lesen und einen Text auch verstehen.» «Was ich am meisten sage, ist: Klappt den Rechner zu!» Oder: «Wenn ich heute integrativ und Nachteilausgleich nur schon höre, muss ich kotzen.» In diesem Sinne: Genehmigen Sie sich ein «Spezli» und melden sich bei den Alumni an.

((Fusszeile)) Dazu einfach «alumni kantonsschule glarus» auf LinkedIn suchen.