Zu Gast in der Heimat

Immer wieder verbringe ich meine Ferien im Glarnerland. Genauer gesagt in meiner Ferienwohnung in Linthal. Als Auslandschweizer und Heimwehglarner ist es immer eine grosse Freude hier zu weilen. Nicht nur die Natur ist immer wieder faszinierend, auch Land und Leute mit ihren Traditionen ziehen mich her. So ist es nicht verwunderlich, dass ich meine Ferien nach dem Veranstaltungskalender des Kantons abstimme. Ein Fixpunkt in meiner Planung ist die Grosstaler Älpler- und Bauern-Chilbi in Linthal.



Zu Gast in der Heimat

Wie ich vom OK-Präsidenten und Präsidenten des Gewerbevereins Linthal und Umgebung, Hans Stüssi, erfahren habe, entstand diese Veranstaltung 2004. Die ursprüngliche Idee war es, den Alpabzug der Bauern auf ein Wochenende zu legen und so das Ende des Alpsommers mit einem Fest zu feiern. Das war aber aus logistischen Gründen nicht möglich. So entwickelte sich die Grosstaler Bauern- und Älpler-Chilbi als Ersatz des Chilbitanzes.

Der Chilbitanz, ein uralter Brauch im Glarnerland, wurde neu entdeckt. Zum Mitmachen werden jeweils die Landwirtschafts- und Alpbetriebe des Grosstals eingeladen, die in diesen zwei Tagen ihre Produkte und Erzeugnisse der Bevölkerung näherbringen können. Doch auch viele Vereine engagieren sich, um aus der Grosstaler Bauern- und Älpler-Chilbi ein Volksfest zu machen. Da ich Ferien habe, war es mir ein Vergnügen, bei den Vorbereitungen mitzuhelfen und konnte ein wenig hinter die Kulissen der Organisation schauen. Jeder, der schon einmal einen solchen Anlass organisierte, oder wie ich mithelfen durfte, weiss, was für eine grosse Arbeit dahintersteckt. An dies und das muss gedacht werden. Hundert Kleinigkeiten müssen zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein, um den Besuchern ein tolles Fest zu bieten.

Es begann am Samstagabend im Saal der Linthkraft-Stiftung. Neben vielen kulinarischen Köstlichkeiten, die von fleissigen Helfern den Gästen aufgetischt wurden, bot auch die Musik, die «Chnüsperli Buebe» sehr gute Unterhaltung. Viel Freude bereitete Familie Hefti aus Mitlödi mit ihrem «Hüsliguet-Chörli». Die Mutter Elisabeth Hefti mit ihren zwei Töchtern und drei Söhnen, sangen sich in die Herzen der Zuhörer und wurden nicht ohne Zugabe entlassen. Ich durfte mich mit der Familie Hefti kurz unterhalten und erfuhr, ihnen macht das Singen sehr viel Spass und sie legen viel Wert auf Tradition. Es ist in der heutigen Zeit nicht selbstverständlich, dass sich junge Leute für Volksmusik begeistern und auch die Tradition leben.

Auch die Verlosung von attraktiven Preisen stiess auf grosse Resonanz. Tradition und Moderne, wie die Bar für die Grosstaler Jugend im Untergeschoss, bot für jeden etwas.

Am Sonntag lud das OK zum traditionellen ökumenischen Festgottesdienst in der reformierten Kirche in Linthal ein. Die bis auf den letzten Platz gefüllte Kirche lauschte den Worten des reformierten Pfarrers Richard J. Bloomfield und dem katholischen Pfarrer Hans Mathis. Die Feier wurde umrahmt vom Heimatchörli Ennenda, das mit seinen Liedern dem Gottesdienst einen würdigen Rahmen verlieh.

Nach dem Gottesdienst begleiteten die Chlausschellner Linthal die Festgemeinde mit einem Umzug zurück zum Festplatz, wo man das Mittagessen geniessen konnte. Der Saal von der Linthkraft AG war im Nu gefüllt und die Küchencrew arbeitete auf Hochtouren, um alle Gäste zu bedienen. Die «Chirezer Buebe» sorgten für die musikalische Unterhaltung. Auch Fridolin Kundert mit seinem Büchel wusste zu gefallen.

Der Bauernmarkt mit vielen Ständen war gut besucht, die Kunden konnten sich an den verschiedensten Produkten erfreuen und selbstverständlich auch probieren. Käse, Wurstwaren, Honig sowie Backwaren wurden unter anderem angepriesen. Auch Kunsthandwerk wurde angeboten.

Draussen vergnügten sich Kinder wie Erwachsene am Kinderkarussell, der Hüpfburg und dem Streichelzoo. Kraft und Geschick konnten die Besucher am «Hau den Lukas» beweisen. Im Zelt der Kaffeestube offerierte der Frauenchor Kaffee und selbst gebackenen Kuchen. Und wer noch Hunger hatte, kaufte sich eine Tüte heisse Maroni.

Ich hatte an diesen zwei Tagen viel Spass und war erfreut, dass ich in Linthal so ein Fest erleben durfte. Egal in welche Ecke der Welt mich die Zukunft noch bringt, die Grosstaler Älpler- und Bauern-Chilbi ist und bleibt ein Fixpunkt in meinem Kalender. Einen herzlichen Dank geht an die Organisatoren, die mit viel Aufwand und Einsatz mit ihren Helferinnen und Helfern dieses Fest ermöglichten.