Zu spät!?

Mein Blick richtet sich auf den Kalender. Heute haben wir den 10. April 2006, ein ganz normales Datum. Aber da war doch was mit dem 31. März. Ein Datum, das jedes Jahr erscheint und doch etwas mystisches, bedrohliches an sich hat.


Ich versuche mich zu erinnern, hirne, wie man heute so salopp sagt, und plötzlich trifft es mich wie ein Blitzschlag. Der letzte Tag für die Steuererklärung. Wieder einmal habe ich es geschafft, diese „Deadline“ zu verpassen. Wieder einmal stehe ich vor einem enormen Problem. Nicht, dass ich die Steuererklärung noch nicht ausgefüllt und verschickt oder per e-mail gesandt habe. Das sind alles kleinere Probleme. Wie sag ich’s meiner Frau, dass ich einmal mehr zu spät bin und mich der Kanton und der Staat ein weiteres Mal zurückstufen wird. Nicht nur mich, Schande über die ganze Familie. Nun heisst es sich mit den gegebenen Tatsachen abfinden und so schnell wie möglich das Versäumte nachzuholen. Schadensbegrenzung nennt sich das, glaube ich einmal gehört zu haben.

Also in die Startlöcher und los gehts. Zuerst suche ich das A3 Couvert vom Kanton. Noch vor zwei Monaten wusste ich genau, wo ich dieses verflixte Couvert versorgt hatte. Nach einiger Zeit bin ich dann endlich im Besitze der Steuererklärungsformulare. Halt, neben den Formularen habe ich ja auch eine CD erhalten. Die wird mir das Ausfüllen bestimmt erleichtern. Ich besitze ja einen PC und Mittlerweilen auch einige Erfahrungen. Nur bin ich in erster Linie Anwender und habe vom Installieren keine Ahnung. Wozu hat man zwei ausgewachsene Söhne, welche uns Vätern jeweils die Probleme mit der modernen Technik abnehmen. Allerdings haben beide für die nächsten zwei Tage keine Zeit, also ein Selbstversuch starten. Und erstaunlicherweise klappt es auf Anhieb. Ich bin nun bereit für das Ausfüllen der Steuererklärung. Name, Geburtstag und das Übliche ist überhaupt kein Problem. Die Schwierigkeiten beginnen beim Lohnausweis. Auch dieses Formular wurde mir rechtzeitig zugestellt und ich habe es auch ordentlich versorgt. Nur wo? Nun beginnt das zweite Suchen und auch hier werde ich, mit gütiger Hilfe und entsprechendem Kommentar meiner Frau, fündig. Nun bin ich bald am Ende mit dem Eintragen der Daten, aber auch mit meinen Nerven. Einige Hindernisse, sprich Positionen konnte ich mit Leichtigkeit erledigen. Teilweise unter Beihilfe der Erläuterungen, welche auch nicht immer so ganz einfach zu interpretieren sind. Kein Vorwurf an die Verfasser, vermutlich liegt es an mir. Noch wartet ein letztes Hindernis auf mich. Als glücklicher Besitzer eines einfachen aber schönen Einfamilienhauses muss ich auch noch das Hilfsblatt für Liegenschaften, verknüpft mit der effektiven Steuererklärung, ergänzen. Viele Fragen, welche ich eigentlich vom letzten Jahr übernehmen könnte, sind zu beantworten. Aber wo ist nur die Steuererklärung vom letzten Jahr. Moment, die habe ich ja bereits im vergangenen Jahr auf der CD ausgefüllt. Also keine Schwierigkeit für mich. Unangenehm ist lediglich, dass ich keine Hardkopie erstellt habe, im PC die Daten gelöscht und die CD bereits entsorgt habe. Die begleitenden Worte, meiner Mittlerweilen etwas ungeduldigen Frau, erspare ich den Lesern. Ich hatte ihr grossmaulig versprochen, die Erledigung der Steuererklärung ist keine Sache und innerhalb von knapp 30 Minuten erledigt. In der Zwischenzeit sind mehr als zwei Stunden verflossen und noch ist kein Ende in Sicht. Nun ist improvisieren angesagt. Man möchte ja möglichst ehrlich sein und die richtigen Daten eingeben. Aber auch dieses Problem lässt sich irgendwann lösen und zu guter Letzt ist die Steuererklärung fertig ausgefüllt und zum Verschicken bereit. Nachdem das Resultat bekannt ist, erkundigt sich meine Frau, mit welchem Steuerbetrag wir zu rechnen haben. Dank modernster Technik kann diese Frage rasch beantwortet werden. Nach Bekanntgabe hat der Schock meiner Frau auf jeden Fall um einiges länger gedauert.

Die Steuern sind wie das Holz für den wärmenden Winterofen, nur einfach konträr. Beim Einbringen des Holzes hat man drei Mal warm, einmal beim Fällen der Bäume, dann beim Zuschneiden auf das richtige Mass und schlussendlich, wenn das Feuer brennt. Bei der Steuererklärung ist es umgekehrt. Das erste Mal hat man kalt, wenn das Couvert ins Haus flattert, das zweite Mal trifft uns die Kälte beim Ausfüllen und zu guter Letzt stehen wir kurz vor dem Erfrieren, wenn die Steuerrechung eintrifft.

Im Übrigen ist es nie zu spät, ich habe auf jeden Fall noch in keinem der vielen Jahre die Steuererklärung ungeöffnet vom Kanton zurückerhalten.

Aber Steuern müssen sein und auch das Drum und Dran mit dem Ausfüllen gehört nun mal dazu. Freuen wir uns doch schon auf das nächste Jahr.