Zukünftig den Glarner Souverän im Rücken

Seit letztem Dienstag schmückt ein neues Bild das Sitzungszimmer des Glarner Regierungsrats. Das Bild von Augusto Giacometti ist dabei eine Leihgabe der Netstal-Maschinen AG.



Dr. Hans Ulrich Golz
Dr. Hans Ulrich Golz

Man kennt es von den Vereinigten Staaten oder anderen Ländern, dass in Regierungsgebäuden Bilder vom Staatsoberhaupt prangen. Dies gilt seit letztem Dienstag auch im Rathaus in Glarus. Statt eines Porträts einer einzelnen Person ist auf dem Bild von Augusto Giacometti aber die Landsgemeinde als höchste Instanz im Kanton Glarus abgebildet. «So haben wir Regierungsräte immer im Blick für wen wir hier Entscheidungen fällen», betonte Regierungsrat Benjamin Mühlemann an der Vernissage am letzten Dienstag.

Vom Keller ins Rathaus


Dass das Bild hier seinen würdigen Platz gefunden hat, zeige auch die gute Zusammenarbeit zwischen Politik und Wirtschaft im Glarnerland. Das Gemälde befindet sich nämlich im Besitz von Netstal-Maschinen AG in Näfels und zierte dort lange Zeit das alte Empfangsgebäude. Nach dem Neubau verschwand das grosse Gemälde mit einem Format von 238 x 180 cm im Keller der Firma. «Erst vor Kurzem wurde es hier wieder entdeckt», schilderte Fritz Rigendinger, Landesarchivar des Kantons Glarus, die jüngste Geschichte des Bildes. Dr. Hans Ulrich Golz, CEO Netstal, sei es nun zu verdanken, dass das Gemälde als Leihgabe dem Kanton zur Verfügung stehe.

Urdemokratie während des Krieges


Rigendinger führte weiter zu dem Bild und dem Künstler aus, dass der weniger bekannte Augusto aus der Giacometti-Dynastie, als Pionier der nationalen abstrakten Kunst betrachtet werden kann. «Sein Primat der Farben kann man auch bei der Glarner Landsgemeinde schön sehen.» Ebenfalls durch die Entstehungszeit im Jahr 1943 erhalte das Gemälde noch weiter an Bedeutung. Das Bild sei sicher auch im Zusammenhang mit der geistigen Landesverteidigung während des Zweiten Weltkriegs zu sehen. Zumal Giacometti zu dieser Zeit Präsident der Eidgenössischen Kunstkommission war. «In einer Zeit, in der man nicht wusste, welche Form die Kreuze auf dem Bild in Zukunft haben werden.» Giacometti habe in dieser Zeit einer urschweizerischen Tradition für immer ein Denkmal gesetzt.

Die Kunst stand damit in dieser Zeit im Dienste der Politik. Dies sei laut Rigendinger natürlich nicht immer so, ein enges Zusammenspiel der beiden gebe es aber stets. Weiter räumte Rigendinger der Kultur auch eine immer stärker werdende volkswirtschaftliche Bedeutung ein. Institutionen, Bräuche und Veranstaltungen haben einen nicht zu unterschätzenden Einfluss darauf, wie die Menschen den Kanton Glarus sehen und somit prägt die Kultur entscheidend die Marke Glarnerland mit.


Restauratorin Tania Dosch schilderte anschliessend, dass das «Exil» im Keller doch seine Spuren an dem Gemälde hinterlassen habe. «Man könnte fast sagen, es war höchste Zeit für das Bild, dass es wieder aufgetaucht ist.» In aufwendigen Schritten wurden kleine Löcher geflickt, die Patina von Schmutzpartikel gereinigt und vor allem der unterste Teil der Leinwand fast Millimeter für Millimeter geglättet. Sodass die Glarner Landsgemeinde in den schillernden und auffälligen Farben von Augusto Giacometti wieder neu erstrahlt.