AKW-Debatte der Jungen Grünen Glarus

Am Abend des 5. Dezember fand in der Kantonsschule Glarus eine Podiumsdiskussion rund um das Thema Energieversorgung im Allgemeinen und AKW im Speziellen statt. Diskutiert haben Jürg Rohrer, Präsident der Grünen Glarus Nord, und Dr. Peter Tschudi, Gemeinderat von Näfels, und ein interessiertes Publikum.



Podiumsdiskussion rund um das Thema Energieversorgung im Allgemeinen und AKW im Speziellen (Bild:zvg.)
Podiumsdiskussion rund um das Thema Energieversorgung im Allgemeinen und AKW im Speziellen (Bild:zvg.)

Rund 17 Personen hatten sich eingefunden, als um acht Uhr Mauro Sana, Präsident der Jungen Grünen unseres Kantons, die Podiumsdiskussion mit einer kurzen Begrüssung eröffnete. Er übernahm anschliessend auch die Moderation.

Der erste Teil des Abends wurde mit einem kurzen Vortrag von Peter Tschudi eingeleitet. Er berichtete über seinen kürzlichen Besuch in der Atomkraftwerkanlage von Gösgen. Er stellte zudem fest, dass der Begriff „Atom“ in der Gesellschaft verpönt sei, ja man assoziiere es mit der Atombombe, was einer sachlichen Debatte natürlich nicht gerade dienlich sei. Peter Tschudi, der an der Kantonsschule Chemie lehrt, demonstrierte dann dem gespannten Publikum einen simplen Versuch. Mit einem Messgerät zeigte er anhand eines faustgrossen Steins (einer Plutoniumprobe) auf, dass alle Dinge die Eigenschaft einer natürlichen Radioaktivität aufwiesen.

Dann wurde die Debatte mit dem Stichwort „Stromlücke“ eröffnet. Jürg Rohrer erklärte, dass der Begriff „Stromlücke“ ein Hirngespinst der Stromproduzenten sei, um die Bevölkerung von der Notwendigkeit vom Bau neuer AKW’s zu überzeugen. Zudem habe die Schweiz die Möglichkeit, Strom aus dem europäischen Nachbarländern zu importieren. Während der angeregten Debatte fiel auch das Wort Effizienz. Hierzu führte Jürg Rohrer aus, dass das Potenzial der Einsparungen durch effizientere Stromnutzung bei einem Drittel liege, was enorm sei. Strom zu sparen bedeute nicht nur Zurückhaltung, sondern eröffne auch neue Möglichkeiten und Chancen. Jürg Rohrer warf den Stromproduzenten vor, genau in dieser Hinsicht nichts zu tun, da gerade sie vom grösseren Strombedarf profitieren würden. Dem wiedersprach Peter Tschudi, der auch Verwaltungsratsmitglied vom Elektrizitätswerk Näfels ist. Es wurde darüber gestritten, ob das Engagement der Stromproduzenten ernst gemeint sei oder nur der Imagepflege diene. Jemand aus dem Publikum gab auch zu Bedenken, dass der weltweite Energiebedarf zu rund 70% fossil und „nur“ rund 20% durch AKW’s gedeckt würde. Folglich sei der Ausstoss von CO2 das wahre Problem und in diesem Sinne sei AKW-Strom positiv zu bewerten. Schliesslich meinte Jürg Rohrer wegen der kommenden „Stromlücke“ in den Bau von AKW’s zu investieren, sei ein Scheinargument, denn bis ca. 2023 würden keine neue AKW’s betriebsbereit sein. Tschudi hielt ihm den jährlich steigenden Stromverbrauch entgegen und folgerte daraus, das der Stromengpass nur eine Frage der Zeit sei.

Das nächste Thema betraf die Sicherheit eines AKW’s. Peter Tschudi erklärte, dass in der Schweiz AKW’s nicht aus Sicherheitsgründen vom Netz müssten, nein, schlicht aus Unrentabilität. Jürg Rohrer führte aus, dass das Risiko in diesem Falle aus zwei Faktoren bestünde: 1. Die Wahrscheinlichkeit eines Unfalls oder eines Anschlags (die zugegebenermassen gering sei) 2. Was die Konsequenzen einer Katastrophe wären (die weitreichend wären). Wegen des zweiten Faktors erachtete Jürg Rohrer den Betrieb eines AKW’s als ein grosses Sicherheitsrisiko. Der 11. September (der Terroranschlag in New York) hätte gezeigt, welche Gefahren Grossflugzeuge in terroristischer Hand darstellten. Zudem seien in den letzten Jahren auch Fastunfälle geschehen, und das in Länder wie Schweden, Slowenien oder Frankreich. Peter Tschudi hielt dagegen, dass sie eben „nur“ Fastunfälle gewesen waren, also die umfangreichen Sicherheitsvorkehrungen gegriffen hätten.

Nach einer zehnminütigen Pause folgte anschliessend der zweite Teil des Abends. Eingeleitet wurde er mit einem kurzen Vortrag seitens Jürg Rohrers. Mit Graphiken zeigte Jürg Roher bildlich auf, dass der Trend gegen AKW’s wäre und dass z.B. die Länder mit der grössten Anzahl AKW’s auch in Besitz von Atombomben wären (mit Ausnahme von Japan).

Anschliessend stritt man sich um die Frage, ob sich der Bau von AKW’s überhaupt lohne. Jürg Rohrer stellte zu dieser Frage klar, dass kein Privatunternehmen bereit sei, in AKW’s zu investieren. Es sei immer der Staat, der den Bau antreiben müsse. Zudem vergesse man in dieser Frage leicht, dass die Lagerung der radioaktiven Abfällen über

Millionen von Jahren nicht gerade günstig zu stehen kommen würde. Peter Tschudi meinte, dass wenn es sich nicht lohne, schlicht niemand AKW’s unterhalten und bauen würde. Jemand aus dem Publikum meinte dazu, dass nur gewisse Leute vom Bau profitieren würden. Schliesslich kam noch die Thematik der Endlagerung der Abfallsstoffe aufs Tapet. Es gebe klar nur einen Weg, den Müll zu lagern, meinte Peter Tschudi. Nämlich innerhalb der Landesgrenzen in einer unterirdischen Anlage. Träumereien ihn in den Weltall zu schiessen seien zu kostspielig und sie hätten den Auftrag, die Abfallfrage innerhalb der Schweiz zu lösen. Der Kanton Glarus sei für eine Endlagerung aus geologischen Gründen keine Option. Wäre dies nicht der Fall, würde er eine ernsthafte Prüfung des Standortes Glarus befürworten, gab Peter Tschudi bekannt.

Nach rund zweieinhalb Stunden des Debattierens, wobei auch das Publikum angeregt mitdiskutierte, schloss Mauro Sana die Veranstaltung mit einem Dankeschön an die Erschienenen und mit einem besonderen Dank an Peter Tschudi und Jürg Rohrer.