Alles vom Zähler retour

Am Mittwoch, 27. Juni und am Donnerstag, 28. Juni fand in Bilten bereits zum zweiten Mal die Expo-Energietechnik auf dem Areal des Gemeindehauses statt. Hier präsentierten sich 36 Aussteller der Öffentlichkeit und den Fachleuten.



Alles vom Zähler retour

Von der Firma IBG B. Graf AG durchgeführt, durfte sich die zweite Expo-Energietechnik in Bilten auch dieses Jahr grosser Beliebtheit erfreuen. Direkt neben dem Gemeindehaus lockten die 36 Pavillions der Aussteller Fachleute und interessierte Bürgerinnen und Bürger an. Mit interessanten und auch lehrreichen Referaten wurde das Programm abgerundet.

Primär für Fachleute

Die Aussteller, die sich an den vergangenen zwei Tagen hier präsentierten, kamen alle aus dem Energiebereich. Namhafte Unternehmen wie die ABB, Fuchs-Helikopter, Ferratec, Areva, Mosa Profiwear, Sigmaform und vielen mehr nahmen daran teil „Wir möchten den Weg zeigen, den der Strom vom Zähler retour geht“, erklärt Josef Gisler, Geschäftsleiter der IBG Bilten. Primär sei es deshalb eine Fachmesse, an der es darum gehe, den Unternehmen eine Plattform zu bieten, gegenseitig Kontakte zu knüpfen, aber auch der Öffentlichkeit einen Einblick zu gewähren. Das Besondere: Unabhängig von der Grösse des Unternehmens hatte hier jeder Aussteller die gleiche Fläche – einen Pavillon – zur Verfügung. Die Aussteller informierten über die neusten Produkte der Energietechnik und verwandten Bereichen, sowie ihre Dienstleistungen. Und so konnte man draussen von der unabdingbaren Arbeitsschutzkleidung bis zu Hochspannungsprodukten oder Stromverteilern, wie man sie aus Liegenschaften kennt, alles einmal genauer unter die Lupe nehmen und sich erklären zu lassen. Im Festzelt wurden zudem spannende Referate rund um das Thema Strom organisiert.

Am Mittwoch konnte die IBG B. Graf AG beispielsweise Pankraz Freitag, Baudirektor des Kantons Glarus, als Redner gewinnen. „Er ist ein Exot unter den Politikern, denn er hat das Versprechen gehalten, das er uns vor zwei Jahren gegeben hat“, scherzte Gisler. Seiner Zeit hatte Freitag bei der ersten Energie-Expo nämlich versprochen, für ein Referat wiederzukommen, wenn die Ausstellung noch einmal durchgeführt wird. Und dass die Expo nach der ersten Ausführung eine Fortsetzung finden musste, zeigte auch das grosse Interesse der Ausstellenden an einer Wiederholung. Alle die schon beim ersten Mal dabei waren sind auch dieses Jahr wieder vertreten gewesen, zehn neue sind hinzu gekommen und wie Gisler erklärte, lägen bereits Anmeldung für die dritte Expo in zwei Jahren auf dem Tisch. Hier scheint also ein echtes Bedürfnis des Austausches zu bestehen. Mit rund 500 Personen, welche die Expo besuchten war hier auch seitens des Publikums Interesse vorhanden.

Glarus in der Champions League

In seinem Referat erläuterte Freitag dann spannende Aspekte der Energiepolitik des Kantons, basierend auf den ausgewiesenen Bedürfnissen an Strom und der zur Verfügung stehenden und geplanten Stromproduktion. Glarus stehe hier in den Startlöchern, sich als Energie-Kanton zu positionieren, sei es doch bereits jetzt ein Stromexporteur an andere Kantone. Gesamtschweizerisch betrachtet sieht dies aber noch anders aus. Die Schweiz muss bereits einen beachtlichen Teil des erforderlichen Stroms aus dem Ausland importieren. Für einen Rückgang dieses Bedarfs sieht Freitag keine Anzeichen. Vielmehr sei damit zu rechnen, dass die Schere noch weiter auseinander geht. Problematisch seien hierbei vor allem auch die Nutzungsschwankungen zu den verschiedene Tages- und auch Jahreszeiten. „Die Frage lautet deshalb: Wie können wir zukünftig genug Energie über das ganze Jahr hinweg produzieren und Schwankungen ausgleichen?“, so Freitag.

Hier sei man in Glarus auf dem besten Weg, eine Antwort zu liefern mit dem Projekt Linthal 2015 der Kraftwerke Linth-Limmern AG (KLL), welches mit Spitzenleistungen von 1450 MW im Jahr zur sicheren Stromversorgung in der Schweiz beitragen wird. „Damit wären wir in der Europäischen Champions League“, so Freitag. Abgesehen davon, dass dadurch für den Kanton ein beachtlicher Zustupf in Form von Bewilligungsgebühren und Heimfallentschädigungen im neunstelligen Bereich anfallen werden, sei hier vor allem eine Möglichkeit gegeben, den stetig wachsenden Bedarf an Spitzenenergie zu decken, sowie den Stromverbrauch und die Stromproduktion im Gleichgewicht zu halten. Auch an die Umweltaspekte habe man gedacht und die Regierung habe bereits eine Absichtserklärung vorgelegt, die Bewilligungsgebühren in einem Fonds für ökologische Massnahmen anzulegen.

Das Gefahrenpotential kennen

Eine ganz andere Seite des weiten Themas Strom beleuchteten in einem zweiten Referat Ruedi Lang und Dr. Gregor Guthauser von Electrosuisse: Die Einwirkung des Stroms auf den menschlichen Körper. Anhand von zummeist tödlich geendeten Fallbeispielen machte Lang deutlich, dass mit den Gefahren, die mit dem Umgang mit Strom einhergehen, nicht zu spassen ist. Mehrfach und eindringlich warnte er gerade die anwesenden Fachleute vor der Betriebsblindheit und der damit einhergehenden Unvorsichtigkeit. Strom sei eine Gefahr, man müsse aber keine Angst vor ihm haben. „Sicherheit wird durch Verantwortungsbewusstsein geschaffen und dies ist ein stetiger Prozess“, mahnte Lang an. Korrekt und vollständig angelegte Schutzkleidung, Konzentration, das Erkennen des Gefahrenpotentials und vor allem auch Kommunikation sind Tag für Tag der A und O bei der Arbeit mit Strom.

Dies gilt aber selbstverständlich nicht nur für Fachpersonen, die beruflich mit Strom zu tun haben. Sei es hinsichtlich eines respektvollen Umgangs mit diesem oder hinsichtlich evtl. zu leistender Nothilfe sollte sich jeder auskennen. Guthauser erläuterte dann die medizinischen Aspekte des Themas und verdeutlichte, welche Mechanismen im Körper bei einer Konfrontation mit Strom ablaufen, welche Schwellen der menschliche Körper im Kontakt mit Strom zeigt und was im Notfall zu tun ist. Mit dem so genannten ‚Ameisenkrabbeln’ konnte dann jeder, der nach diesem Vortag noch mutig genug war, einmal testen, welche Krabbel-Grenze er hat.