Am liebsten die gekrümmten Vortriebe

Innert kürzester Zeit hat sich die Jackcontrol AG mit ihren Vortriebsrohren, die sie unterirdisch vorantreibt, einen

Namen gemacht. Im In- wie im Ausland. Anfang Jahr wurde zudem das Ingenieurbüro Runge übernommen.

 



Unsichtbar
Unsichtbar

Stefan Trümpi, der Gründer der Jackcontrol AG, zeigt die neueste Auszeichnung, die das innovative Unternehmen bekommen hat. «Microtunneling Achievement Award» von der School of Mines in Colorado. Ein Jahr zuvor war die Glarner Firma an der No-Dig-Konferenz in San Diego mit dem No-Dig-Award für das innovativste Produkt ausgezeichnet worden. Die Jackcontrol AG habe eine neue Dimension für Rohrvortrieb und Microtunnelling geschaffen, heisst es.

Oder anders formuliert: Stefan Trümpi hat eine Technik erfunden, wie Rohre unter Strassen, Plätzen oder gar Flüssen und Hafenbecken vorangetrieben werden, ohne dass Strassen aufgerissen werden müssen. Der Rohrvortrieb an sich sei zwar eine schon ältere, bewährte Baumethode, erklärt Trümpi. Aber er sei bisher nur bei sehr grossen Kurvenradien möglich gewesen, und es gab oft Schäden an den Rohren. Dank der Tatsache, dass Trümpi die bisherige hölzerne Fuge beim Rohrvortrieb durch eine hydraulische ersetzte, können nun viel engere Kurven realisiert werden. Stefan Trümpi spricht sogar von typischen Jackcontrol-Vortrieben.

Schweiz drei Viertel der Vortriebe

Ein solcher dürfte jener in Deutschland in der Nähe von Magdeburg sein. Zwar nur 90 Meter lang, aber mit einem Innendurchmesser von nur einem Meter und einem sehr engen Kurvenradius. «Das ist unsere Spezialität», lacht Trümpi. Aus Deutschland seien bereits etwa zehn Aufträge gekommen. In St. Petersburg sei ein Auftrag bereits ausgeführt und in Moskau werde ein Tunnelvortrieb in einer Länge von 1050 Metern und mit einem Innendurchmesser von zweieinhalb Metern realisiert. «Eine S-Kurve mit Radien von nur 300 m notabene», so Trümpi. Im Winter steht in Sichtweite der bekannten Waikiki-Beach auf Honolulu ein weiterer interessanter Vortrieb in Aussicht.

Allmählich scheint sich die Vorliebe des Unternehmens für schwierige Vortriebehaben herumgesprochen zu haben. «In der Schweiz sind wir bei drei Viertel aller Vortriebe dabei», freut sich der Glarner, der sein System so weit es möglich war patentieren liess. «Heute kann man sagen, dass unser System zuverlässig funktioniert», so der Erfinder, der manchen Rückschlag in Kauf nehmen musste, bis es soweit war.

Auf Synergien zurückgreifen

Anfang Jahr hat die Jackcontrol AG das Ingenieurbüro Runge AG, Glarus mit seinen sechs Mitarbeitern übernommen. Das qualifizierte Personal sowie die bestens eingerichtete Infrastruktur des Ingenieurbüros passe bestens. «Wir können die Zeichner gut gebrauchen – für konventionelle Aufträge wie auch für Rohrvortriebe», erzählt Stefan Trümpi. Er spricht von einem zweiten Standbein.

Vor allem im Glarnerland gibts Aufträge im Bereich Wasserkraftwerke, die auf diese Weise gut gelöst werden können. Schon vor der Übernahme hat die Firma den Auftrag erhalten, die dreistufige Wasserkraftanlage, die zur ehemaligen Tuchfabrik Hefti in Hätzingen gehört, zu sanieren. Auch für das neue Kleinkraftwerk in Engi erhielt die Firma den Zuschlag. Und im Herbst soll mit den Arbeiten beim Mühlefuhr in Ennenda begonnen werden. Dort entsteht ein Flusswasserkraftwerk.

Erfolgreiches Spinoff-Unternehmen

Der Glarner Stefan Trümpi-Althaus hat an der ETH Zürich doktoriert. Nach der Dissertation gründete er die Jackcontrol AG, eine Spinoff- Unternehmung der ETH. Solche Unternehmen vermarkten Wissen und Knowhow, das im Rahmen der Hochschulforschung erarbeitet wurde.

Trümpi hatte die Idee, die hölzerne Fuge beim Pressrohrvortrieb durch eine hydraulische Fuge zu ersetzen. Peter Marti, Professor für Massivbau an der ETH Zürich, der ebenfalls ein Glarner ist, konnte für die Idee gewonnen werden. Auch Hans A. Schuler aus Glarus ist an der Firma beteiligt.

Nach aufwändigen theoretischen Untersuchungen und Laborversuchen wurde das System in zwei Pilotvortrieben im Jahr 2004 erfolgreich auf seine Praxistauglichkeit getestet. Anfang 2005 konnten erste Aufträge entgegengenommen werden. 2006 beschäftigte die Firma drei Angestellte, heute bereits 15.

*Irène Hunold Straub, Pressebeauftragte der Glarner Handelskammer