Ambulant vor stationär

Mit der neuen Finanzierung der Pflege stehen Gemeinden und Bevölkerung vor wichtigen Weichenstellungen, die auch die ambulante Pflege durch die Spitex verändern werden. An einem Informationsanlass in der Landesbibliothek liessen sich die Vertreter der Gemeinden informieren und waren, wenigstens teilweise, überrascht.



Co-Präsidentin Spitex Glarus
Co-Präsidentin Spitex Glarus

Wieviel Pflege braucht es? Wer pflegt? Wer finanziert und wer bestimmt? Durch das neue Einführungsgesetz zur Pflegefinanzierung und durch die Veränderung der Spitalgesetzgebung ändert sich auch die Situation für die vier Glarner Spitex-Vereine. Was einst aus ehrenamtlicher Initiative erwuchs und vom Bund mitfinanziert wurde, ist heute eine Organisation, welche in allen Gemeinden die ambulante Pflege übernimmt, welche einen Leistungsauftrag mit den Gemeinden hat.

Gründe gab es also genug, die Gemeinderäte einmal über die Spitex zu informieren. Zuerst erklärte die dipl. Pflegfachfrau Sabine Steinmann den Pflegealltag der Spitex, dann schilderte Luciana Zannini, dipl. Pflegefachfrau, den Alltag einer Haushalthilfe. Auf dieser Basis konnte Marcel Kessler, Präsident des Spitex Kantonalverbandes, zeigen, was die Spitex im Glarnerland leistet und was sie kostet. Er skizzierte auch die Herausforderungen für die Zukunft. Danach brach Landesstatthalter Dr. Rolf Widmer eine Lanze für die Spitex, indem er auf die Anreize hinwies, welche für eine ambulante Pflege zu Hause sprechen, insbesondere, dass die Spitex ein günstiges Angebot mit hohem Anteil an Freiwilligenarbeit durch Angehörige und Bekannte ist und mit dafür sorgt, dass die Klienten ihren Lebensunterhalt auch bei Pflegebedürftigkeit selber mittragen können.

Wohin geht die Reise?

Dr. Stéphanie Mörikofer-Zwez – die Präsidentin Spitex Verband Schweiz – zeigte schliesslich die Auswirkungen der Bevölkerungsentwicklung auf. Denn bereits 2025 werden die Einwohner über 80 in der Schweiz um 50% anwachsen, was den Bedarf an spitalexterner Pflege ansteigen lässt. Sie formulierte auch, was es braucht, damit in Zukunft nach dem Prinzip «Ambulant vor stationär» gepflegt werden kann. Dazu gehört, dass die pflegenden Angehörigen noch besser durch die Spitex unterstützt werden und dass die Spitex ihr Personal auch selber ausbildet.

Im Anschluss kamen die geladenen Gemeindevertreter zu Wort. Nach dem Dank wurde festgestellt, dass vielen hier zum 1. Mal bewusst wurde, warum die neue Pflegeversicherung einen grossen Teil der Kosten an die Gemeinden überbindet. Denn auf der untersten politischen Ebene werden in Zukunft die Weichen gestellt. Welche ambulanten und stationären Angebote finanziert werden, wie hoch der Beitrag an die Kosten ist, und wer mit welchen Versorgungsaufgaben betraut wird. Christian Marti, Gemeindepräsident von Glarus, plädierte dafür, dass die Geisteshaltung der Eigenverantwortlichkeit weiter gestärkt und auch eingefordert werden müsse. Für den Kanton Glarus sieht Daniela de la Cruz, Departementssekretärin Finanzen und Gesundheit, eine Chance in der Förderung alternativer Angebote wie Ferienbetten, Tages- und Nachtstrukturen, insbesondere aber auch in der Verstärkung der Zusammenarbeit zwischen den Anbietern von ambulanter und stationärer Pflege. Die Planung wird auf Gemeindeebene nach der Landsgemeinde weitergehen, doch war am Schluss klar: «Spitex brauchts – Spitex wächst – Spitex kostet.»