Anna Göldin – Die letzte „Hexe“ Europas

Die Sommerbühne zeigt am Mittwoch, dem 9. August, die Verfilmung des Romans „Anna Göldin – Letzte Hexe“ der Glarner Autorin Eveline Hasler. Im Juni 1782 wurde sie als letzte Hexe in Europa auf dem Sonnenhügel in Glarus hingerichtet.



Die Sommerbühne zeigt am Mittwoch den Film "Anna Göldin - Letzte Hexe" (Bildmontage: jhuber)
Die Sommerbühne zeigt am Mittwoch den Film "Anna Göldin - Letzte Hexe" (Bildmontage: jhuber)

Die im Jahre 1734 in Sennwald geborene Anna Göldin oder auch Göldi arbeitete schon früh als Dienstmagd zuerst in Sennwald selbst und später an einigen Orten im Glarnerland. Sie gebar im Laufe ihres Lebens zwei Kinder, wobei eines kurz nach der Geburt starb und sie das zweite im Ausland weggab. Ihre letzte Diensstelle trat sie 1780 beim Arzt Tschudi in Glarus an. Als die jüngste Tochter, Anna Miggeli, eines Tages anfing Stecknadeln zu erbrechen und nicht mehr damit aufzuhören begann, fiel der Verdacht schnell auf die Magd. Unter Folter gestand Anna Göldin, mit dem Teufel im Bunde zu stehen und das Mädchen verflucht zu haben. Im Juni 1782 verurteilte sie der Glarner Rat zum Tode durch das Schwert. Anna Göldin wurde als letzte Hexe 1782 hingerichtet.

Eine starke Frau als Opfer ihrer Zeit

Vieles an diesem Fall ist bis heute ungeklärt und merkwürdig. Und die Gestalt Anna Göldin fasziniert bis zum heutigen Tag. Was hat sie getan? Was für ein Mensch war sie? Und was wurde ihr angetan?

Im Jahr 1985 veröffentlichte die Glarner Autorin Eveline Hasler ihre Version der Geschichte rund um Anna Göldin im Buch „Anna Göldin – Letzte Hexe“. Sie stützt sich dabei auf Quellen und Aufzeichnungen aus dieser Zeit, füllt die Lücken mit ihren Ansichten aus und schildert dabei Anna Göldin als starke Frau, die ihrer Zeit zum Opfer fällt. Durch den frühen Tod des Vaters und unglückliche Liebschaften immer wieder zu Reisen und neuen Arbeitsstellen gezwungen, blieb ihr bis zum Ende das grosse Glück verwehrt. Unabhängig und selbstbewusst wurde sie einerseits als gute Magd und Arbeiterin aber auch als eigenwillig und aufmüpfig angesehen. Auch bei ihrer letzten Arbeitsstelle machten ihr die Avancen des Hausherrn und die Eifersucht der Ehefrau das Leben schwer und sorgten mit dafür, dass sie als Hexe angeklagt wurde. In den Mühlen der Justiz hatte sie als Frau aus einfachen Verhältnisen keine Chance gegen die gebildeten und einflussreichen Männer, die trotz ihrer aufklärerischen Ansichten dem Hexenwahn verfielen. Die Zelle und die Folter zermürbten sie endgültig, so dass sie sich ihrem Schicksal schliesslich ergab.

An Originalschauplätzen gedreht

1991 wurde das Buch mit Cornelia Kempes in der Hauptrolle und unter der Regie von Gertrud Pinkus verfilmt. Gedreht wurde dabei an vielen realen und authentischen Drehorten, so zum Beispiel im Haus des Artztes Tschudi in Glarus oder dem Haus des Pfarrers Zwicki in Mollis. Das Buch wie der Film zeigen ein plastisches Bild eines dunklen Moments in der Geschichte unseres Kantons, der zu dieser Zeit auf der einen Seite durch die Industrialisierung zu einem der fortschrittlichsten der ganzen Schweiz zählte, auf der anderen Seite den Aberglaube an Hexen noch nicht abgetan hatte. Wir können die Tat von 1782 nicht mehr rückgängig machen, uns aber an die Geschehnisse und an die Frau erinnern und unsere Lehren daraus ziehen.

Die Sommerbühne zeigt den Film „Anna Göldin – Letzte Hexe“ am Mittwoch, dem 9. August, im Volksgarten in Glarus. Der Eintritt ist frei und ein Besuch lohnt sich bestimmt.