Armee-Gamellen aus dem Glarnerland

10 000 Gamellen darf die Stöckli Metall AG an die Schweizer Armee liefern. Ein Auftrag, der seine Tücken hat: 25 Werkzeuge werden für die Fabrikation benötigt, dazu eine Maschine, die schon beinahe entsorgt war.



Kompliziertes Teil: Peter Beglinger zeigt eine noch unfertige Gamelle
Kompliziertes Teil: Peter Beglinger zeigt eine noch unfertige Gamelle

Peter Beglinger freut sich über den Auftrag. «Wir durften bereits im letzten Jahr 10 000 Stück Feldflaschenbecher herstellen, jetzt haben wir auch noch den Auftrag für das Herstellen der Gamellen erhalten.» Das tönt allerdings einfacher, als es tatsächlich ist. Denn für die Herstellung braucht es spezielle Maschinen und Werkzeuge. Ein Glück, dass Peter Beglinger und sein Geschäfts-Partner Armando Beccaletto die alte Maschine nicht entsorgt hatten, als sie vor vier Jahren das Unternehmen übernommen hatten. Obwohl sie damals nicht wussten, ob sie je wieder eine Verwendung dafür haben würden.

Nun ist der Moment gekommen, weil der Bund seit zehn Jahren erstmals das Lager an Gamellen wieder aufstockt.
«Die Maschine stand im Keller, zugedeckt mit einer Blache», erinnert sich Peter Beglinger. Bevor sie jetzt nach zehn Jahren Dornröschenschlaf wieder zum Einsatz kam, musste sie in sämtliche Einzelteile zerlegt, gereinigt, geölt und wieder fachgerecht zusammengebaut werden. Versehen selbstverständlich mit den neuesten Sicherheitsvorkehrungen zum Beispiel einer Lichtschranke. Nun läuft sie im wahrsten Sinne wie geschmiert. Auch sämtliche Werkzeuge, die zum Einsatz gelangen, mussten revidiert werden.

Schwieriges Tiefziehteil


Momentan fertigt der Bördel-Takt-Automat das Einrollen der Büchse. Peter Beglinger spricht von einem schwierigen Prozess. Selbst für eine Firma wie die STM, deren Kernkompetenz das Tiefziehen ist, stelle diese Arbeit eine Herausforderung dar.

Unter Tiefziehen von Metall versteht man die nahtlose Umformung. Es handelt sich dabei um eine der wichtigtsten Umformungstechniken, die in der Einzel- wie auch in der Massenfertigung angewandt wird. Wie schwierig es ist, zeigt sich auch deutlich am Abfall: In der dafür bereit stehenden Kiste häufen sich die aus der Arbeit entstandenen Resten schnell einmal.

Beschichtung hielt Versuch stand


Für die Herstellung der Gamellen werden 25 Werkzeuge benötigt. Ein Arbeiter ist gerade damit beschäftigt, beim Deckel die Nieten einzuziehen. Dann folgt das Bügelscharnier. «Danach braucht es nochmals zehn Arbeitsgänge plus zwei Schweiss-Operationen, bis der Bügel montiert ist», erklärt Beglinger. Schliesslich werden Boden und Deckel – nach dem Weissbrennen, einem Reinigungsprozess – schwarz beschichtet.

Vom Bund ist vorgeschrieben, dass die Farbe einem einstündigen Kochvorgang standhält. «Ich machte einen Feldversuch von eineinhalb Stunden mit meinem eigenen Gasgrill; die Farbe hielt», lacht Peter Beglinger. Das Muster musste dem Bund vorgelegt werden und wurde akzeptiert. 10 000 Stück können gefertigt werden. Beglinger erhofft sich später auch einen Folgeauftrag. Bei den Feldflaschen jedenfalls, von denen bereits 10 000 gefertigt wurden, ist die neue Bestellung bereits eingetroffen.

Auch für Private


«Die Rekruten, die nach dem Sommer einrücken, werden eine dieser Gamellen fassen», sagt Peter Beglinger. Die Rekruten fassen die Gamelle als Teil des Essgeschirrs. Der untere Teil dient als Pfanne, der Deckel als Teller.
Die Stöckli Metall AG habe mit dem Bund vereinbart, dass sie die Gamellen auch direkt an Private verkaufen darf. Sogar der Bundesstempel wird darauf zu sehen sein.

«Sonst aber können wir damit machen, was wir wollen; wir könnten auch rote Gamellen mit einem Schweizer Kreuz anbieten», schmunzelt der Jung-Unternehmer.
Die Stöckli Metall AG, die vor vier Jahren von Peter Beglinger und Armando Beccaletto übernommen worden war, hat sich auf Engineering sowie die Fertigung von Blech-Komponenten und -Baugruppen spezialisiert.

*Irène Hunold Straub, Pressebeauftragte der Glarner Handelskammer