Barocke Musikwelt in Mitlödi

Auf derart gediegene, kunstvoll aufklingende Weise verwöhnt zu werden wie es in der evangelischen Kirche dank Martin Zimmermann am Cembalo, Monika Baer, Barockvioline und Martin Zeller, Barockcello und Viola da Gamba der Fall war, kam einem riesigen mit vielerlei Kostbarkeiten gefüllten Geschenk gleich. Die drei einfühlsam und wechselvoll ausgestaltenden Instrumentalisten befassten sich mit der Wiedergabe von Kompositionen, die Dario Castello (1602–1631), Bartolome da Selma (1595–1638), Marco Uccellini (ca.1607–1680), Giovanni P. Cima (1575–1630), Francesco Rognoni (ca. 1550–1620), Marin Marais (1656–1728) und Jean-Marie Leclair (1697–1764) geschrieben hatten.



Martin Zimmermann am Cembalo, Monika Baer, Barockvioline und Martin Zeller, Barockcello (Bild: p.meier)
Martin Zimmermann am Cembalo, Monika Baer, Barockvioline und Martin Zeller, Barockcello (Bild: p.meier)

Es klang eine gar kurzweilige Fülle auf, kunstvoll, mit riesiger Reife und hervorragender Abgestimmtheit ausgespielt. Das weckte verdient hohe Anteilnahme und führte zu aufmerksamstem Mithören. Vieles hörte sich gar anmutig an, war zuweilen temporeich, wirblig, in der wertvollen Ganzheit von Solis unterbrochen, die unweigerlich Staunen und Anerkennung weckten. Da wurden mit einer Leichtigkeit und hohem spieltechnischem Geschick viel Kurzweil geweckt. 

Und es sei vorweggenommen, dass sich für die Interpretierenden und das gesamte erste Programm eine Änderung ergeben hatte, die so spielerisch gemeistert werden konnte, wie sich Martin Zimmermann, unter anderem Organist in Mitlödi und Cembalist an der Zürcher Hochschule der Künste, bei seiner herzlichen Begrüssung ausdrückte. Anna Gebert, Barockvioline, war erkrankt, konnte nicht mittun. Herzliche Genesungswünsche seien an dieser Stelle geäussert.
Die Wahl der Komposition musste geändert werden. Martin Zimmermann war sich sicher, dass trotzdem ein «musikalisches Feuerwerk» erwartet werden dürfe. Vieles fliesse ineinander, füge sich in eleganter Art. So war es denn auch. Monika Baer und Martin Zeller gestalteten kenntnisreich, mit hohem Geschick und riesiger Eleganz aus und schufen mit dem subtilen Begleiten von Martin Zimmermann gern Gehörtes, musikalisch Kostbares. Das Überleiten von einer Komposition zur andern geriet fliessend. Eine einherperlende Fülle von Akkorden gestattete das neue Stimmen der Streichinstrumente ohne irgendwelche Zäsuren.
Man nahm an dieser Kurzweil noch so gerne Anteil, liess sich bereitwillig einstimmen und mittragen, staunte über das einfühlsame, stimmungsreiche Ausdrücken und verfolgte die Leichtigkeit des Spielens mit gebührender Aufmerksamkeit.

Man wähnte sich zuweilen an Wasserkaskaden, die an irgendeinem Berghang runterpurzeln, die sich vermengen, aufteilen, munter oder ungeduldig ihren Weg nehmen, eine klare Ganzheit sind, sich aufteilen, kurz verharren, dann stürmisch weiterdrängen und erst dort zur Ruhe kommen, wo sich eine ebene Fläche ergibt. Derart wechselvoll und weit fassend war das Ausgestalten.

Bereitwillig ausgespielt und hoch willkommen war die Zugabe, die sich an einem mehrtönigen Kirchengeläute nach den kreativen Vorstellungen von Marin Marais orientierte. Die Wärme und erfüllende Vielfalt des Gehörten liessen die garstige Kälte mit dem Verlassen der Kirche vergessen. Reichhaltigkeit durfte mitgenommen werden.