Bauern fördern Lebensraum-Netz für Wildtiere

In allen drei Glarner Gemeinden engagieren sich Landwirte für die Vernetzung von naturnahen Lebensräumen. Diesen Sommer haben Studierende der ETH Zürich die Wirkung eines solchen Projektes in Glarus Süd auf drei Tierarten untersucht: Das Resultat ist erfreulich, zeigt aber auch Verbesserungsmöglichkeiten auf.



Glarus Süd: Enges Nebeneinander von intensiv und extensiv genutzten Wiesen und Strukturen wie Gebüschen
Glarus Süd: Enges Nebeneinander von intensiv und extensiv genutzten Wiesen und Strukturen wie Gebüschen

Wie Bauern ihr Land bewirtschaften, entscheidet, ob und welche einheimischen Tiere und Pflanzen dort leben können. Im Glarnerland betrifft das immerhin fast einen Drittel der ganzen Kantonsfläche. Aus diesem Grund bekommen Landwirte Beiträge, wenn sie auf ihren Betrieben naturnahe Lebensräume fördern. Diese Flächen müssen aber von guter Qualität sein, nah genug beieinanderliegen oder durch «Trittsteine» miteinander verbunden sein, damit sie für die Tiere und Pflanzen erreichbar sind. Dieses Ziel verfolgen Glarner Landwirte, die sich an einem Vernetzungsprojekt beteiligen.

Qualität und Quantität wichtig


Im Sommer haben Studierende der ETH Zürich die Wirkung des Vernetzungsprojektes von Glarus Süd untersucht. Im Rampenlicht standen eine Heuschrecke, ein Vogel und ein Schmetterling. Gemäss der Studie hat das Projekt die Lebensraum-Situation für alle drei Arten verbessert. Am meisten profitierte nach Ansicht der Studierenden die Rotflügelige Ödlandschrecke, die in Trockenwiesen lebt. Ihre Lebensräume hätten im Projektgebiet zugenommen und seien besser miteinander verbunden. Das ist erfreulich: Die Weibchen dieser Heuschrecken-Art sind nämlich wenig wanderfreudig und entfernen sich nur rund 300 Meter von ihren Wiesen. Im Gegensatz zu ihnen erreicht der Schwarzgefleckte Bläuling auch mehrere Kilometer entfernte Flächen: Bei diesem Schmetterling sei deshalb stärker auf die Qualität seiner Lebensräume zu achten. Auch die Grösse der Habitate spielt eine Rolle. So haben die Lebensraum-Gebiete des Hausrotschwanzes im Projektgebiet zwar zugenommen. Der bedrohte Singvogel braucht Hochstammobstgärten mit extensiv genutzten Landwirtschaftsflächen in unmittelbarer Nähe. Hier sei aber die geringe Grösse der einzelnen Flächen nach wie vor kritisch, lautet das Fazit der Studie. Solche Hinweise sind wertvoll. Sie dienen dazu, die in Vernetzungsprojekten vereinbarten Massnahmen zu überprüfen und wo nötig anzupassen, damit die Anstrengungen und die eingesetzten Mittel den gewünschten Erfolg bringen.

Ökologische Stabilität fördern


Auf der Suche nach Nahrung, Ruheplätzen und Artgenossen wechseln Wildtiere täglich mehrmals ihren Standort. Noch weiter wandern sie im Laufe eines ganzen Jahres. Die zurückgelegte Distanz hängt von ihren Bedürfnissen und ihrer Wanderfähigkeit ab. Im Alltag sind ihre Ausbreitungsmöglichkeiten aber oft stark eingeschränkt: Geeignete Lebensräume liegen zu weit auseinander oder sind wegen unüberbrückbaren Hindernissen nicht erreichbar. Das kann fatal sein: Lokale Populationen sterben aus, wenn sich die Bedingungen in ihrem Lebensraum zu stark verschlechtern und die Tiere nicht auf andere Gebiete ausweichen können. Zudem braucht es den Austausch zwischen Artgenossen aus verschiedenen Gebieten, damit ihre Populationen genetisch fit bleiben.

Vernetzungsprojekte im Glarnerland

Im Glarnerland laufen zurzeit fünf Vernetzungsprojekte: Je eines wird in Glarus Süd und Glarus sowie in den Gebieten Kerenzerberg-Mollis, Schwändital-Obersee und in der Region Riet-Niederurnen-Bilten durchgeführt. Durch eine angepasste Bewirtschaftung fördern Landwirte in diesen Gebieten die Vernetzung von Lebensräumen, die für unsere Region typisch sind und erhöhen deren Qualität. Damit helfen sie, die Artenvielfalt im Landwirtschaftsgebiet wieder zu erhöhen. Das Mitmachen bei diesen Projekten ist für die Landwirte freiwillig und wird mit Zusatzbeiträgen von Bund und Kanton honoriert. Mit der Teilnahme an einem Vernetzungsprojekt verpflichten sich die Bauern aber für mehrere Jahre. Das soll eine gewisse Langfristigkeit der Massnahmen garantieren. Der Landrat wird demnächst für die zweite Periode von 2018 bis 2021 einen Verpflichtungskredit zu gewähren haben.